
Vermögen wird oft einseitig interpretiert und vor allem mit Materiellem in Verbindung gesetzt. Dieses Verständnis greift zu kurz. Vermögen ist weit vielschichtiger. Auch Immaterielles wie familiäre Werte, kulturelle und persönliche Traditionen oder die Vorstellung zur Lebensführung und Bildung einer Familie zählen dazu. Warum ist es gerade in der treuhänderischen Tätigkeit massgebend, solche immateriellen Aspekte miteinzubeziehen?
Immaterielle Werte können wesentlich dazu beitragen, die finanzielle Unabhängigkeit und den Erfolg einer Familie langfristig zu gewährleisten. Sie können das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Vermögen entscheidend stärken. Dafür braucht es das grundlegende Verständnis, dass Vermögen nicht nur Privilegien, sondern auch Verantwortung mit sich bringt – die Verantwortung, umsichtig mit dem Familienvermögen umzugehen. Das bildet eine wichtige Grundlage für eine langfristig ausgerichtete Vermögensstruktur.
Vermögen ist stets äusseren Einflüssen ausgesetzt
Seit jeher wird Vermögen über Steuern und Abgaben zur Finanzierung staatlicher Ausgaben herangezogen. Dazu werden gesetzgeberische Vorgaben und internationale Standards erlassen, die den individuellen Handlungs- und Gestaltungsspielraum massgebend mitbestimmen. Die Finanzdienstleistungsbranche – dementsprechend auch die Treuhandbranche – wird besonders stark von Entwicklungen im internationalen Steuerrecht, in der Compliance oder den globalen Bestrebungen zur umfassenden Transparenz in Vermögensangelegenheiten beeinflusst. Demzufolge erhöhen sich der Beratungs-, Überprüfungs- und Verwaltungsaufwand und die Dokumentationspflicht.
Die Finanzdienstleistungsbranche unterliegt auch weiteren Einflüssen und Dynamiken, die oft schwer vorhersehbar sind. Dies verlangt kontinuierliche Anpassungen in den Geschäftsmodellen und Investitionen, etwa in das Know-how von Mitarbeitenden und in IT-Lösungen, mit denen die Effizienz von Arbeitsprozessen zum Nutzen der Kunden gestärkt werden kann. Der eigentliche Fokus einer Treuhandtätigkeit aber verbleibt auf dem langfristigen Schutz und Erhalt von Familien- und Unternehmervermögen. Dazu gehört die Strukturierung von Vermögen über Rechtsträger unter Berücksichtigung von grenzüberschreitenden Sachverhalten, ebenso wie das Grundverständnis, was Vermögen für eine Familie oder eine Gesellschaft bedeutet und welcher Zweck einem langfristigen Vermögenserhalt zugrunde liegen soll.
Weitsicht und Flexibilität
Die Finanzdienstleistungsbranche zählt weltweit zu jenen Branchen, die am stärksten reguliert sind. Sie bildet die Schnittstelle zur Realwirtschaft und unterliegt den Einflüssen und Dynamiken aus Wirtschaft, Politik und supranationalen Organisationen besonders stark. Die Branche muss sich konsequent an den regulatorischen Erfordernissen orientieren, gleichzeitig aber agil und im höchsten Mass kundenorientiert handeln.
Das gilt auch für die Treuhandbranche. Regulierungsvorgaben beeinflussen die Branche in einem hohen Masse und ihre Einhaltung ist massgebend für eine stabile und sichere Unternehmensausrichtung. Vermögensstrukturen müssen den aktuellen Rahmenbedingungen, regulatorischen Anforderungen und grenzüberschreitenden Sachverhalten entsprechen. Gleichzeitig dürfen sie nicht zu starr aufgesetzt werden, damit sie im Lauf der Zeit an Veränderungen – die heute mitunter noch nicht absehbar sind – angepasst werden können. Das bedingt Weitsicht und Flexibilität.
In Generationen denken
Vielen Unternehmerfamilien weltweit steht in den kommenden Jahren ein Generationenwechsel bevor, wodurch sich die Nachfrage nach geeigneten Nachfolge- und Unternehmenslösungen weiter erhöhen wird. Auch lässt sich ein signifikanter Vermögensanstieg in verschiedenen Jurisdiktionen beobachten, was gerade in unsicheren Zeiten den Bedarf nach Lösungen zum Vermögensschutz zusätzlich stärkt. Gleichzeitig wird der Regulierungsdruck auf Vermögen anhalten. Entsprechend zentral ist es, die Entwicklungen insbesondere im steuerrechtlichen, geopolitischen und technologischen Bereich vorausschauend zu beobachten, um Chancen und Herausforderungen frühzeitig evaluieren zu können.
Bei Vermögensstrukturen gilt der Grundsatz, heute jenes stabile Fundament zu bauen, mit dem Vermögen in der Zukunft langfristig Bestand haben kann – sei das Umfeld noch so volatil, komplex und wenig vorhersehbar. Dazu braucht es ein Denken in Generationen, das bei all den regulatorischen Erfordernissen den Fokus für das Wesentliche bewahrt: die materiellen und immateriellen Vermögenswerte, um die es bei einer Vermögensstruktur geht, und die Menschen, die dahinterstehen.
Liechtenstein: Standort für Generationen
Der liechtensteinische Finanzplatz ist ein unabhängiges Kompetenzzentrum für Vermögen und ein anerkannter Partner auf europäischer und internationaler Ebene. Auch erhält Liechtenstein wiederkehrend ein AAA-Länderrating bescheinigt. Im diesjährigen Länderrating überzeugt Liechtenstein einmal mehr durch die ausgeprägte Stabilität auf allen Ebenen, die hohe politische Effektivität und den umsichtigen regulatorischen Rahmen. In Kombination mit dem ausgeprägten Verständnis für Eigentumsrechte bietet Liechtenstein wesentliche Voraussetzungen als Standort, an dem Vermögen langfristig und über Generationen hinweg ausgerichtet werden kann.
Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein . CEO und geschäftsführende Verwaltungsrätin