Am 22. Juni 1948 wurde Industrie- und Finanzkontor in das damalige Öffentlichkeitsregister eingetragen. Mitglieder des Fürstenhauses Liechtenstein gründeten das Unternehmen, um nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Vermögen wiederherstellen und zielgerichteter verwalten zu können. Es zeigte sich, dass insbesondere die langfristige Absicherung von Vermögen ein zentrales Thema bildete.

Im Zuge der Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges waren zahlreiche Vermögenswerte abhandengekommen und Existenzgrundlagen vernichtet worden. Diese Ereignisse hatten das Bewusstsein manifestiert, dass Vermögenswerte – materieller und immaterieller Natur – jederzeit verloren gehen konnten.  

Bereits Ende der Vierzigerjahre setzte in Westeuropa ein sich rasch vollziehender Wirtschaftsaufschwung ein, wodurch in relativ kurzer Zeit neues Vermögen und gesellschaftlicher Wohlstand aufgebaut werden konnte. In Deutschland trug die Wirtschaftspolitik unter der Leitung von Ludwig Erhard massgeblich zum Wirtschaftswunder bei. Auch in anderen europäischen Ländern führte der Wiederaufbau zu Wirtschaftswachstum.

In Nordeuropa herrschte jedoch Angst vor einem Einmarsch sowjetischer Truppen. In Italien und Frankreich bestand die Gefahr einer Machtübernahme durch kommunistische Parteien. Der kalte Krieg war in vollem Gange, eine sichere Zukunft war trotz internationaler Übereinkommen ungewiss. Geprägt von den Verlusten, die mit den Kriegsjahren einhergegangen waren, wünschten sich die Menschen aber vor allem eines: Schutz für ihre Familien und eine Absicherung von Vermögenswerten vor erneutem Verlust. Der Aspekt Schutz gewann zunehmend an Bedeutung.

Liechtenstein: ein sicherer Standort

Liechtenstein wurde als ein neutraler und sicherer Standort gesehen. Die Grundlagen dafür wurden bereits in den Zwanzigerjahren gelegt:

Fürst und Regierung legten einen wesentlichen Fokus auf die wirtschaftliche Entwicklung Liechtensteins und eine schlanke Verwaltung. Industrie- und Finanzkontor entwickelte sich im Verlauf der Zeit zu einem führenden Treuhandunternehmen mit einer Tradition in der Vermögensstrukturierung zum Schutz und langfristigen Erhalt von Vermögen und Werten. Die Wurzeln von Industrie- und Finanzkontor im Fürstenhaus Liechtenstein – das auf eine über 900-jährige Familiengeschichte zurückblicken kann – prägten das dafür notwendige Verständnis für Vermögen und das Verantwortungsbewusstsein für die nächsten Generationen.

Wo wir heute stehen

Geopolitische Umwälzungen, kriegerische Konflikte und geldpolitische Verwerfungen führen dazu, dass nationale Gesetze um internationale Standards erweitert werden, die von den grossen Staaten vorgegeben und über internationale Organisationen wie beispielsweise der OECD vorangetrieben werden. Hinzu kommen gesellschaftliche Gleichheitsbestrebungen und eine allgemein gesellschaftskritische Haltung gegenüber allem, was mit Vermögen zu tun hat. Sie gefährden Eigentumsrechte.

Für eine stabile Gesellschaft und Wirtschaft aber sind Eigentumsrechte eine Notwendigkeit. Wettbewerb ist die Essenz für eine gesellschaftliche Wohlentwicklung. Die Privatsphäre bildet eine Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit. Heute aber geben die Anerkennung eines diffusen Kollektivismus‘ und das Streben nach einer fehlgedeuteten Gleichheit die Richtung vor. In solch einem Umfeld gewinnt der Wunsch nach Sicherheit und einem legitimen Schutz für Familie, Unternehmen und Vermögen einmal mehr an Bedeutung.

Seit 75 Jahren stehen wir bei Industrie- und Finanzkontor im Dienst von Familien und Unternehmern. Wir fokussieren uns auf den langfristigen Erhalt und die generationenübergreifende Sicherung von Vermögen und Werten. Wir bauen und verwalten Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts oder andere Gesellschaftsformen, die den gegenwärtigen internationalen Anforderungen entsprechen und gleichzeitig flexibel genug sind, damit sie an zukünftige Veränderungen angepasst werden können. Dabei betrachten wir sowohl ein Vermögen als auch eine Familie stets aus einem holistischen Blickwinkel.

Wie wir die Zukunft sehen

Es gilt, sich vom Trugschluss zu lösen, dass Vermögensschutzlösungen aus zweifelhaften oder steuerlichen Gründen motiviert wären. Der rechtmässige Schutz von Vermögen und Werten ist ein legitimes und nachvollziehbares Grundbedürfnis, das seit jeher zum menschlichen Dasein gehört. Das Denken in Generationen, das über treuhänderische Vermögensstrukturen umgesetzt wird, ist Ausdruck für ein grosses Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem, was man erschaffen hat und jenen, die es weitertragen sollen. Dies spiegelt sich in der Tätigkeit von Industrie- und Finanzkontor.

In diesem Sinne sind wir bereit für die kommenden 75 Jahre. Wir werden die Entwicklungen im technologischen, regulatorischen und geopolitischen Bereich genau beobachten, um frühzeitig die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken zu evaluieren und die Möglichkeiten für die Vermögensstrukturierung und den Vermögenserhalt vorausschauend und zu Gunsten unserer Kunden auszubauen.

Würden sie sich auf den Rathausplatz stellen und Flyer verteilen mit Angaben zu ihrer Person, ihrem Familienstand, Wohnort, Bank- und Wertschriftenguthaben und anderen Informationen? Sehr wahrscheinlich nicht. Transparenzregister – etwa das Verzeichnis wirtschaftlich berechtigter Personen (VwbP) oder das zentrale Kontenregister (ZKR), beide auch in Liechtenstein angewendet – enthalten jedoch solche Informationen und die Personengruppen mit Zugang dazu sind ziemlich weit gefasst.

Deshalb hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) im November 2022 die vierte und fünfte EU-Geldwäschereirichtlinie, die solche Register vorschreiben, teilweise für ungültig erklärt. Der Eingriff in die Privatsphäre sei zu gross, der Schutz von personenbezogenen Daten nicht gewährleistet. Der EuGH argumentierte, dass Verhütung von Geldwäscherei oder Terrorismusfinanzierung nicht an die Allgemeinheit abgewälzt werden könne. 2016 erklärte der EuGH auch die Vorratsdatenspeicherung für ungültig, weil eine anlasslose Speicherung von Daten sich europäischen Grundrechten widersetze. Dennoch werden weiter Daten auf Vorrat gespeichert. Solch ordnungspolitische Mängel werden toleriert, wie auch die teils widersprüchliche Gesetzgebung, die vorherrscht. Die Wirtschaft muss damit umgehen.

Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt wurde der Ruf nach Transparenz laut und Warnsignale mit Blick auf den «gläsernen Menschen» wurden weggewischt. Heute stehen wir genau dort. Das Recht auf Privatsphäre löst sich auf im Sog gesellschaftlicher Gleichheitsbestrebungen und einer «Verkriminalisierung» von Bürgern durch internationale Organisationen. Dies ist ein grosser ordnungspolitischer Mangel, aber kaum jemand stört sich daran. Wir stehen in einer Zeit, in der alles mit einem Vermögensbezug unter Generalverdacht steht.

Zudem ist die Welt sehr fragil geworden: Geopolitische Umwälzungen, kriegerische Konflikte, geldpolitische Verwerfungen etc. führen zu Instabilitäten und Verunsicherung. Für eine intakte Gesellschaft und Wirtschaft aber sind Sicherheit und Stabilität zentral. Je mehr die missverstandene Transparenz zunimmt, desto mehr wird deshalb der Bedarf nach Vermögensschutz steigen. Dabei gilt es, sich vom Trugschluss zu lösen, dass Vermögensschutzlösungen aus zweifelhaften oder steuerlichen Gründen motiviert wären. Der rechtmässige Schutz von Vermögen und Werten ist ein legitimes Grundbedürfnis.

Liechtenstein ist im weltweiten Vergleich ein robuster, stabiler und innovativer Staat. Der Finanzplatz beweist Wandlungsfähigkeit und bewährt sich auf globaler Ebene als verlässlicher Partner. Er geht konform mit europäischen und internationalen Standards und steht in einer langen Tradition von Vermögensschutz, Private Banking und Vermögensverwaltung über Generationen. Liechtensteinische Rechtsträger wie etwa die Stiftung sind kraft der EWR-Mitgliedschaft grundsätzlich in allen EU-Staaten anzuerkennen, auch wenn es noch immer Staaten gibt, die diesbezüglich mit Unwissenheit auffallen.

Das Stiftungsrecht bietet mit der Stiftung ein Instrument, das der langfristigen Vermögensausrichtung eine hohe Gestaltungsfreiheit einräumt. Private und gemeinnützige Zwecke können kombiniert und im Lauf der Zeit unterschiedlich stark ausgeprägt werden. Eine Vermögensstrukturierung über eine Stiftung bedingt immer, dass sie aktuellen Rahmenbedingungen entspricht und flexibel genug bleibt, um an Veränderungen angepasst werden zu können. Das setzt eine hohe Beratungskompetenz voraus. Zudem wird vor Einbringung von Vermögenswerten oft ein Steuer-Ruling mit den relevanten Steuerbehörden gemacht, um zukünftige Fragen bereits beurteilen zu können.

In Zeiten erheblicher Transparenz wird rechtmässiger Vermögensschutz ein wesentliches Thema. Unser Finanzplatz hat bewiesen, dass er Veränderungen offen gegenübersteht und gleichzeitig seiner Tradition folgen kann. Er steht für ein Denken in Generationen, entsprechend sind auch Treuhanddienstleistungen in Generationen zu denken. Vermögensschutz in Zeiten von Transparenz heisst, heute das morgen zu antizipieren. Dafür stehen der liechtensteinische Finanzplatz und der liechtensteinische
Treuhandstandort.

Das gestrige Finance Forum Liechtenstein stand ganz im Zeichen der Zukunft, angesichts aktueller geopolitischer Machtverschiebungen, wirtschaftlicher Instabilitäten und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Finanzindustrie.

In einem von Reto Lipp moderierten Panel diskutierten unser Executive Chairman S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein und Dr. Thomas Zwiefelhofer, Mitglied des Group Board der First Advisory Group, über die Herausforderungen und Chancen, mit denen sich der Finanzplatz Liechtenstein in Zukunft befassen wird können.

S.D. Prinz Michael nahm in Vertretung von I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, die aus wichtigen familiären Gründen leider verhindert war, an dem Panel teil. Er argumentierte, dass eine der grössten Herausforderungen der vorherrschende Fachkräftemangel sei und dies nicht nur in Liechtenstein, sondern in ganz Europa. Zudem sei die Finanzbranche durch eine exzessive Regulierung übermässig verbürokratisiert. Dies hemme die Innovationskraft, die aber notwendig ist, um die zukünftigen Herausforderungen meistern zu können.

Schließlich ist S.D. Prinz Michael davon überzeugt, dass ein Unternehmen umso flexibler auf Veränderungen reagieren kann, je agiler und kundenorientierter die Organisationsstruktur ist. Und hochqualifizierte Mitarbeiter bilden dabei ein wesentliches Element.

Erfahren Sie mehr zum Finance Forum im Beitrag, der vom Liechtensteiner Vaterland verfasst wurde.

Anlässlich des bevorstehenden Finance Forums spricht I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, im nachfolgenden Interview mit Dunja Goop, Chefredakteurin der liechtensteinischen Wochenzeitung Wirtschaft Regional, über die Zukunft und Gegenwart des Finanzplatzes, den Wandel in der Treuhandbranche und die Herausforderungen bei der Vermögensverwaltung.

Prinzessin Gisela, wie sehen Sie die Zukunft des Liechtensteiner Finanzplatzes?
Prinzessin Gisela Bergmann: Wir bewegen uns in einer fragilen, komplexen Welt. Die Basis der Finanzindustrie, Erspartes und Erwirtschaftetes zu sammeln und der Wirtschaft in Form von Kapital gezielt zur Verfügung zu stellen, bleibt jedoch unverändert. Die Finanzindustrie bildet eine wichtige Schnittstelle zur Realwirtschaft, entsprechend muss sie sich und ihre Finanzprodukte anpassen, das ist nicht neu. Globalisierung und Tech­nologie haben aber die Geschwindigkeit erhöht, mit der dies vollzogen werden muss. Deshalb ist es zentral, dass die Finanzindustrie und der Finanzplatz die Entwicklungen im technologischen, regulatorischen und geopolitischen Bereich genau beobachten, um vor allem für Kunden Chancen und Risiken vorausschauend evaluieren zu können. Unser Finanzplatz profitiert von seiner Kleinheit, da sie ihm die Agilität verleiht, um sich vorausschauend an den Wandel anzupassen.

Und wo steht der Finanzplatz heute?
Der Finanzplatz ist sehr gut aufgestellt. Es gibt ein klares Bekenntnis aller Finanzplatzakteure zu einer auf Langfristigkeit, Qualität und Stabilität gründenden Ausrichtung. Entsprechend hat er sich auf internationaler Ebene als verlässlicher Partner bewährt. Er ist konform mit europäischen und internationalen Standards, sehr gut vernetzt, in wichtigen Organisationen vertreten und beweist Innovationskraft. Er steht in der Tradition von Vermögensschutz, Private Banking und Vermögensverwaltung über Generationen hinweg. Zudem ist er in ein Umfeld eingebettet, das als Alleinstellungsmerkmal eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität bietet. Dies sind Faktoren, die unserem Finanzplatz Stärke und Widerstandskraft verleihen.

Wo sehen Sie den Finanzplatz in fünf bis zehn Jahren?
Politisch und wirtschaftlich instabile Zeiten erhöhen den Bedarf nach Schutz und Sicherheit. Dem kann unser Finanzplatz nachkommen, da hier eine lange Tradition und grosses Know-how vorhanden sind und die Kernkompetenzen der Finanzplatzakteure liegen. Mit Blick auf die technologische Entwicklung wird sich in Zukunft einiges tun, etwa im Bereich Tokenisierung oder künstlicher Intelligenz zur Steigerung der Kosten-, Verwaltungs- und Prozesseffizienz oder zur Entwicklung von personalisierten Angeboten. Es besteht aber die Gefahr, dass die Innovationskraft und unternehmerische Handlungsoptionen durch die stetig zunehmende Regulierung zu stark eingeschränkt werden könnten. Deshalb gilt es, achtsam zu sein und die Vorgaben von aussen grössenverträglich und wirtschaftsfreundlich umzusetzen.

Inwieweit hat sich die Treuhandbranche in den vergangenen Jahren gewandelt?
Die Treuhandbranche beteiligt sich aktiv an der Weiterentwicklung des Finanzplatzes. Hervorzuheben ist hier die Totalrevision des Treuhändergesetzes, mit der das Governance-System und Risikomanagement gestärkt wurden. Auch hat sie sich vertieft mit Reporting-Standards und der Sorgfaltspflichtgesetzgebung auseinandergesetzt. Gemeinsam mit dem liechtensteinischen Bankenverband hat die liechtensteinische Treuhandkammer zudem die Projektinitiative ergriffen, mit der eine zukunftsweisende Positionierungs- und Kommunikationsstrategie für den Finanzplatz entwickelt wurde. Das Ganze mündete in einem Public-Private-Partnership-Modell, das als Liechtenstein Finance bekannt ist. Dies sind ein paar Beispiele. Unsere Branche ist ein wichtiger Bestandteil des Finanzplatzes und trägt einen beachtlichen Anteil zur Bruttowertschöpfung Liechtensteins bei.

Ist es heute schwieriger Vermögen zu verwalten als noch vor ein paar Jahren?
Die Welt ist komplexer geworden und damit auch die Kundenbedürfnisse anspruchsvoller. Dazu kommt heutzutage die Komplexität von Regulatorien. Wir bei Industrie- und Finanzkontor entwickeln und verwalten treuhänderische Vermögensstrukturen über mehrere Generationen. Diese Generationen-Komponente bringt die Herausforderung mit sich, Vermögensstrukturen derart zu entwickeln, dass sie den aktuellen Rahmenbedingungen entsprechen, aber auch flexibel genug bleiben, um sie an zukünftige Veränderungen anpassen zu können.

Das diesjährige Finance Forum - welches am 09. Mai 2023 in Vaduz durchgeführt wird und Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien nach Vaduz holt - steht unter dem Leitthema: Die Finanzwelt der Zukunft?

Den Auftakt zu dieser Finanztagung bildet die Konferenzbroschüre. In einem Kurzinterview stehen I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, und Dr. Thomas Zwiefelhofer - die am 09. Mai gemeinsam über die Zukunft des Finanzplatzes sprechen werden - Rede und Antwort auf folgende Fragen:

Das ganze Interview finden Sie als Download.

Am 09. Mai 2023 findet das Finance Forum Liechtenstein mit überregionaler Ausstrahlung statt.

Die führende Finanztagung vernetzt hochkarätige Entscheidungsträger der Finanzbranche aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und bietet vielseitige Referate, anregende Diskussionsrunden und informative Workshops.

I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, wird gemeinsam mit Dr. Thomas Zwiefelhofer über die aktuellen Herausforderungen, die zukünftigen Chancen und die Positionierung des liechtensteinischen Finanzplatzes auf internationaler Ebene diskutieren.

Schauen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder vorbei, wir halten Sie auf unserer Webseite auf dem Laufenden.

Digital Liechtenstein ist eine Standortinitiative unter dem Patronat des liechtensteinischen Fürstenhauses und der liechtensteinischen Regierung und hat zum Ziel, Liechtenstein zu einem führenden digitalen Wirtschaftsstandort zu entwickeln.

Das Board besteht aus strategischen Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und beschäftigt sich insbesondere damit, geeignete Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Digitalstandorts Liechtenstein zu schaffen. Eine wesentliche Aufgabe des Board ist die Erstellung einer Roadmap für den digitalen Wirtschaftsstandort.

I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, ist per März 2023 ins Board von Digital Liechtenstein aufgenommen worden.

Dass Demokratie perfekt oder der Weisheit letzter Schluss sei, behauptet niemand. Eher würde gesagt, dass Demokratie die schlechteste aller Regierungsformen sei, abgesehen von denen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert würden. Und dennoch habe sie sich bislang als die beste Form für gemeinschaftliches Zusammenleben erwiesen, äusserte sich Winston Churchill in einer Rede vor dem britischen Unterhaus im November 1947, nachdem der Zweite Weltkrieg und der Schrecken der NS-Herrschaft zu Ende gegangen waren.

Die westliche Welt sieht Demokratie als Garantin für die Freiheit und Selbstbestimmung des Volkes. Freiheit und Selbstbestimmung bilden zentrale Grundwerte und die Demokratie das geeignete Instrument, um sie leben und erhalten zu können. So wird Demokratie als Herrschaftsform anerkannt, ohne ihre Entwicklung zu hinterfragen. Ein Trugschluss. Denn Demokratie braucht Wachsamkeit und gelegentliche Korrektive, damit sie langfristig Bestand haben kann und ihre Errungenschaften sich verteidigen lassen. Churchill erkannte die Tücken und mahnte vor Blauäugigkeit.

Vor rund zweihundert Jahren analysierte Alexis de Tocqueville die amerikanische Demokratie, die Vorbild für die Entwicklung europäischer Demokratien war. Er lobte den Gedanken, allen Bürgern ein Leben in Freiheit, Selbstbestimmung und Rechtsstaatlichkeit zu ermöglichen, und das Ansinnen, dies über eine ausgewogene Gewaltenteilung sicherzustellen. De Tocqueville sah aber auch die Gefahren, die langfristig aus einer Demokratie resultieren können, und warnte davor: einem Streben nach Gleichheit, einer Diktatur der Mittelmässigkeit, einem lähmenden Wohlfahrtsstaat.

Europa ist heute auf diesem Weg. Vom europäischen Wohlfahrtssystem, das sich wie die Made im Speck etabliert hat, bis hin zu einem unersättlichen Umverteilungsstreben, das sich unter dem Deckmantel von «Gleichheit und Gerechtigkeit» tarnt. Kaum wahrnehmbar entfernen sich Europas Staaten von einem freiheitlichen Demokratiesystem und verrennen sich in eine demokratisch anmutende Technokratie mit Hang zur Mittelmässigkeit.

Eine sich schleichend entwickelnde autoritäre Technokratie ist genauso gefährlich wie die Systeme, die wir, die westliche Welt, anprangern. Es gibt autoritäre Systeme, etwa die Republik Singapur, die die Rechte und die Freiheiten des Einzelnen besser schützen als manch europäische «Demokraten», die bürgerliches Mit- und Selbstbestimmungsrecht in kleinen Schritten durch staatliche Kontrolle und Bevormundung ersetzen. Das geschieht nicht allein durch die Europäische Union, sondern auch durch Verwaltungen und Regierungen der Nationalstaaten, die Brüssel und andere Institutionen – die keine demokratische Rechenschaftspflicht haben – als ihre Erfüllungsgehilfen einspannen.

Als Beispiel die Harmonisierung der europäischen Sozialsysteme: Sie suggeriert eine Illusion sozialer Sicherheit für Arbeitnehmer in Staaten wie Rumänien, Polen oder der Slowakei. De facto aber ruiniert sie ihre Existenzbasis, weil damit das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern gelähmt wird, mit entsprechendem Rückkopplungseffekt auf Länder wie Deutschland oder Frankreich. Auch die Vorratsdatenspeicherung ist ein Beispiel, wie die bürgerliche Selbstbestimmung schrittweise von Kontrolle und Bevormundung zersetzt wird. Die Politik argumentierte für Vorratsdatenspeicherung als Mechanismus zur Aufklärung von schweren Straftaten, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entlarvte sie jedoch als Instrument zur Kontrolle der Bürger und verwies darauf, dass sie der europäischen Menschenrechtskonvention widerspricht.

Ungehört dessen erheben und speichern europäische Nationalstaaten persönliche Daten. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum zeigt, dass eine Institution, die gemäss Auftrag unabhängig von der Politik agieren müsste, mit ihrer Geldpolitik die staatliche Ausgabenpolitik befördert, zum Nachteil von Bürgern und Sparern. Relevante Akteure scheinen allzu oft zu vergessen, welche Auswirkungen ihr Geschäftsgebaren auf das Volk hat, in dessen Interesse sie eigentlich handeln sollten.

Europa muss sich verstärkt auf seine Vielfalt und seine Grundfreiheiten besinnen, die Subsidiarität stärken und den innereuropäischen Wettbewerb fördern, wenn es geeint und schlagkräftig werden will. Damit das westliche Demokratieverständnis langfristig wirken und überleben kann, braucht es heute mehr denn je eine Rückkehr zu Dezentralisierung, freier Marktwirtschaft, einem freien Unternehmertum, einem freien Wettbewerb und dem Subsidiaritätsprinzip sowie eine unbedingte Unabhängigkeit von Justiz und EZB von der Politik. Überregulierung, Bürokratisierung oder Harmonisierung sind schädlich, schalten regionale Selbstbestimmung, individuelle Freiheit und persönliche Eigenverantwortung aus. Es gibt viele Beispiele, wovon die Schweiz wohl das beste ist, die mit ihrem Föderalismus beweisen, dass Demokratie in kleineren Einheiten besser funktioniert und die Rechenschaftspflicht stärker vorhanden ist, wenn sich die Politik nah am Bürger bewegen muss.

Politische Akteure dürfen nicht aufgrund negativer Einzelfälle in Wirtschaft oder Gesellschaft in eine Haltung verfallen, die eine «alternativlose» Verbots-, Kontroll- und Regulierungskultur fördert. Damit werden negative Einzelfälle in der Zukunft nicht verhindert, vielmehr werden unbescholtene Bürger dafür in Geiselhaft genommen, und das demokratische Mitwirkungs- und Kontrollrecht wird geschwächt. Auch darf es nicht sein, dass Institutionen, die kaum demokratische Rechenschaftspflicht haben, wie etwa die EZB, über ihre Geschäftspolitik gegen die eigene Aufgabe handeln.

Eine freiheitliche Demokratie bedeutet, das Ohr beim Volk zu haben, sich nicht von lauten Minderheiten instrumentalisieren oder von Einzelfällen ins Bockshorn jagen zu lassen, den Staatsapparat schlank und beweglich zu halten und den Bürgern zuzutrauen, dass sie ihr Leben eigenverantwortlich gestalten können und fähig sind, ihre Rechte und Pflichten auszuüben. Das bedingt, dass sich staatliche Institutionen und supranationale Organisationen als Dienstleister der Bürger verstehen und nicht als deren Überwacher. Technokratie verlangt vom Bürger eine allumfassende Rechenschaftspflicht gegenüber dem Staat und hebelt Privatsphäre und Grundrechte aus.

Die eigene Rechenschaftspflicht gegenüber dem Bürger vergisst sie. Warum ein Staat als Monopolunternehmen nicht nur ein ineffizientes Unternehmen ist, sondern vielmehr eine Gefahr für die Menschheit darstellt, lässt sich im Buch «Der Staat im dritten Jahrtausend» von Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein nachlesen. Die eigentliche Form einer Demokratie entspräche dem Grundgedanken, Bürger vor Übergriffen – insbesondere von staatlicher Seite – zu schützen, ihre Grundrechte zu garantieren sowie ein friedvolles Miteinander in Freiheit zu ermöglichen.

Das europäische Demokratieverständnis steht an einem Scheideweg. Interessanterweise stellen die entscheidenden Vertreter sogenannter liberaler Demokratien ihr System als die beste Herrschaftsform dar, zeigen aber die grösste Mühe darin, über bürgerliche Freiheiten zu sprechen und sie zu fördern. Wenn sie über Bürger sprechen, dann mehrheitlich über deren Pflichten. Zu guter Letzt gilt es sich ins Bewusstsein zu rufen, dass Technokraten sich primär als Diener des Verwaltungssystems verstehen und weniger als Bürger, die sich dem Dienst gegenüber ihren freien Mitbürgern verschrieben haben.

Das Fürstentum Liechtenstein ist ein kaum erkennbarer Punkt auf der Weltkarte. Ein kleines Land, das Fragezeichen hervorrufen kann, weil uns ein Gegenüber im ersten Augenblick nicht richtig zuordnen kann. Wundern darf man sich nicht darüber und ärgern schon gar nicht. Schliesslich zählt Liechtenstein nun einmal zu jenen Ländern der Welt, die flächenmässig unbedeutend sind und eine kleine Bevölkerung aufweisen – und dennoch souveräne Staaten sind. Meist staunt man bei genauerer Betrachtung dann auch, welche Wirtschaftskraft in dieser Kleinheit steckt.

Liechtenstein ist eines der am meist industrialisierten Länder der Welt und Heimat von Unternehmen, die zu den weltweiten Marktführern zählen. Die Volkswirtschaft ist breit diversifiziert, was im weltweiten Vergleich nahezu einzigartig ist. Sie setzt sich neben globalen Unternehmen aus zahlreichen Klein- und Mittelunternehmen zusammen, die in unterschiedlichen Sektoren tätig sind und das starke Rückgrat von Gesellschaft und Wirtschaft bilden. Hinzu kommt die Lage im Herzen Europas. Wir sind umgeben von friedlichen Nachbarstaaten. Diese Rahmenbedingung ermöglicht es uns, uns auf unsere Leistungsfähigkeit zu konzentrieren. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass dies nicht selbstverständlich ist. Wir verfügen über bedeutende Stabilitätsfaktoren.

Als wesentlicher Stabilitätsfaktor zählt der politische Staatsaufbau Liechtensteins mit einer politischen Kultur kurzer und unbürokratischer Wege, einer pragmatischen und liberalen Grundhaltung – sowohl in Politik als auch Wirtschaft – und der Prämisse eines gesunden Staatshaushalts. Auch besteht ein grosser Respekt vor Eigentumsrechten. Liechtenstein verfügt mit seiner konstitutionellen Erbmonarchie über eine eigene Form von Staatswesen. Dieses führt zu einer sehr ausgewogenen Gewaltenteilung. Das in Liechtenstein herrschende Milizparlament bringt den grossen Vorteil, dass die gewählten Volksvertreter keine Berufspolitiker sind und dadurch nah am Puls des Volks handeln müssen. Zudem wirkt die hohe Gemeindeautonomie stabilisierend auf das Gesamtsystem.

Ein zentraler Stabilitätsfaktor bildet die in Liechtenstein demokratisch legitimierte Erbmonarchie, deren Rechte und Pflichten in der Verfassung verankert sind. S.D. Fürst Hans-Adam II von und zu Liechtenstein führt die resultierenden Vorteile in seinem Buch Der Staat im dritten Jahrtausend aus, wovon ich an dieser Stelle einen Satz aufgreifen möchte: „Die Erbmonarchie bringt ausserdem ein langfristiges, Generationen übergreifendes Element in die Politik ein, gegenüber der sehr kurzfristigen Perspektive, die sich in fast allen Demokratien durch die häufigen Wahlen ergibt.“

Die Monarchie entzieht sich kurzfristigen und populistischen politischen und wirtschaftlichen Strömungen und steht für Kontinuität und Verlässlichkeit. Sie betrachtet Entwicklungen aus einer übergeordneten und sehr langfristigen Perspektive. Davon profitiert Liechtenstein politisch und wirtschaftlich. Man erinnere sich, wie sich Fürst Hans-Adam II. seit jeher für eine eigenständige Aussenpolitik Liechtensteins eingesetzt hat und bspw. den Beitritt Liechtensteins zu den Vereinten Nationen (UNO) oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) förderte und durchsetzte. Diese und auch andere Bemühungen haben sich als richtig und wegweisend erwiesen.

Auch wenn Liechtenstein geografisch gesehen wenig Bedeutung hat, so verfügt es doch über viele Faktoren und Eigenschaften, die sich positiv auf politische und wirtschaftliche Prozesse auswirken und zudem einen positiven Effekt auf die gesellschaftliche Stabilität haben. Die Kleinheit zwingt uns Marktakteure, Entwicklungen vorwegzunehmen, vorauszudenken und auf lange Sicht zu handeln. Dadurch kann sich Liechtenstein seit Langem als stabiler und zuverlässiger Kleinstaat bewähren.

Der Finanzplatz ist nach der Industrie der zweitstärkste Wirtschaftssektor. Die Treuhandbranche bildet hier einen wichtigen Pfeiler, indem sie sich seit jeher auf die Sicherung von Vermögen über Generationen fokussiert – gerade in einem unberechenbaren Weltgefüge ein zusätzlicher Bürge für Stabilität. 

Gegründet 1948 von Mitgliedern der Fürstlichen Familie Liechtenstein, steht Industrie- und Finanzkontor seither mehrheitlich im Besitz und unter der Leitung von Familienmitgliedern. Ursprünglich als Family Office gehandhabt, zählt das Unternehmen heute zu den führenden Anbietern auf dem Gebiet der grenzüberschreitenden Vermögensstrukturierung und des langfristigen Erhalts von Familien- und Unternehmervermögen. Im Jahr 2020 wurde I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, in den Verwaltungsrat gewählt. Zu Beginn dieses Jahres wurde sie zum CEO ernannt.

Prinzessin Gisela absolvierte ein Studium in Ingenieurwesen an der ETH Zürich. Es folgten berufliche Stationen im Investmentbanking und Ingenieurwesen in England, Kanada, Singapur und der Schweiz. Sie ist die Tochter von S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein.

Prinzessin Gisela, Sie haben Einblick in unterschiedliche Unternehmen genommen. Worin unterscheidet sich ein eigentümergeführtes Familienunternehmen, wie Industrie- und Finanzkontor, von anderen Unternehmen?
Der wesentliche Unterschied liegt in der Denkhaltung und in der sehr starken Verbundenheit der Familie mit dem Management, den Mitarbeitenden und Kunden. Das führt zu einer hohen Identifikation und einem überdurchschnittlichen Engagement. Deshalb sind Familienunternehmen in der Regel auch sehr langfristig ausgerichtet.

Also eine Vorbildfunktion der Familie?
Ja. In einem Familienunternehmen investieren Familienmitglieder für die unternehmerische Vision privates Kapital und Lebenszeit und verantworten sich persönlich für das Gelingen. Diese Werthaltung beeinflusst das unternehmerische Handeln und sorgt gegenüber Mitarbeitenden und Kunden für Sicherheit und Stabilität.

Inwiefern?
Die Familie bürgt mit ihrem Namen. Daraus entsteht im Unternehmen ein grundsätzlicher Ansporn zu überzeugen, durch Leistung und Qualität. Die familiären Werte bilden das Fundament für die Governance. Ein starkes, diversifiziertes Management und eine motivierte, gut ausgebildete Belegschaft, die hinter diesen Werten stehen. Durch die Verbundenheit mit der Familie ziehen alle an einem Strang, alle wissen um ihre Verantwortung und setzen sich aus persönlicher Überzeugung für das Unternehmen ein. Davon profitieren die Kunden.

Industrie- und Finanzkontor hat eine nicht alltägliche Herkunft. Wie spiegelt sie sich im Unternehmen wider?
Unsere Wurzeln liegen im Fürstenhaus Liechtenstein, das seit fast tausend Jahren Bestand hat und sich seit Beginn durch Leistungsbereitschaft, ein Gespür für Innovation und Unternehmertum und dem Streben nach Unabhängigkeit auszeichnet. Diese Tradition zieht sich als roter Faden durch die Familiengeschichte und ist bis heute prägend, auch für Industrie- und Finanzkontor. Wir betrachten Vermögen und Familie aus einem holistischen Blickwinkel und denken dabei in Generationen.

Industrie- und Finanzkontor fokussiert sich auf den langfristigen Erhalt von Vermögen und Werten für Kunden und strukturiert Vermögen über Rechtsträger. Wie spielt dieses Bewusstsein für Familie und Vermögen hier hinein?
Jede Kundensituation ist anders und jede Familie unterscheidet sich. Private Vermögen und insbesondere Familienvermögen sind so vielseitig, wie die Menschen, denen es gehört. Das
Bewusstsein für Familie und Vermögen äussert sich in unserem unternehmerischen Denken und Handeln und widerspiegelt sich in den individuellen Lösungen, die wir entwickeln. Wir
betrachten Vermögen stets aus einer objektiven Gesamtperspektive und fokussieren nicht nur die materielle, sondern vor allem auch die immaterielle Seite.

Warum ist die immaterielle Betrachtungsweise für eine Vermögensstrukturierung bedeutsam?
Werthaltungen, Bedürfnisse, Erwartungen und Zielvorstellungen sowie die Rahmenbedingungen, in die ein Vermögen eingebettet ist, sind Faktoren, die ein Vermögen langfristig beeinflussen. Deshalb erachten wir es als wichtig, darauf ein besonderes Augenmerk zu legen. Unternehmerfamilien unterstützen wir darin, ihre Vermögens- und Familienkultur zu formulieren und das innerfamiliäre Verständnis für das Familienvermächtnis zu stärken.

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Nachfolge in einem Familienunternehmen geplant werden sollte. Welche Punkte gilt es dabei zu beachten?
Abgesehen von der formellen Nachfolgeplanung bilden eine klare Kommunikation und eine positive Vorbildhaltung der Vorgängergeneration die Grundlage für eine gelingende Nachfolgeplanung. Im Weiteren sollten Familienmitglieder grundsätzlich beruflich und finanziell unabhängig sein, Erfahrungen sammeln, ein Interesse am Familienunternehmen zeigen und die entsprechende Leistungsbereitschaft mitbringen. Meine Schwester und ich wurden früh in Gespräche zur Unternehmensentwicklung und bei strategischen Entscheidungen miteinbezogen. Aber es war stets uns selbst überlassen, ob wir eines Tages die Verantwortung für das Unternehmen übernehmen wollen.

Die Welt steckt mitten in einer Transformationsphase: fortschreitende Digitalisierung, veränderte Kundenansprüche, Umwälzungen im Regulierungsgefüge, geopolitische Neuordnung. Worin sehen Sie die Hauptverantwortung einer Nachfolgegeneration liegen?
Zunächst sollte der Antritt einer Unternehmensnachfolge als Privileg und nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Das anvertraute Unternehmen sollte zugunsten kommender Generationen weiterentwickelt werden, sowohl auf familiärer Ebene als auch mit Blick auf Mitarbeitende und Kunden. Es gilt, der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung Sorge zu tragen. Die Zeiten sind herausfordernd, gerade mit Blick auf die Erosion von Privatvermögen durch Politik und Gesellschaft. Der zunehmende bürokratische Aufwand hemmt die Produktivität und gefährdet den gesunden Pragmatismus. Unproduktive Bürokratie muss vermieden werden. Gleichzeitig bietet sich ein enormes Potenzial für neue Geschäftsbereiche.

Wo sind Prioritäten zu setzen, um im gegenwärtigen Umfeld zukunftsfähig zu bleiben?
Wir stehen Veränderungen grundsätzlich offen gegenüber und richten unseren Blick nicht nur auf die Risiken, sondern insbesondere auf die Chancen von Trends und Entwicklungen, die wir regelmässig evaluieren. Eine Organisationsstruktur ist auf die Zukunft vorzubereiten und Mitarbeitende sind in ihrem Fachwissen zu stärken. Was die geopolitische Neuordnung anbelangt sind wir überzeugt, dass sie die Wichtigkeit des Vermögenserhalts weiter verdeutlicht. In politisch und wirtschaftlich instabilen Zeiten steigt der Wunsch nach Schutz und Sicherheit für Vermögen und nach einem Umfeld, in dem Eigentumsrechte respektiert werden.

Industrie- und Finanzkontor kennzeichnet seine Ausrichtung mit dem Claim «Wealth Preservation Experts», Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der Stunde. Wie greift beides ineinander?
Wir fokussieren uns auf den langfristigen und auf Generationen ausgerichteten Vermögenserhalt im Sinne eines Gründers. Mit unserem Claim «Wealth Preservation Experts» bringen wir das auf den Punkt. Mit dem Aufbau, der Implementierung und Verwaltung von Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts oder andere Gesellschaftsformen schaffen wir die Grundlage, um mit Vermögen langfristig positive gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Effekte erzielen zu können. Aus der Governance-Perspektive bauen wir treuhänderische Vermögensstrukturen so auf, dass sie den aktuellen Bedingungen gerecht werden und flexibel genug sind, um sich an zukünftige Veränderungen anpassen zu können. Diese Flexibilität ist eine Grundvoraussetzung, damit eine Vermögensstruktur überhaupt generationenübergreifend erhalten und weitergeführt werden kann.

In der Finanzbranche bespielen vor allem Banken das Thema Nachhaltigkeit stark. Die Treuhandbranche zeigt sich hier zurückhaltend. Ist das Thema noch nicht spruchreif?
Die Bankenbranche ist wohl am direktesten betroffen von der aktuellen Definition nachhaltiger Geldanlagen. Entsprechend thematisiert sie das. Im Bereich Stiftungen und Trusts stellt der Nachhaltigkeitsgedanke jedoch seit jeher das Handlungsprinzip. Mit der Strukturierung über Rechtsträger wird der Grundstein für eine langfristige Ausrichtung von Vermögen gelegt. Vermögensstrukturen bedingen eine nachhaltige Vermögensbetreuung, eine langfristig tragfähige Vermögensveranlagung und einen zweckkonformen Vermögenseinsatz im Sinne der Stiftungs- oder Trustsatzungen, die meist eine Zeitperspektive über mehrere Generationen beinhalten.

Gestatten sie mir zum Schluss die Frage, wie ihre Vision von der Zukunft aussieht?
Die «Wealth Preservation» ist unser zentraler Leitwert, der sich nicht verändern wird. Entsprechend muss die Verwaltung von Vermögensstrukturen immer langfristig ausgerichtet sein und einer Gesamtstrategie folgen. Wir als Experten müssen im Sinne unserer Kunden die Zukunft antizipieren, stets ein paar Schritte weiterdenken und vorausgehen. Damit tragen wir dazu bei, dass unsere Kunden die Zukunft ihrer Familien, Vermögen und Werte dauerhaft sichern können. Entsprechend zählen zu unseren primären Zielen, die Möglichkeiten der Vermögensstrukturierung und des Vermögenserhalts vorausschauend auszubauen und unsere Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln.

Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein . Chief Executive Officer

Interview geführt von Susanna Gopp

Es zeichnet sich die Herausbildung zweier gänzlich konträrer Blocks ab - USA/Europa und China/Russland. Das verheisst nichts Gutes für die Weltwirtschaft. In seinem in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft (www.fuw.ch) erschienen Kommentar beleuchtet S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein diese Entwicklung kritisch und verdeutlicht, dass vielmehr eine freie Marktwirtschaft und eine liberale Ordnungspolitik notwendig wären.

Nach der Implosion der Sowjetunion herrschte eine klare US-Hegemonie, über die letzten Jahre entwickelte sich die Welt aber in eine multipolare Situation. Grosse Fortschritte im Freihandel wurden erreicht, die Produktionsauslagerung aus Industriestaaten verhalf Schwellenländern zu Wachstum. Trotz Problemen im Freihandel, besonders mit grösseren Staaten und Wirtschaftsblöcken, die die WTO auszuräumen versuchte, wurden Erfolge erzielt. Doch Chinas rasante Wirtschaftsentwicklung, die unter Deng Xiaopings Führung entstand, führte dazu, dass China nicht mehr bereit war, Amerikas Hegemonie anzuerkennen und hinzunehmen. Andere Schwellenländer zogen mit. Nichtsdestotrotz ist der Dollar noch immer die unangefochtene Leitwährung der Welt, woran auch der Euro nichts zu ändern vermochte.

Dennoch gab es Verwerfungen im Freihandel. China hielt sich nicht an Regeln, wie etwa handelsverzerrende Subventionen zu unterlassen, von Investitionsbeschränkungen abzusehen oder geistiges Eigentum anzuerkennen. Die USA bewiesen gewissen Protektionismus unter dem Vorwand, Arbeitsplätze zu sichern, die EU wiederum im regulatorischen Bereich unter dem Vorwand, den Konsumentenschutz zu stärken. Die Welt funktionierte zwar, war aber nicht perfekt. Die Lage spitzte sich zu, und es begann ein Handelskonflikt zwischen den USA und China, wobei festzuhalten ist, dass die USA die chinesischen Praktiken zu Recht sanktionierten. Der Umstand, dass die USA schon des Längeren den Dollar als Waffe bei Wirtschaftssanktionen einsetzten, besonders gegen den Iran und Russland, war nicht förderlich. Dies stärkte Chinas und Russlands Bestreben, sich vom Dollar zu emanzipieren.

Wirtschaftssanktionen als Waffe

Auch die politische Lage spitzte sich zu. Unter Präsident Xi Jinping verabschiedete sich China von Deng Xiaopings Strategie, wurde in der Aussenpolitik aggressiver, im Inneren wurde der Marxismus dominanter. Die herrschende «Weltordnung» wurde herausgefordert durch aggressives Verhalten im westlichen Pazifik, vor allem im Südchinesischen Meer und gegenüber Taiwan. Die politische Agenda der Neuen Seidenstrasse (Belt-and-Road-Initiative) sowie schwere Menschenrechtsverletzungen im Inland verschärften das Ganze.

Der Westen, hauptsächlich die USA und die EU, setzte Wirtschaftssanktionen ein als Waffe in hybriden Kriegen. Sanktionen gegen den Iran gibt es schon seit Langem, auch die Antwort des Westens auf die Krimannexion durch Russland im Jahr 2014 sind Wirtschaftssanktionen; obschon sie nicht griffen, waren sie für Russland wie auch für China ein Alarmzeichen, ihre Autonomie zu fördern. Chinas Versuch, gewisse internationale Transaktionen nicht mehr über den Dollar abzuwickeln, galt als Provokation gegenüber den USA. Nach der Ukraineinvasion Anfang des Jahres brachen Europa und die USA de facto den Handel und die Investitionstätigkeiten mit Russland ab, mit ein paar Ausnahmen wegen der europäischen Abhängigkeit vom russischen Gas. Russisches Vermögen im Westen wurde eingefroren, und Sanktionslisten wurden erstellt. Das Ganze war bislang erfolglos und drängt Russland viel mehr in ein Näheverhältnis zu China. In weiterer Konsequenz sind Getreide und Speiseöl aus Russland und der Ukraine am Weltmarkt nicht mehr verfügbar, was zu Schwierigkeiten in Afrika und Nahost führen wird. Hier zeigt sich bereits das Resultat einer Fragmentierung in der Welt.

Es ist auch davon auszugehen, dass es künftig Handelseinschränkungen mit China geben wird. Dies würde zu einer echten Fragmentierung führen und sich stark auf die Weltwirtschaft und das Finanzsystem auswirken. Es wird bereits von einer Aufsplitterung von Demokratien und Autokratien gesprochen. Diese Einteilung, in der sich die USA und Europa als «liberale Wertedemokratien» sehen, zeigt eine gewisse Überheblichkeit. Es wäre falsch, alle autoritären Systeme mit Russland und China gleichzusetzen. Viele wie zum Beispiel die Türkei, die eine Demokratie ist, aber vom Westen vielfach als autoritär eingestuft wird, sind nicht dem Block mit China und Russland zuzuordnen, und es gibt andere Drittstaaten, die Mischverhältnisse aufweisen, deshalb aber ebenfalls nicht unbedingt dieser Richtung zuzuordnen sind, nur weil sie nicht bereit sind, sich die «liberalen Werte» Europas oder der USA aufzwingen zu lassen. Die Situation ist nicht nur bedenklich in Russland und China; blickt man genauer auf Europa und die USA, zeigt sich, dass auch dort nicht alles perfekt ist.

Die populistische Politik traditioneller demokratischer Parteien hat zu enormen Defiziten geführt, der Schuldenstand von Staaten ist erschreckend, die Kaufkraft der Bevölkerung schwindet. Die Antwort von Politik und Zentralbanken darauf ist nicht etwa eine Selbstreflexion, sondern die Fortsetzung der Politik, die zu eben diesen Problemen geführt hat: mehr Staat, Regulierung und Kontrolle und eine stärkere Einschränkung von persönlichen Freiheiten mit Abkehr von marktwirtschaftlichen Prinzipien. Leider täuscht sich der Grossteil der Bevölkerung, tauscht Freiheit gegen eine Illusion von Sicherheit und tritt persönliche Entscheidungsverantwortung an den Staat ab. Von einem System freier Bürger und Marktwirtschaft, das Wohlstand erzeugt und unsere Sozialsysteme finanziert hat, bewegen wir uns in Richtung eines Systems fortschreitender Planwirtschaft und einer neuen Form bürokratischen Staatskapitalismus`.

Die quantitativen Lockerungen der Zentralbanken haben staatliches Kapital in die Wirtschaft gepumpt und wurden dazu verwendet, übergrosse Staatsausgaben zu finanzieren. In den USA werden Billionen freigemacht, um Wähler zufriedenzustellen und überhöhte Staatsausgaben zu finanzieren. Das gesamte regulatorische Gefüge in Europa führt zu immer mehr staatlicher Planung. Nachhaltigkeit ist wichtig, aber die EU-Taxonomieverordnung wie auch die Mindestbesteuerung führen zu einer überdimensionierten Planwirtschaft und erinnern fast an sowjetische Fünfjahrespläne. Doch solche Pläne sind kaum erfolgreich, da die Realität anders aussieht und diese Pläne wenig Flexibilität zulassen. Der preussische Stratege Graf von Moltke sagte einst: «Jeder Kriegsplan endet mit der ersten Feindberührung.»

Neue Formen von Staatskapitalismus

Die EU-Taxonomieverordnung ist ein Plan, der nach der ersten Begegnung mit der Realität nicht die notwendige Flexibilität zeigen wird. Es braucht unternehmerische Entscheidungsfreiheit, etwas ändern zu können, und die ist nur in einer freien Marktwirtschaft möglich. Die grüne Politik Europas, die Taxonomie und die Mindestbesteuerung sind protektionistische Massnahmen, mit denen Europa versucht, seine Regeln weltweit durchzusetzen. Diese Regeln ähneln leider einer neuen Form von
Staatskapitalismus. Die Lösung läge darin, der Welt wieder mehr Freiheit zuzugestehen und sich die Vorteile ins Bewusstsein zu rufen, die sich aus einer freien globalen Marktwirtschaft und einer liberalen Ordnungspolitik ergeben. Das würde bedeuten, dass ein Staat sich auf seine wesentlichen Funktionen beschränkte.

Leider scheint der Weg ausgeschlossen. China verfällt dem Marxismus und versucht, seinen Einfluss weiter auszubauen. Ein geschwächtes Russland wird sich enger an China anlehnen. Die Planwirtschaft in der EU und den USA wird negative Konsequenzen für die westlichen Wirtschaften haben und den europäisch-amerikanischen Block schwächen, Schwellenländer werden allein gelassen und werden unter den Spannungen der beiden Blocks Russland-China und Europa-USA leiden.

Die Welt ist voller Unsicherheiten, was sich am vergangenen Jahrzehnt beispielhaft darlegen lässt: Auf die Finanzkrise folgten die Euro-Krise und die Krise der politischen Institutionen. Es kamen die Krim-Annexion und Flüchtlingsbewegungen aus Syrien und Afrika. Corona folgte und kaum scheint die Pandemie unter Kontrolle, stehen wir in Europa einem Krieg gegenüber, der viele Unwägbarkeiten mit sich bringt. Welche Rolle langfristiges Denken in einem solchen Umfeld spielt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Das internationale Währungssystem ist ein Spiegelbild von Unsicherheiten. Kaum eine Währung wurde nicht durch politisch motivierte, überhöhte Ausgaben innerhalb von Jahrzehnten inflationiert. Notenbankinterventionen brachten gewisse Währungen in ein neues Gleichgewicht, in jedem Fall aber
mündet währungs- und fiskalpolitische Unverantwortlichkeit in Inflation und Währungsreformen, die Vermögenswerte schwinden lassen. Eine Ausnahme bildet der Maria-Theresien-Taler, eine Silbermünze der Habsburgermonarchie, die bis in den arabischen und afrikanischen Raum gehandelt wurde und durch den stabilen Feingehalt und die einzigartige Prägung überzeugte. Der Taler, geprägt durch die österreichische Münze, erfreut sich heute grosser Sammlerbeliebtheit und ist ein Werterhaltungsmittel.

Das Grundproblem liegt in der Fehldeutung von Geld. Geldschöpfung, um exzessive Staatsausgaben zu decken, führt zwangsläufig zu einer Entwertung. «Cash is king» gilt schon lange nicht mehr. Deshalb sieht sich die Welt einmal mehr in einer vertrackten Situation, und wie so oft kommt ein Problem nicht allein. Lieferengpässe sind die Folge von politischen Verwerfungen und planwirtschaftlichen Exzessen, aber auch von Massnahmen infolge der Pandemie. Güterverknappung führt zu enormen Preisanstiegen, die jahrelang ausufernde Geldmengenausweitung von Notenbanken hat eine gewaltige Inflation in Anlagewerten wie Immobilien und Unternehmensbeteiligungen verursacht. Die staatliche Ausgabenpolitik und das unverantwortliche Prinzip der Notenbanken, Staatsdefizite abzudecken, schwappt jetzt auf Konsumentenpreise über. Zeitgleich verstärkt der Ukraine-Konflikt Knappheit auf den Agrarmärkten und Preisanstiege im Lebensmittel-, Rohstoff- und Energiebereich.

Wie gehen Menschen, die Stabilität und Sicherheit als Grundbedürfnisse sehen, damit um? Ausgedrückt in Anlehnung an den US-Ökonomen und Wirtschaftshistoriker Douglass C. North, der sich mit der Theorie der rationalen Entscheidungen befasste: In einer Welt voller Unsicherheit muss man eine Menge Dinge ausprobieren und dabei hoffen, dass einige davon auch funktionieren. Zu diesem «Ausprobieren» gehört ein langfristiges, vorausschauendes Denken. Denn was nützt es, wenn man Dinge ausprobiert, ohne den langfristigen Zweck und Nutzen zu hinterfragen? Da die öffentliche Hand meist wenig verantwortungsvoll mit Vermögen umgeht, liegt es am Einzelnen, dies zu tun. Privatvermögen ist wichtig für wirtschaftliches und gesellschaftliches Wohlergehen. Leider hat der Luxus der Wohlfahrtsstaaten eine Mehrheit dazu verleitet, langfristiges Denken als Angelegenheit des Staats zu sehen. Doch die Welt, wie sie sich heute zeigt, wird diese Haltung verändern.

Langfristiges Denken spiegelt Liechtensteins DNA wider. Das Land ist klein und kann nicht auf einen grossen Binnenmarkt oder eine Notenbank zählen. Es muss seit jeher verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen, entsprechend umsichtig agiert der Staat. Der Finanzplatz befolgt internationale Standards zu Compliance und Sorgfaltspflichten, die Akteure orientieren sich am europäischen Werte- und Rechtssystem, gleichzeitig bleibt man den über Jahrzehnte hinweg aufgebauten Kompetenzen treu: Kundenvermögen zu schützen und langfristig zu erhalten. Die Treuhandbranche bildet hier den zentralen Pfeiler. Der Aufbau, die Implementierung und Verwaltung von Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts und andere Gesellschaftsformen legen die Grundlage für eine langfristige Vermögensverwaltung. Langfristiges Denken ist für Liechtenstein seit jeher eine Selbstverständlichkeit und wird sich einmal mehr als Erfolgsrezept in diesen schwierigen Zeiten beweisen.

Sophia Ospelt und Michelle Benz, unsere beiden Lehrtöchter, haben die fachspezifische Kursreihe der Liechtensteinischen Treuhandkammer "Branchenkunde Treuhand" erfolgreich abgeschlossen. Als Ergänzung zur Ausbildung im Zuge der Berufsfachschule vermittelt der Kurs treuhandspezifisches Wissen in den Bereichen:

Gesellschaftsrecht Liechtenstein

Steuerrecht Liechtenstein

Sorgfaltspflichtrecht

Immaterialgüterrecht

Rechnungswesen

Bankwesen

etc.

Wir gratulieren ganz herzlich zum bestandenen Kurs und drücken die Daumen im Hinblick auf die bevorstehenden Lehrabschlussprüfungen.

I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, CEO und geschäftsführende Verwaltungsrätin von Industrie- und Finanzkontor, hat am 30. Mai 2022 in einer feierlichen Zeremonie die Gewinner:innen des vierten I&F Family Wealth Preservation Awards mit einem Preisgeld von CHF 9'000 ausgezeichnet:

Gewinner 1. Preis: Anton Löhmer (DE)

Gewinner 2. Preis: Marco Lettenbichler (AT)

Gewinnerinnen 3. Preis: Cynthia Kranz (LI) und Christiane Mocker (DE)

Der I&F Family Wealth Preservation Award ist als Wahlmodul in den LL.M.-Executive-Masterstudiengang in Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht der Universität Liechtenstein eingebettet und wird an Arbeiten verliehen, die durch einen hohen Praxisbezug und wissenschaftliche Expertise überzeugen. Der Award stellt eine wichtige Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis dar.

Erfahren Sie mehr in den nachstehenden Medienauszügen. Foto: Nils Vollmar, Balzers (LI).

Als Megatrends werden jene Entwicklungen bezeichnet, die das Wirtschafts- und Sozialgefüge langfristig und tiefgreifend umformen und das Verhalten eines jeden Einzelnen massgeblich verändern. Nachhaltigkeit ist ein solcher Megatrend und Bestandteil einer Führungsdisziplin, die langfristiges und unternehmerisches Denken in den Mittelpunkt stellt. Welche Rolle der liechtensteinische Treuhandsektor dabei spielt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Der Begriff Nachhaltigkeit entstammt der Haltung, in einem längerfristigen Zeithorizont zu denken und entsprechend vorausschauend zu handeln. Geprägt wurde der Begriff im 18. Jahrhundert von Hans Carl von Carlowitz. Dessen Familie gehörte dem sächsischen Uradel an und war über mehrere Generationen hinweg mit der Forstverwaltung im sächsischen Erzgebirge betraut. Von Carlowitz setzte sich im Besonderen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ein, da der anhaltend hohe Bedarf an Holz im Bergbau die Sorge um diesen wichtigen Rohstoff und Wirtschaftsfaktor wachsen liess. Mit der Sylvicultura oeconomica verfasste er einen grundlegenden Ordnungsrahmen für eine ressourcenschonende und langfristig ausgerichtete Waldbewirtschaftung, mit der die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes gesichert werden sollte. Und zwar derart, dass diese Ressource auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt. Damit legte von Carlowitz den Grundstein für ein generationenübergreifendes Denken und Handeln in der Forstwirtschaft.

Heute hat sich aus dem Begriff Nachhaltigkeit ein umfassendes Leitbild für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt entwickelt, das insbesondere Unternehmen dazu anhält, den Unternehmenszweck derart auszuüben, dass daraus keine Belastung für Umwelt, Wirtschaft oder Gesellschaft entsteht. Es geht nicht darum – wie vielfach behauptet wird – den maximalen Gewinn zu erzielen. Vielmehr geht es darum, das unternehmerische Vermögen langfristig zu erhalten, es bestmöglich zu investieren, ohne dabei eine schädliche Wirkung für Umwelt oder Gesellschaft zu erzeugen, allfällige Verlustrisiken an eingesetzten Produktionsfaktoren so gering wie möglich zu halten und durch Gewinne die Entwicklung von Unternehmen zu fördern sowie auch das Risiko für das eingesetzte Kapital zu belohnen.

Jene Unternehmen gewinnen, die ihren Produkte- Mix und ihr Dienstleistungsangebot an überprüfbaren Nachhaltigkeitskriterien ausrichten. Gleichzeitig sind Unternehmen dazu verpflichtet, Sorge zu tragen, dass Unternehmensressourcen wie Mitarbeitende, Lieferanten, Rohstoffe, Energie etc. in verantwortungsvoller und gesellschaftlich tragbarer Weise eingesetzt und besoldet werden. Das oberste Ziel von Nachhaltigkeit ist die langfristige Optimierung eines Unternehmens, aus der alle Beteiligten gleichsam einen Nutzen und Wert ziehen können.

Nachhaltigkeit gehört zur Führungsdisziplin: Die strategische Unternehmensausrichtung beinhaltet eine generationenübergreifende Komponente. Unternehmensentscheidungen sind derart zu treffen, dass sie in einem langfristigen Gleichgewicht von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, gesellschaftlicher Erfordernisse und ökologischer Notwendigkeit stehen. Lieferketten eines Unternehmens werden auf ihre langfristige Tragbarkeit überprüft und neu fliesst diese Überprüfung auch in die Berichterstattung ein.

Der Nachhaltigkeitsanspruch stellt unternehmerisches Denken in den Mittelpunkt und bezieht den Anspruch zukünftiger Generationen mit ein. Diesem Prinzip folgt die heimische Treuhandbranche. Die Tätigkeit eines liechtensteinischen Treuhänders spielt sich in vier Bereichen ab: erstens die zukunftsgerichtete Vermögensstrukturierung über Rechtsträger, zweitens die generationenübergreifende Vermögensbetreuung, drittens die langfristig tragfähige Vermögensveranlagung und viertens der zweckkonforme Mitteleinsatz, der sehr langfristig ausgerichtet ist.

Im Mittelpunkt der treuhänderischen Betrachtung steht der Zweck, der mit einem Vermögen erfüllt werden muss und der dem Anspruch kommender Generationen (etwa einer Familie und eines Unternehmens oder deren weiteren Zwecke) gerecht werden muss. Die Stiftung ist dabei das geeignete Rechtsinstrument, mit dem sich nachhaltige Intentionen effektiv umsetzen lassen und das den Ausgleich zwischen ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit schafft. Stiftungen sind vielfach generationenübergreifend aufgesetzt. Genau diese Langfristigkeit setzt Nachhaltigkeit voraus und bedingt ein Denken in Generationen.

Herr Muster lebt in Europa, ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater von vier Kindern. Vor ein paar Jahren begann er, sich aktiv mit der Unternehmensnachfolge und der Erbregelung zu befassen, die im Todesfall greifen sollten. Im Zuge dessen entschied er sich für die liechtensteinischen Stiftung. Warum? Das erfahren Sie im Beitrag von S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein, der in der Juni Ausgabe des deutschsprachigen Magazins für Stiftungswesen und Philanthropie DIE STIFTUNG erschienen ist.

Seit Jahrzehnten führt Herr Muster das Familienunternehmen in zweiter Generation, mit grossem Erfolg und unermüdlichem Arbeitseinsatz. Über die Jahre hat er sich eine kleine Kunstsammlung aufgebaut, an der sein Herz hängt. Als Mäzen unterstützt er junge, mittellose Talente im Leistungssport.

Der Auslöser für seine Überlegungen ist ein negativer Arztbericht, der ihm bewusst macht, dass sein Leben nicht immer so weitergehen wird wie bisher.

Vermögen zweckgebunden strukturieren

Über Empfehlung aus dem Umfeld beginnt Herr Muster, sich näher mit Liechtenstein zu befassen. Die Kleinheit des Landes und die Lage im Herzen Europas sind ihm sympathisch. Das politische System und die ausser-gewöhnliche wirtschaftliche Stabilität stechen heraus. Das liberale Gesellschaftsrecht und die grosse Erfahrung im Stiftungsrecht und der Rechtsprechung veranlassen Herrn Muster schliesslich, einen empfohlenen Treuhandexperten in Liechtenstein zu kontaktieren.

Herr Muster möchte für das Familienunternehmen eine Lösung, die dessen Fortbestand sichert. Eine Lösung, mit der fähige und qualifizierte Familienmitglieder ins Unternehmen eingebunden werden können, ohne die anderen aussen vor zu lassen. Eine Lösung, mit der sich zusätzliche Reserven bilden lassen, auf die das Familienunternehmen im Bedarfsfall zurückgreifen kann, etwa bei einer Kapitalerhöhung oder Investition oder wenn die Forschung intensiviert werden muss. Herr Muster bespricht seine Anliegen mit dem liechtensteinischen Treuhandexperten. Der stellt viele Fragen und stellt vieles in Frage, thematisiert Hürden und Problemstellen und dabei wird immer klarer, was Herr Muster will.

Liechtensteinische Vorteile, die überzeugen

Am Ende des Prozesses ist Herr Muster von Liechtenstein als Stiftungsstandort überzeugt. In seinen Augen ist der Finanzplatz Liechtenstein ein Standort, an dem Geschäfts- und Privatvermögen zielgerichtet, zweckgebunden und langfristig ausgerichtet und verwaltet werden können. Die konsequente Ausrichtung an internationalen Standards bekräftigt seine positive Wahrnehmung. Liechtenstein ist Mitglied des EWR, was den Vorteil mit sich bringt, dass liechtensteinische Rechtsformen im EU-Raum grundsätzlich anerkannt werden. Die Steuergesetzgebung ist europakompatibel ausgestaltet.

Das liechtensteinische Stiftungsrecht gesteht einem Stifter sehr grossen Gestaltungsspielraum zu. Wenn er einmal nicht mehr sein wird, kann Herr Muster darauf vertrauen, dass die Stiftungsorgane seine Grundintentionen weiterhin befolgen werden. Mit einer gemischten Stiftung und einer Familienstiftung kann er sicherstellen, dass das Familienunternehmen auch in dritter Generation weitergeführt wird und dass es zielgerichtet weiterentwickelt werden kann, dass seine Kunstsammlung zusammengehalten und sein Ansinnen, mittellose Talente zu fördern, fortgeführt wird. Das Privatvermögen fliesst im Todesfall in die Familienstiftung ein und ist, auch mit Blick auf die Enkelkinder, sehr langfristig ausgerichtet. Die Familienstiftung wird seinen Kindern kein Dolce-far-niente erlauben, sondern sie in ihrer Entwicklung unterstützen und ihnen im Bedarfsfall zur Seite stehen.

Mit dieser Vermögensstrukturierung hat Herr Muster eine fundierte, zukunftsfähige Lösung für sich, seine Familie und sein Vermögen geschaffen. Er blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Dieses realistische Fallbeispiel veranschaulicht in gestraffter Form die Stärken des liechtensteinischen Stiftungsstandorts.

Der Begriff Nachhaltigkeit bestimmt derzeit die öffentliche Diskussion wesentlich mit. Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sind dabei zum zentralen Dreh- und Angelpunkt geworden. Politik und Unternehmen springen verstärkt darauf auf und betonen ihr Bekenntnis zu den UN-Nachhaltigkeitszielen, in vielen Fällen jedoch ohne konkret zu wissen, wie sie effektiv dorthin kommen. In seinem in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft (www.fuw.ch) erschienen Kommentar, beleuchtet S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein diese Entwicklung kritisch und verdeutlicht, dass eine effektive nachhaltige Entwicklung vor allem dann erreicht wird, wenn sie aus dem alltäglichen Handeln und dem Verständnis des Individuums entsteht.

Der Begriff Nachhaltigkeit hat in den vergangenen Jahren massiv an Zugkraft gewonnen. Mittlerweile bestimmt er die öffentliche Diskussion wesentlich mit, und die siebzehn Ziele der UNO-Agenda 2030 sind zum Dreh- und Angelpunkt für nachhaltiges Handeln geworden. Doch eigentlich ist der Begriff Nachhaltigkeit wesentlich älter und wurde bspw. im18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft geprägt: Nachhaltigkeit wurde zum Handlungsprinzip für die Waldbewirtschaftung erhoben, indem nur so viele Bäume gefällt werden durften, wie auch nachwachsen konnten. Damit sollte die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes gesichert werden, damit diese Ressource auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.

Nun springen Politik und Unternehmen verstärkt auf den Zug der Nachhaltigkeit auf und betonen ihr Bekenntnis zu den Uno-Nachhaltigkeitszielen, ohne in vielen Fällen jedoch konkret zu wissen, wie sie effektiv dorthin kommen. Sie preisen wohlklingende Begriffe an wie «klimaneutral» oder «CO2-neutral», bleiben aber eine genaue Inhaltsdefinition schuldig. Es bleibt unklar, anhand welcher Faktoren oder Massnahmen Produkte oder Dienstleistungen als nachhaltig eingestuft werden und welche Wirkung erzielt werden soll.

Damit kommen wir zum Problem: Wenn der Begriff Nachhaltigkeit in der breiten Öffentlichkeit als Worthülse ausgelegt wird, wird dieses wichtige Thema rasch wieder an Relevanz verlieren. In der Konsequenz wird der Weg der staatlichen Regulierung mit einer verallgemeinernden Verpflichtung beschritten werden, um das UNO-Nachhaltigkeitsbestreben durchsetzen zu können. Eine wirklich nachhaltige Entwicklung aber wird dann erzielt, wenn sie aus dem alltäglichen Handeln und Verständnis des Individuums heraus entstehen kann und nicht aufgrund internationaler Vorgaben oder staatlicher Gesetze und Verordnungen entstehen muss.

Überregulierung ist kontraproduktiv

ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance), CO2-Reporting oder die siebzehn Uno-Nachhaltigkeitsziele sind gute Denkansätze und bieten hilfreiche Orientierung. Aber es ist zu vermeiden, dass sie früher oder später zu übertriebenen, nicht durchdachten und allgemeinverpflichtenden Standards und staatlichen Vorgaben in verschiedenen Bereichen des Umweltschutzes oder des Steuerbereichs avancieren, aus mehreren Gründen:

Die Regionen dieser Welt haben unterschiedliche Ausgangslagen mit wesentlichen geografischen, klimatischen, kulturellen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Abweichungen. Diese gilt es zu berücksichtigen, wenn wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit effektiv greifen soll. Uniforme Standards können solchen regionalen Unterschieden nicht gerecht werden. Eine übermässige Regulierung gefährdet Wertschöpfungsketten, den Kundenfokus und die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Basis, auf der Nachhaltigkeit überhaupt umgesetzt werden kann. Eine staatliche Lenkung führt unweigerlich zu einer Fehlallokation von Ressourcen. Dies gilt es im Hinblick auf eine gewünschte nachhaltige Entwicklung zu vermeiden. Überregulierung kann auch gesunde Innovation behindern bzw. zu schädlicher Konzentration führen, wie etwa Überkapazitäten in staatlich erwünschten Sektoren.

Ein Staat kann die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung setzen. Auch CO2-Zertifi-kate können verwendet werden. Nicht aber sollte der Staat eine nachhaltige Entwicklung verordnen. Jedoch könnte er mit gutem Beispielvorangehen, indem er seine über-dimensionierte Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft zurückfährt, sich auf seine Kernaufgaben besinnt und die Sicherheit sowie die marktwirtschaftliche Freiheit seiner Bürger gewährleistet. Dazu gehört auch, keine verantwortungslose und langfristig nicht tragbare Schuldenwirtschaft zu betreiben. Damit einher geht auch die Abkehr von übertriebenen Ausgaben unter dem Label «Green Economy», mit denen weniger ein grünes Wachstum gefördert als künftigen Generationen eine untragbare Schuldenlast aufgebürdet wird.

Auch Emotionalisierung, wie die der Energiewende in Deutschland, ist mit Blick auf effektives Nachhaltigkeitsbestreben kritisch zu sehen. Als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Fukushima 2011 beschloss die Bundesregierung, Atomkraftwerke schrittweise und so zügig wie möglich abzuschalten und eine grundsätzliche energiepolitische Wende zu vollziehen. Damit einher ging aber, dass Deutschland wieder verstärkt auf fossile Energien wie Kohlekraft und Erdgas setzen musste, um den Energieverbrauch zu Spitzenzeiten überhaupt stillen zu können. Die UNO-Nachhaltigkeitsziele proklamieren erschwingliche Energie für alle Menschen. Aus Angst und Populismus aber verhindert die Regierung den Einsatz von erschwinglicher und umweltschonender Kernenergie.

Nachhaltiges Finanzgebaren ist auch in Unternehmen wesentlich. In managementgesteuerten Gesellschaften wird kurzfristiger gedacht, angestellte Unternehmensleiter tragen nicht das Risiko des eigenen Vermögens. Ein Unternehmer hingegen steht in direkter Verantwortung gegenüber dem Unternehmen, den Stakeholdern und dem Umfeld, in das das Unternehmen eingebettet ist. Er denkt langfristiger. Gerade Familiengesellschaften wenden seit langem die Kombination wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit an, was auch solide Finanzen umfasst. Die von der UNO unterstützten Prinzipien für nachhaltiges Investieren (PRI, Principles for Responsible Investment) sind ein guter und wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Verantwortungsvolles Investieren muss aber Hand in Hand gehen mit nachhaltigem Handeln. Geld oder Vermögen allein leistet keinen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern vielmehr die Art und Weise, wie es eingesetzt wird und welcher Nutzen sich damit erzielen lässt. Rendite für Investoren bildet dabei die eine Seite, zugleich eine positive Wirkung für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft zu erzielen, die andere. Insbesondere Vermögen ist dann nachhaltig, wenn es langfristig und zweckgebunden eingesetzt und über mehrere Familiengenerationen erhalten wird.

Vertrauen in die Marktakteure

Globales Nachhaltigkeitsbestreben kann nur dann effektiv greifen, wenn es sich nahe an den realen Gegebenheiten bewegt, regionale Unterschiede berücksichtigt, vom Individuum im alltäglichen Handeln erwirkt wird und nicht in einer staatlichen Bevormundung mündet. Eine zu starke Regulierung verunmöglicht Schumpeters kreative Zerstörung und hinterlässt langfristig mehr verbrannte Erde als eine prosperierende und nachhaltig agierende Gesellschaft und Wirtschaft. Die Krux an der Nachhaltigkeit liegt darin, dass sich Nachhaltigkeit unter den Prämissen von freier Marktwirtschaft und Unternehmertum entwickeln können muss, was aber das Vertrauen in die Marktakteure voraussetzt. Auf Basis eines solchen, pragmatischen Ansatzes können die Uno-Nachhaltigkeitsziele zum Erfolg gebracht werden.

Liechtenstein ist ein gutes Vorbild in Sachen wirtschaftlicher, finanzieller, gesellschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit. Als Unikum in Europa hat es aufgrund einer sehr disziplinierten Haushaltspolitik keine Staatsschulden. Auch die Unternehmen sind solide finanziert. Bei den Banken gibt es viele gute Beispiele für solides Nachhaltigkeitsdenken, sowohl für Kunden als auch bei Investitionen. Der Treuhandsektor mit dem Stiftungswesen muss in Generationen denken und ist daher per se nachhaltig ausgerichtet.

Die gemischte Stiftung in Liechtenstein räumt Stiftern einen breiten Gestaltungsspielraum bei der Planung und langfristigen Ausrichtung von Familienvermögen und Geschäftsvermögen ein. Sie ist ein herausragendes Merkmal des liechtensteinischen Stiftungsstandorts. In seinem Gastkommentar für die liechtensteinische Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erläutert S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein die Entstehung des liechtensteinischen Stiftungsrechts und die unterschiedlichen Stiftungstypen in Liechtenstein. Erfahren Sie mehr zur gemischten Stiftung und den anderen Stiftungsformen.

Unter der Federführung der beiden Liechtensteiner Wilhelm und Emil Beck wurde das liechtensteinische Stiftungsrecht erstmals 1926 im Rahmen einer Revision des Personen- und Gesellschaftsrechts (PGR) gesetzlich verankert. In ihrem Bericht, den Wilhelm und Emil Beck dazu 1925 zuhanden der Landtagsabgeordneten verfassten, führten sie aus, dass die Stiftung bis dahin in der liechtensteinischen Gesetzgebung zwar erwähnt und in der Praxis auch angewandt wurde, jedoch als rein wohltätige Institution. Mit der Verankerung im PGR wollten sie das Stiftungswesen um die Familienstiftung erweitern und damit dem,  wie sie es nannten, wirtschaftenden Menschen ein weiteres Rechtsinstrument zur Verfügung stellen.

Seitdem hat sich Liechtenstein zu einem international führenden Stiftungsstandort entwickelt und die liechtensteinische Stiftung wurde in den vergangenen Jahren von anderen Ländern – etwa Österreich, Panama und Jersey – als Vorbild für die Entwicklung eigener Stiftungsgesetze herangezogen. Die Revision des Stiftungsrechts im Jahr 2009 untermauerte zudem Liechtensteins Vorreiterrolle im Stiftungswesen.

Das Grundprinzip der Stiftung beruht auf der hohen Flexibilität bei der Ausgestaltung des Stiftungszwecks, der das Herzstück einer jeden Stiftung bildet. Definiert ist, wozu und zu wessen Gunsten (Begünstigte) ein Stiftungsvermögen langfristig einzusetzen ist. Je nach Stiftungstyp  handelt es sich dabei um privatnützige und/oder gemeinnützige Zwecke. Das liechtensteinische Stiftungsrecht sieht folgende Stiftungstypen vor:

Die reine Familienstiftung bezweckt, ein Familienvermögen langfristig zu erhalten, es vor (Erb-)Streitigkeiten zu sichern, Familienmitglieder in ihrer Ausbildung oder Erziehung und im Lebensunterhalt zu unterstützen, jüngeren Generationen Starthilfe zu geben oder die Alters- und Gesundheitsvorsorge für Familienmitglieder sicherzustellen.

Mit der Stiftung für andere privatnützige Zwecke lassen sich ausserfamiliäre Zwecke erfüllen, die privater Natur sind, wie beispielsweise der Erhalt einer privaten Bibliothek.

Die rein gemeinnützige Stiftung hingegen fokussiert die Förderung von Zwecken, die ausserhalb des familiären oder privaten Kreises liegen. Die gemischte Stiftung wiederum lässt eine Kombination von privat- und gemeinnützigen Zwecken zu und ist in ihren Ausgestaltungsmöglichkeiten eine Besonderheit des heimischen Stiftungsrechts. Dazu nachstehend zwei Beispiele zum besseren Verständnis:

Im ersten Beispiel gründet Frau XY eine gemischte Stiftung und widmet ihr unter anderem ihre Beteiligungen am Familienunternehmen. Die Erträgnisse aus diesen Beteiligungen fliessen ins Stiftungsvermögen. Als mögliche Begünstigte sind Nachkommen von Frau XY vorgesehen. Zusätzlich können aus dem Stiftungsvermögen bei Bedarf aber auch verschiedene gemeinnützige  oder kulturelle Einrichtungen und Projekte unterstützt werden. Langfristig verfolgt diese Stiftung  also einen mehrheitlich privatnützigen und familienbezogenen Zweck und die Nachkommen von Frau XY haben Vorrang. Im unterschiedlichen Ausmass kann sie mitunter aber auch gemeinnützige Zwecke unterstützen.

Das zweite Beispiel handelt von einer gemischten Stiftung, die gemeinnützige Zwecke verfolgt, entsprechende Projekte umsetzt und eventuell  auch gemeinnützige Institutionen unterstützt. Im Wesentlichen aber dient die Stiftung dennoch privatnützigen Zwecken, die familiär sein können.  Das heisst, der Fokus dieser Stiftung liegt hauptsächlich auf der privatnützigen Zweckerfüllung, gleichzeitig aber ist sie auch im gemeinnützigen  Bereich aktiv.

Nun kann es sein, dass in der Zukunft bei gemischten Stiftungen die definierten gemeinnützigen Zwecke aufgrund geänderter Umstände nicht mehr den ursprünglichen Stifterintentionen entsprechen. Sollten die Stifter die Möglichkeit eingeräumt haben, dann können in einem solchen Fall der privatnützige Zweck noch verstärkt oder die gemeinnützige Ausrichtung angepasst werden.

Die gemischte Stiftung räumt Stiftern also einen breiten Gestaltungsspielraum ein. Den Stiftungsorganen gibt sie später die notwendige Flexibilität, um erforderliche Anpassungen vorzunehmen. Die gemischte Stiftung ist ein herausragendes Merkmal des heimischen Stiftungsstandorts, der ein bedeutender Grundpfeiler des Finanzplatzes ist.

Liechtensteins Finanzplatz nimmt seit vielen Jahren für sich in Anspruch, nachhaltig zu handeln. Doch wo steht der Finanzplatz Liechtenstein in Sachen Nachhaltigkeit tatsächlich? "Ich denke nicht, dass der liechtensteinische Finanzplatz anderen Finanzplätzen hinterherhinkt.", erklärt S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein im Interview mit dem Liechtensteinischer Volksblatt und erläutert, wie der liechtensteinische Finanzplatz Nachhaltigkeit konkret umsetzt. Ein lesenswertes Interview, das unter anderem aufzeigt, welchen Beitrag die liechtensteinische Treuhandbranche in Sachen Nachhaltigkeit leistet. Durch die Vermögensstrukturierung über Rechtsträger und die damit einhergehende zweckgebundene Vermögensausrichtung ebnet die liechtensteinische Treuhandbranche den Weg für eine nachhaltige Vermögensverwaltung und Vermögensveranlagung.

«Volksblatt»: Durchlaucht, im September 2015 verabschiedeten die Mitgliedsstaaten der UNO eine Agenda 2030 mit dem Ziel, eine nachhaltige Entwicklung anzustossen, die weltumspannend ist. Was sagen Sie dazu?
Prinz Michael: Ich denke, dass man erst einmal verstehen muss, woher der Begriff Nachhaltigkeit stammt. Ursprünglich wurde er im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum in der Forstwirtschaft geprägt. Um eine grössere Waldvernichtung vermeiden zu können, wurde Nachhaltigkeit damals zum Handlungsprinzip für die Waldbewirtschaftung erhoben. Es durften zum Beispiel nur so viele Bäume gefällt werden, wie auch nachwachsen konnten. Die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes sollte gesichert werden, damit diese Ressource auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.

Mittlerweile wird Nachhaltigkeit in einem viel weiteren Kontext gesehen. Unternehmen und die Wirtschaft an sich sind gefordert, mit den genutzten Ressourcen derart umzugehen, dass die Nachwelt nicht belastet wird. Dies gilt sowohl im ökologischen als auch im ökonomischen und sozialen Sinne. Darauf zielt auch die Agenda 2030 ab.

Ist ein globales Nachhaltigkeitsbestreben überhaupt umsetzbar und sinnvoll?
Ein globales Nachhaltigkeitsbestreben ist so lange als positiv zu werten, solange es nicht einer realitätsfernen Utopie nacheifert. In den diversen Regionen dieser Welt herrschen unterschiedliche Gegebenheiten vor und es gibt wesentliche geografische, klimatische, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Abweichungen, die es zu berücksichtigen gilt. Was beispielsweise für Europa funktioniert, funktioniert nicht automatisch auch für Südamerika. Man muss also achtgeben, dass das globale Nachhaltigkeitsstreben nicht in einer uniformen Bevormundung endet, die das Nachhaltigkeitsstreben wieder zunichtemacht.

Die Agenda 2030 wurde mit 17 konkreten Nachhaltigkeitszielen untermauert und weltweit sollen alle Länder dazu verpflichtet werden, diesen nachzukommen. Werden diese Nachhaltigkeitsziele bald zum internationalen Standard? Wie beurteilen Sie, als Verfechter einer liberalen Wirtschaft und Gesellschaft, dies?
Die Politik sollte sich etwas wieder verstärkt ins Bewusstsein rufen: Eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft bauen auf die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung des Einzelnen. Die Geschichte zeigt, dass gerade jene Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme die grössten Erfolge vorweisen konnten, die auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung bauten und kleinen Gebietskörperschaften, wie etwa den Gemeinden, den maximalen Handlungsspielraum einräumten.

Der verlockende Anreiz, auf die Nachhaltigkeitsziele allgemein verpflichtende Standards und Auf lagen folgen zu lassen, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Solange dabei regionale Besonderheiten berücksichtigt werden und die dezentrale Selbstbestimmung und Eigenverantwortung bewahrt bleiben, spricht wenig dagegen. Unvernünftig aber wäre, wenn Standards und Auf lagen darauf abzielten, eine zentrale Bürokratie zu fördern. Nachhaltigkeit muss individuell definiert und gelebt werden können, damit sie wirklich erfolgreich greifen kann.

Nicht nur die UNO-Mitgliedsstaaten streben nach einer nachhaltigeren und faireren Welt, auch WEF-Gründer Klaus Schwab schlägt mit seinem Buch «The Great Reset» in dieselbe Kerbe und spricht sich dafür aus, insbesondere kapitalistisch geprägte Gesellschaften schrittweise in Richtung mehr Gerechtigkeit und Gleichheit zu transformieren. Damit drängen sich mir zwei Fragen auf. Braucht es nicht einen gewissen «Kapitalismus», um die angestrebte Nachhaltigkeit überhaupt finanzieren zu können? Und wie kann nachhaltiges Handeln Gleichheit und Gerechtigkeit fördern?
Mit Blick auf Gleichheit und Gerechtigkeit herrscht ein grosses Missverständnis vor. Nehmen wir folgendes Beispiel her: Drei Personen unterschiedlicher Körpergrössen sollen über einen zwei Meter hohen Zaun blicken können. Man stellt ihnen im Sinne von Gleichheit und Gerechtigkeit drei gleich hohe Podeste zur Verfügung. Die erste Person kann damit wunderbar über den Zaun blicken und hat den vollen Überblick. Die zweite Person muss auf die Zehenspitzen stehen, damit sie über den Zaun blicken kann. Die dritte Person aber sieht noch immer nichts, weil die Podesthöhe in Anbetracht ihrer Körpergrösse keinen Gewinn bringt. Ist das nun gerecht? Es macht einen grossen Unterschied, ob man nach Gleichheit oder nach Chancengleichheit strebt! Chancengleichheit am vorgenannten Beispiel gäbe der kleinsten Person ein zusätzliches Podest, damit auch sie über den Zaun sehen kann.

De facto verhindert Gleichheit Chancengleichheit und damit die individuelle Freiheit. Gerechtigkeit und Gleichheit waren die zündenden Schlagworte im Marxismus und Leninismus. Und mich erschreckt es schon etwas, wie viel Aufwind diese Schlagworte in der Gegenwart gewinnen. Auch bezweifle ich, dass ein «Great Reset» die Welt zum Besseren wenden wird. Im Gegenteil, die Vergemeinschaftung von Eigentum und Vermögen, wie es im «Great Reset» angedeutet wird, hätte fatale Folgen.

Die Grundlage für eine aussichtsreiche Zukunft liegt darin, die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken. Der Mensch agiert am effizientesten, wenn er frei und selbstbestimmt leben muss und auch die Verantwortung für Eigentum trägt. Die Sowjetunion oder auch die DDR haben gezeigt, wohin das Gegenteil führt. Deshalb würde ich auch nicht von «Kapitalismus» sprechen, sondern von «Eigentumsrechten».

Welchen Beitrag könnte denn der Staat zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten?
Ein Staat könnte mit gutem Beispiel vorangehen, indem er beispielsweise seine überdimensionierte Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft zurückfährt und sich wieder auf seine ursprünglichen Kernaufgaben besinnt. Dies beinhaltet, die Freiheit und Grundrechte der Bürger zu wahren, dezentrale Einheiten wie Gemeinden und Kantone zu stärken und die innere und äussere Sicherheit des Landes zu gewährleisten.

Im Übrigen zählen auch Staatsbetriebe zu den Umweltsündern. Überlegen Sie einmal, wer an den grössten Braunkohlekraftwerken beteiligt ist? Oder welche ökologische Bilanz beim Mauerfall im Jahr 1989 nicht überzeugt hatte, jene der BRD oder der DDR?

Wenden wir uns nun Liechtenstein zu. Anlässlich der 300-Jahr-Feier veröffentlichte die Regierung ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht. Darin ist unter anderem festgehalten, dass die Regierung und der Finanzplatz beispielsweise mit der «Liechtenstein Initiative» einen bedeutenden Beitrag gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel leistet. Die von der UNO angestrebte Nachhaltigkeit geht aber weit über dieses Thema hinaus und mich würde interessieren, was Nachhaltigkeit für einen Finanzplatz wie dem liechtensteinischen überhaupt bedeutet?
Ein kleines Land wie Liechtenstein kann nicht in allen Bereichen tätig werden, deshalb ist die Fokussierung auf Einzelthemen zielführend. Die «Liechtenstein Initiative» ist ein sehr wichtiger Beitrag, den das Land leistet. Sklaverei und Menschenhandeln sind schreckliche Vergehen an der Würde und Freiheit des Menschen.

Im internationalen Kontext ist der liechtensteinische Finanzplatz ein Nischenplayer auf dem Gebiet der strategischen Vermögensberatung, der langfristigen Vermögensplanung und dem generationenübergreifenden Erhalt von Vermögen und Werten. Dieser Ansatz an sich setzt bereits Nachhaltigkeit voraus und wird von den drei Werten Stabilität, Effizienz und Innovation untermauert. Kapitalmärkte hatten immer schon die Funktion, erspartes Vermögen derart anzulegen, dass es wirtschaftlich den grössten Nutzen erbringen kann. Das beinhaltet eben nicht nur, Renditen für Investoren zu erzielen, sondern Vermögen auch so einzusetzen, dass es positive und messbare wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen hat. Dazu zählen auch Impact Investing und Philanthropie.

Kurzum bedeutet Nachhaltigkeit für einen Finanzplatz wie dem liechtensteinischen, dass die langfristige Nischenstrategie konsequent weiterverfolgt wird und die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sich in den unterschiedlichen Vermögensveranlagungen widerspiegelt. Die modernen Technologien ermöglichen zudem, den Nachhaltigkeitsanspruch noch besser zu überprüfen und transparenter zu machen. Meines Erachtens kann der liechtensteinische Finanzplatz seinen Wettbewerbsvorteil stärken, wenn er seine Leistungen in Innovation und Effizienz zeigt und damit zusammenhängend die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit stärker kommuniziert und nach aussen trägt.

Worin sehen Sie die grössten Chancen in naher Zukunft für den Finanzplatz Liechtenstein?
Liechtenstein verfügt über Rahmenbedingungen, die für eine nachhaltige Entwicklung Grundvoraussetzung sind und von denen der Finanzplatz profitiert. Diese liegen zum einen in der andauernden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stabilität, in den kurzen und effizienten Wegen und der geringen Bürokratie sowie in der Tatsache, dass Liechtensteins Staatshaushalt schuldenfrei ist. Schuldenfrei bedeutet nachhaltig. Nicht umsonst erhält Liechtenstein seit vielen Jahrzehnten konstant ein AAA-Rating. Zum anderen weist Liechtenstein einen guten Branchenmix und eine breit diversifizierte Wirtschaftsstruktur auf.

Der Anteil der verarbeitenden Industrie in Liechtenstein ist sehr hoch, was für eine langfristig positive Wirtschaftsentwicklung essenziell ist. Die meisten europäischen Länder und auch die USA werden hier langfristig in grosse wirtschaftliche Probleme laufen, weil der Anteil der verarbeitenden Industrie geschrumpft ist und eine zu starke Auslagerung stattgefunden hat. Im Weiteren denkt der liechtensteinische Finanzplatz in Generationen, das ist gelebte Nachhaltigkeit.

Die Treuhandbranche ist hier ein zentraler Pfeiler, denn der Auf bau, die Implementierung und Verwaltung von Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts und andere Gesellschaftsformen legen die Grundlage für eine langfristige Vermögensverwaltung. Zudem lässt sich feststellen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität im vergangenen Jahrzehnt wieder stark an Bedeutung gewonnen hat.

Auch das im 2019 verabschiedete «Blockchain-Gesetz» bietet grosse Chancen und beweist die Innovationsfähigkeit Liechtensteins. Liechtenstein ist das erste Land auf der Welt, das den Token, der ein digitales Abbild von Eigentumsrechten und anderen Rechten darstellt, juristisch definiert und damit Rechtssicherheit geschaffen hat. Die damit verbundene Digitalisierung des Wirtschaftssystems eröffnet dem Finanzplatz viele Möglichkeiten.

Und worin liegen die grössten Herausforderungen?
Eine grosse Herausforderung liegt sicherlich in der Regulierungsflut, die uns in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes überschwemmt hat. Die Akteure müssen sich natürlich regelkonform verhalten, gleichzeitig aber den mit den Regulierungen einhergehenden Kostendruck in Grenzen halten und dürfen auch den Kundenfokus nicht aus den Augen verlieren. Für Kunden sind regulatorische Auf lagen lediglich ein Nebeneffekt, um den sich ein Finanzplatzakteur zu kümmern hat. Eine übermässige Regulierung gefährdet Wertschöpfungsketten, den Kundenfokus und die Wettbewerbsfähigkeit an sich und damit die Basis, auf der Nachhaltigkeit überhaupt umgesetzt werden kann.

Eine weitere Herausforderung sehe ich in der schwierigen Lage, in der sich die Weltwirtschaft befindet. Geopolitische Spannungen und Protektionismus nehmen zu, die weltweiten Staatsschulden bewegen sich in schwindelerregenden Höhen, der Ruf nach einer Vergemeinschaftung von Vermögen gewinnt an Kraft und stimuliert soziale Unruhen. Für Finanzplatzakteure bedeutet dies, damit zusammenhängende Folgen vorauszusehen und daraus die richtigen Schlüsse für ein betreutes Kundenvermögen zu ziehen. Dies bedingt ein umfassendes Know-how und Verständnis bei den Mitarbeitenden. Jedoch sehe ich diese Herausforderungen auch als Chance an und Liechtenstein kann durch Konformität auch die Wettbewerbsfähigkeit untermauern.

Andere Finanzplätze wie beispielsweise Luxemburg sind in Sachen Nachhaltigkeit schon viel weiter fortgeschritten und weisen klare Strategien aus, wie sie ihre Finanzindustrie ausrichten wollen. Hat der liechtensteinische Finanzplatz hier seine Chancen vertan?
Ich denke nicht, dass der liechtensteinische Finanzplatz anderen Finanzplätzen hinterherhinkt. Was bedeutet «klare Strategien»? Ein professionell auf bereitetes Strategiedokument, das der Öffentlichkeit präsentiert wird? Die Kunst einer Strategie liegt meines Erachtens in ihrer Umsetzung und darin, einen Gleichklang zu erzielen, der zu Stärke und Glaubwürdigkeit verhilft. Liechtensteins Finanzplatz erzielt diesen Gleichklang, indem er Nachhaltigkeit auf den drei Ebenen ökonomisch, sozial und ökologisch lebt.

Der Finanzplatz ist auf einem guten Weg und wahrscheinlich muss er einfach offensiver kommunizieren, dass die Finanzplatzakteure verantwortungsbewusst handeln und sich mit Blick auf Compliance und Sorgfaltspflicht hohen ethischen Standards verpflichtet haben. Oder dass der Erfolg des heimischen Finanzplatzes mit einer hohen Innovationskraft und Veränderungsbereitschaft zusammenhängt. Das Dienstleistungsangebot des Finanzplatzes ist breit gefächert und ermöglicht erstklassige Vermögenslösungen, mit denen Vermögen über Generationen gesichert werden kann. Das ist Nachhaltigkeit in all ihren Facetten.

Welchen konkreten Beitrag kann Liechtenstein Finance, als Dreh- und Angelpunkt für die Finanzplatzkommunikation, hier leisten? Wie genau wollen und können sich der Finanzplatz und seine Akteure in der «Nachhaltigkeitsarena» künftig positionieren?
Liechtenstein Finance ist das gemeinsame Sprachrohr des Finanzplatzes. Alle Finanzplatzakteure und die Regierung stehen hinter Liechtenstein Finance. Liechtenstein Finance hat zur Aufgabe, das Finanzplatzprofil im In und Ausland zu schärfen. Zudem versteht sich Liechtenstein Finance als Dreh und Angelpunkt in der Umsetzung der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele und Prinzipien für verantwortungsbewusstes Investieren.

Liechtenstein Finance wird im In und Ausland laufend über die erreichten Meilensteine informieren . Liechtenstein Finance kann wesentlich dazu beitragen, die internationale Position des liechtensteinischen Finanzplatzes zu festigen. Aber auch die einzelnen Finanzplatzakteure müssen ihren Beitrag leisten, damit der Finanzplatz langfristig positioniert werden kann, und das tun sie auch.

Birgt Nachhaltigkeit auch Reputationsrisiken für den Finanzplatz?
Liechtensteins Finanzplatz lebt Nachhaltigkeit auf den drei Ebenen ökonomisch, sozial und ökologisch. Deshalb sollten wir Nachhaltigkeit als positiven Reputationstreiber werten und weniger als ein mögliches Reputationsrisiko betrachten.

Erste liechtensteinische Banken haben inzwischen die von der UNO unterstützten Prinzipien für nachhaltiges Investieren, kurz PRI genannt, unterzeichnet. Würden Sie dies als einen Schritt in die richtige Richtung bezeichnen?
Das ist ein guter und wichtiger Schritt auf einem bereits beschrittenen Weg. Verantwortungsvolles Investieren ist eng mit nachhaltigem Handeln verbunden und gerade unser Finanzplatz kann hier eine grosse Erfahrung nachweisen, sprich in der Strukturierung und nachhaltigen Veranlagung von Vermögenswerten. Nun kommen die ökologische und soziale Verantwortung hinzu. Liechtenstein und der Finanzplatz sind bestens geeignet, hier eine führende Rolle einzunehmen und die vorhandenen Kompetenzen auszuspielen und weiter auszubauen.

Wie kann Geld oder eine nachhaltige Veranlagung des Geldes das Klima oder die Umwelt retten?
Geld selbst kann keinen Beitrag leisten. Es ist ein reines Tausch und Wertaufbewahrungsmittel. Aber die Art und Weise, wie Geld in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt eingesetzt wird, kann wesentlich dazu beitragen, dass die Umwelt weniger belastet wird, was auch Einfluss auf Klimaveränderungen hat. Der Wille in der liechtensteinischen Bevölkerung ist gegeben, vorsichtiger und bewusster mit Ressourcen wie Wasser, Natur, Infrastruktur etc. umzugehen. Darauf zielen die Nachhaltigkeitsziele ab. Und durch Impact Investing wird dies verstärkt.

Wichtig in dem Ganzen ist, dass eine nachhaltige Veranlagung von Geld zielorientiert und pragmatisch geschehen kann und nicht von zu strikten Standards und Auf lagen verunmöglicht wird. Regionale Unterschiede müssen berücksichtigt werden. Sicher nicht nachhaltig ist das unlimitierte Schuldenmachen unter dem Schlagwort «Green Economy». Das Argument, damit das Klima für künftige Generationen zu retten, hinkt und die Schulden werden zu einer immensen Belastung für die junge Generation.

Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich dann erzielen, wenn sie organisch wachsen und aus dem alltäglichen Handeln der Bevölkerung heraus entstehen kann.

Nun können Banken beispielsweise die Nachhaltigkeit ihrer Produkte relativ gut messbar und sichtbar machen. Wie aber steht es um die Treuhandbranche, wie kann sie im Nachhaltigkeitsbereich mitziehen? Oder steht die Branche dem Ganzen aussen vor?
Vermögen ist dann nachhaltig, wenn es langfristig erhalten und vermehrt werden kann und einem bestimmten Zweck entsprechend eingesetzt wird. Im Mittelpunkt einer treuhänderischen Betrachtung stehen nicht nur materielle Vermögenswerte, sondern auch immaterielle und insbesondere die langfristigen Vorstellungen der Kunden, die in vielen Fällen mehrere Familiengenerationen berücksichtigen.

Die liechtensteinische Treuhandtätigkeit spielt sich dann in vier Bereichen ab: erstens die zukunftsgerichtete Vermögensstrukturierung über Rechtsträger; zweitens die generationenübergreifende Vermögensbetreuung; drittens eine nach nachhaltigen Kriterien erfolgende und statutenkonforme Vermögensveranlagung; viertens der zweckkonforme Vermögenseinsatz. Das ist Nachhaltigkeit in einer sehr reinen Form. Es berücksichtigt zudem die drei Ebenen ökonomisch, sozial und ökologisch, die notwendig sind im langfristigen, generationenübergreifenden Denken und auch im philanthropischen Sektor eine grosse Rolle spielen.

Die treuhänderische Tätigkeit mess- und sichtbar zu machen, ist in der Tat schwierig. Im jährlichen Rechenschaftsbericht der Regierung scheint zwar auf, wie sich die Anzahl der Rechtsträger entwickelt. Dies sagt jedoch nichts über das effektive Vermögensvolumen in den Rechtsträgern aus. Anders als bei Banken lässt sich dieses auch nicht einfach beziffern, da in Vermögensstrukturen unterschiedlichste Vermögenswerte enthalten sind, die nicht immer mit einer Wertangabe versehen werden können.

Wir haben nun viel über Nachhaltigkeit und den Finanzplatz diskutiert. Zum Schluss würde ich gerne von Ihnen wissen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich, sowohl im privaten Bereich als auch in Ihrer Rolle als Unternehmer?
In meiner Familie spielte Nachhaltigkeit immer schon eine wesentliche Rolle. Schon meine Eltern achteten sehr darauf, Autos zu fahren, die mit wenig Benzin auskamen. Die Haltung hat mich bis heute geprägt. Zudem bin ich Teil einer Nachkriegsgeneration und in meiner Kindheit waren Produkte alles andere als im Überfluss vorhanden. Deshalb mussten wir sehr sorgsam mit allem umgehen und das tun wir auch heute noch.

Als Kind erschreckte mich auch, wie schmutzig teilweise die Flüsse waren und wie wenig Augenmerk man in Europa auf deren Reinhaltung legte. Die Marktwirtschaft trug hier wesentlich dazu bei, dass die europäischen Flüsse heute weitgehend sauber sind. Im Weiteren hat unsere Familie Forstbesitz, den wir wirtschaftlich nutzen und sehr naturnah führen.

Nachhaltigkeit als Handlungsprinzip ist für unsere Familie seit jeher eine Selbstverständlichkeit.

Zu guter Letzt noch eine Bitte: Beschreiben Sie den liechtensteinischen Finanzplatz aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit mit drei Stichworten.
Authentizität, Verlässlichkeit, Langfristigkeit. Das heisst, der liechtensteinische Finanzplatz ist dann nachhaltig, wenn er authentisch bleibt, weiterhin verlässlich agiert und seinen langfristigen Ansatz fortführt.

Ein Preisgeld von 9‘000 Schweizer Franken insgesamt erwartet jene Studierenden des LL.M.-Executive-Masterstudiengangs der Universität Liechtenstein, denen es gelingen wird, in einem Fallbeispiel aus dem liechtensteinischen Treuhandwesen mit ihren Lösungsansätzen zu überzeugen. Der Startschuss für den I&F Family Wealth Preservation Award ist gefallen. Erfahren Sie mehr in den nachstehenden Medienauszügen.

Das neue Antlitz des Sozialismus lautet der Titel des jüngsten Artikels von S.D. Prinz Michael von Liechtenstein. China entwickelt sich ganz offensichtlich zu einem digitalen Überwachungsstaat, und der Westen ist sehr besorgt ob dieser Entwicklung. Aber was ist mit dem Westen? Favorisiert er nicht selbst eine bürokratisch-technokratische Staatsform, die nach der gläsernen Gesellschaft strebt? S.D. Prinz Michael von Liechtenstein identifiziert die wesentlichen Faktoren, auf die der Westen sich konzentrieren sollte, um Chinas Hegemonialbestrebungen abwehren zu können. Der Artikel ist erschienen in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft www.fuw.ch.

Der Überwachungsstaat gedeiht nicht nur in China, sondern auch in westlichen Demokratien. Um Pekings Hegemoniestreben abzuwehren, braucht es eine Rückorientierung auf Freiheitlichkeit. MICHAEL VON LIECHTENSTEIN

Auf Chinas Territorium werden Bürger auf Schritt und Tritt beobachtet und von öffentlichen Überwachungskameras analysiert, die zu detaillierten Bewegungs- und Verhaltensprofilen verhelfen. Automatisierte Drohnen agieren als Informanten. Gesichtserkennungsprogramme unterstützen eine ausgefeilte Klassifizierung in Schulen, Einkaufsläden, Sportzentren etc. Nahezu jede Ecke des Privaten wird durchleuchtet und mit dem Sozialkreditsystem bewertet. Wer sich im Sinne des Systems verhält, erhält attraktive Vorteile und erweitert seinen persönlichen Entwicklungsspielraum, indem bessere Ausbildungsmöglichkeiten, attraktivere Jobs, ansprechendere Wohnmöglichkeiten, die freie Nutzung öffentlicher Einrichtungen etc. zugänglich werden. Steht jemand aber in Misskredit, dann winken Sanktionen, die sich negativ auf den persönlichen Bewegungs- und Handlungsspielraum auswirken.

Die Idee dieses Sozialkreditsystems, das in Form eines zentralen Registers geführt wird und in Zukunft auch für jeden Einzelnen einsehbar werden soll, ist die Konditionierung der Bürger zu Good Citizens, die sich diszipliniert und systemkonform verhalten.

Fast könnte man meinen, George Orwell habe mit seinem Roman «1984» Chinas Staatsmacht ungewollt einen Masterplan zur Verfügung gestellt. Interessanterweise werden die Massnahmen vom Grossteil der chinesischen Bevölkerung gutgeheissen. Das Ganze wird als Antikorruptions- oder Transparenzkampagne aufgezogen und kommt in Chinas Bevölkerung, die bereits an Unfreiheit und staatliche Bevormundung gewöhnt ist, gut an. Sie erhält das Gefühl, dazu beizutragen, dass Miss- und Vetternwirtschaft, kriminelle Machenschaften und andere Widrigkeiten des Lebens eingedämmt werden. Schliesslich gibt es ja auch keinen Grund, weshalb ein Good Citizen dem widersprechen sollte, denn er hat ja schliesslich nichts zu verbergen.

Dystopie der gläsernen Gesellschaft

China verknüpft die Möglichkeiten zur umfassenden Datensammlung gekonnt mit denen künstlicher Intelligenz und ist auf dem besten Weg zum digitalen Superstaat. Der Westen echauffiert sich darob und beobachtet die Entwicklungen mit Unbehagen, denn China baut seine Hegemonialbestrebungen mit beeindruckender Beharrlichkeit aus und lässt nicht mit sich diskutieren. So lautet der Tenor im Westen, dass Chinas System verwerflich und unvereinbar mit dem westlichen Wertesystem sei. Aber sind wir wirklich besser unterwegs?

Im privaten Bereich werden persönliche Vorlieben preisgegeben, im Austausch für ein paar Rabattgutscheine. Im Internet wird bereitwillig auf den Einwilligen-Button geklickt, um bequem weitersurfen zu können. Einverständniserklärungen zum Umgang mit den eigenen Daten werden grosszügig unterzeichnet, ohne zu hinterfragen, was mit den Daten passiert. Gerade die EU sieht sich mit ihrer Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) als führend auf dem Gebiet des Datenschutzes. Interessanterweise kann sie aber durch Spezialgesetze ausgehebelt werden. Man rufe sich etwa das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung in Erinnerung, das laut dem Europäischen Gerichtshof gar nicht zulässig ist. Gespeichert auf Vorrat wird trotzdem weiterhin. Auch der Zahlungsverkehr Privater wird nachverfolgt und ein zentrales Kontenregister umgesetzt, ganz zu schweigen von den Contact-Tracing-Apps, die im Zuge von Covid-19 eingeführt worden sind. Die EU-Kommission erwägt, die Möglichkeit zur verschlüsselten Kommunikation zu unterbinden. Ja, die EU entwickelt sich zu einem Überwachungsstaat.

China mag Orwells Dystopie nacheifern, der Westen favorisiert ein bürokratisch-technokratisches Staatsgebilde, in dem Eigenverantwortung und Selbstbestimmung ersetzt werden durch Kontrolle und Fremdbestimmung und in dem Transparenz hauptsächlich dazu dient, eine gläserne Gesellschaft zu erschaffen. Ähnlich wie in China wird der Weg dorthin als Kampf propagiert: gegen Terror, Korruption und kriminelle Machenschaften oder schlicht und einfach gegen ein Verhalten, das dem Kollektivismus abträglich ist. Eine breite Bevölkerungsschicht geht diesen Weg bereitwillig mit, denn schliesslich haben unbescholtene Bürger nichts zu verbergen. Seit geraumer Zeit werden Massnahmen, die tief in bürgerliche Rechte eingreifen, als nötig im Kampf gegen Covid-19 angepriesen; man denke an das Verbot der Versammlungsfreiheit oder die Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit. Ausserhalb des gesetzlichen Rahmens wird Covid-19 dazu verwendet, berechtigte Kritik an Massnahmen abzuschmettern und Kritiker als Covidioten oder Radikale zu bezeichnen und auszugrenzen. Dass damit aber das Recht auf freie Meinungsäusserung beschnitten wird, geht dabei unter.

Gruppierungen links, rechts und auch in der Mitte des Spektrums drängen seit geraumer Zeit darauf, ein Gesellschaftssystem zu etablieren, in dem Gleichheit vorherrschend ist. Manche mögen sich fragen, was daran schlecht sein soll – das Problem liegt eben darin, dass im gleichen Atemzug die Gerechtigkeit ins Spiel gebracht wird: Durch Gleichheit soll mehr Gerechtigkeit entstehen. Aber Gerechtigkeit ist etwas, was nur subjektiv bewertet werden kann. Menschen sind von Natur aus verschieden und in ihren Fähigkeiten und Bestrebungen höchst unterschiedlich. Gleichheit gibt es vor dem Gesetz und vor Gott, in der Gesellschaft kann sie nur durch Repression erzwungen werden. Sie trachtet danach, alles einer Bestimmung unterzuordnen und jegliches Anderssein oder Andersdenken auszumerzen, wodurch die persönliche Handlungs- und Entscheidungsfreiheit untergeht. Volle Transparenz höhlt jegliches Recht auf Privatsphäre aus. Gesellschaftssysteme, die Transparenz, Gleichheit und Wohlstand ohne jedwede Eigenverantwortung und Anstrengung versprechen, sind schlicht und einfach illusorisch. Sie verlangen einen hohen Preis.

Zurück auf den freiheitlichen Pfad

Problematisch ist auch, wie wegen Covid-19 Unsummen aus dem Hut gezaubert und versprochen werden, um Wirtschaft und Gesellschaft in ein künstliches Koma versetzen zu können. Dabei wird noch nicht einmal gesagt, was mit dem ganzen Geld überhaupt passiert. Es ist zweifellos wichtig, kleine und mittelgrosse Unternehmen zu unterstützen. Aber leider wird ein Gesellschaftssystem kreiert, das ähnlich dem sowjetischen Sozialismus Wohlstand ohne Anstrengung prophezeit. Wo solche Gesellschaftssysteme enden, lässt sich in den Geschichtsbüchern nachlesen. Mündigkeit, Eigenverantwortung, Leistungsmotivation, persönliche Handlungsoptionen etc. verabschieden sich, und irgendwann ist gesellschaftlicher Wohlstand nur noch Wunschtraum.

Die westliche Welt kann auf ein goldenes Zeitalter mit ungewöhnlich starker Wohlstandsentwicklung zurückblicken. Massgebend dafür war u.a. das echte Commitment zum Konzept der freien Marktwirtschaft mit dem Fokus auf Wettbewerb und Eigentumsrechte, ohne dabei soziale Massnahmen zu vernachlässigen. Friedrich von Hayek hatte einst das Werk «Der Weg zur Knechtschaft» geschrieben. Auf diesem Weg ist der Westen schon weit fortgeschritten. Um den hegemonialen Ansprüchen Chinas zu begegnen, muss er klare und freiheitliche Wege beschreiten. Nur dann kann er ein echtes Gegengewicht bilden. Dazu braucht es aber Eigenverantwortung, Innovation, Unternehmertum und Dezentralisierung sowie einmal mehr das Bekenntnis zur freien Marktwirtschaft und zum Spiel des Wettbewerbs. Darin liegt der Schlüssel zum Erfolg und zu einer aussichtsreichen Zukunft in Wohlstand und Frieden.

"Ich glaube an den Wettbewerb, auch beim Geld." hält S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein in seinem Interview mit Milosz Matuschek fest, dem stellvertretenden Chefredaktoren des Schweizer Monats. Im Interview steht er Rede und Antwort zu Fragen rund um die Themen Zentralbanken, Geldsystem, Bitcoin & Co. sowie Möglichkeiten, wie Eigentum langfristig gesichert werden kann. Das Interview ist erschienen in der November-Ausgabe von www.schweizermonat.ch

Die aktuelle Vertrauenskrise in das Geldsystem ruft nach Alternativen.
Milosz Matuschek trifft Prinz Michael von und zu Liechtenstein

Prinz Michael, warum ist das Thema Geldsystem aus Ihrer Sicht gerade so aktuell?
Es gibt verschiedene Gründe. Vermehrt kommen Zweifel an der Werthaltigkeit der bestehenden Gelder auf. Das Fiat-Money, also der Euro, der Dollar und die meisten anderen Währungen, die wir heute kennen, beruht auf dem Vertrauen, dass die herausgebenden Institutionen, das heisst die Zentralbanken, das Leitmotiv der Werterhaltung des Geldes verfolgen. Heutzutage ist dies leider nicht mehr der Fall, weil die Zentralbanken häufig unter Einfluss der Politik stehen oder sogar selber Fiskal- und Wirtschaftspolitik betreiben. Zudem werden Währungen immer öfter als Waffe eingesetzt, besonders von den USA. Seit Bretton Woods haben wir ein System mit dem Dollar als weltweiter Leitwährung, die USA nützen das mit Sanktionen und Ähnlichem aus. Die EU verhängt ebenfalls Sanktionen und übt Druck aus, am leichtesten lässt sich das über die Geldsysteme umsetzen. Deswegen versucht nun zum Beispiel China, eine Währung herauszugeben für seine «Belt and Road Initiative», die Neue Seidenstrasse. Einen Korb aus Gold, dem chinesischen Renminbi plus anderen Währungen. Ob das erfolgreich sein wird, weiss ich nicht. Klar ist: Hier handelt es sich um eine Gegenreaktion zum Dollar. Es gibt auch andere Versuche, gewisse Staaten aus dem internationalen System unabhängiger zu machen. Mittlerweile haben wir auch Technologien, die uns erlauben, parallele Währungen zu erschaffen, die auch global tätig sind. Bisher war immer Vertrauen gegenüber einer Institution, über Blockchain haben wir dezentralisiertes Vertrauen in eine Technologie.

Ist die jetzige Situation ein Versagen des Staates oder der Zentralbank?
Ich denke beider. Meiner Meinung nach haben in der ganzen Menschheitsgeschichte die meisten Staaten grosszügig Geld ausgegeben. Der Staat versucht, sich Geld zu beschaffen. Das Römische Reich ist untergegangen, als sie Kupfer in Silbermünzen beigemischt haben, die antike Form von «Quantitative Easing». John Law gab im Frankreich des 18. Jahrhunderts erstmals das Papiergeld heraus, auch hier war keine Wirtschaftsleistung dahinter. Geführt hat das schliesslich zur Französischen Revolution. Die heutige Situation ist also nichts Neues, es ist ein Zusammenspiel mit der Politik. Sobald Geld unter der Kontrolle der Politik ist, ist es ein Problem. Ich befürchte, das wird auch in Zukunft irgendwie bleiben; die Politik wird versuchen, dieses Machtinstrument für sich zu behalten.

Bisher ging ja jede Leitwährung irgendwann zugrunde. Ist es überhaupt realistisch und möglich, eine Leitwährung zu etablieren, die nicht an einen Staat geknüpft ist?
Das wäre wohl das Ideal, ich halte es aber für eine Utopie. Geld beruht ja darauf: Ich verkaufe Ihnen etwas und erhalte dafür 100 Euro. Mein Wert liegt darin, dass ich mit den 100 Euro Waren oder Dienstleistungen in demselben Gegenwert bekommen kann. Ich kann das aber nur bekommen, wenn mein Geld allgemein akzeptiert ist. Ideal wäre eine Währung, die auf universellem Konsens beruht, unabhängig davon, ob das dezentral oder zentral zustande kommt. Immer wieder sehe ich aber das Primat der Politik, welches oftmals fälschlicherweise für demokratisch gehalten wird. Ich befürchte, dass das Primat der Politik auch bei einer universellen Währung versuchen würde, das System für seine Zwecke einzusetzen. Deshalb ist es wohl besser, auf das Ideal der Universalwährung zu verzichten.

Auch keine dezentrale universelle Währung?
Ich denke, es ist immer schlecht, nur ein Pferd im Stall zu haben. Ich glaube stark an den Wettbewerb, auch beim Geld. Wettbewerb ist das beste Korrektiv.

Was ist derzeit die grösste, unmittelbar bevorstehende Gefahr für das jetzige Geldsystem?
Dass das Vertrauen verschwindet. Das beinhaltet die Frage der Staatsverschuldung, die offenen und nicht finanzierten Pensionsansprüche. Mittlerweile ist das so zentralisiert, dass ich Angst habe, dass Staaten sehr leicht auf die Sparguthaben der Bürger zurückgreifen können, um zumindest kurzfristig die Staatsschulden zu neutralisieren.

Die Verschuldungskrise gibt es nun schon eine ganze Weile. Woran liegt es, dass diese im Geldsystem enthaltene Gefahr so vielen Menschen nicht bewusst ist? Wie kann es sein, dass sich dieses System trotzdem am Leben erhält?
Das Problem wird immer grösser. Wir haben eine sehr effiziente Wirtschaft, das hält das krankende System gewissermassen am Leben. Wir wissen nicht, wann der Breaking Point erreicht wird, an welchem das nicht mehr geht. Die grosse Bedrohung wird dann kommen, wenn die Kaufkraft der älteren Bevölkerung stark schwindet. Es kann ja sein, dass die Pension nominal ausgezahlt wird; das hilft mir aber nichts, wenn sie real nur noch halb so viel wert ist.

Was würde dann passieren? Würde diese Generation dann beginnen, ihre Assets zu verkaufen, und so eine deflationäre Spirale auslösen?
Die Jungen würden nicht einsehen, weshalb sie plötzlich 70, 75 Prozent ihres Einkommens als Sozialleistungen und Steuern zahlen, um die Älteren zu finanzieren. Auch in Demokratien sind dann Eingriffe in die persönliche Freiheit zu befürchten.

Leben wir noch im Kapitalismus, wenn der Mensch für sein erarbeitetes Geld nicht nur keine Zinsen bekommt, sondern gar de facto enteignet wird? Wie würden Sie dieses System beschreiben?
Wir leben nicht mehr wirklich in einem eigentumsfreundlichen System der freien Marktwirtschaft. Eigentumsrechte, freie Marktwirtschaft und auch persönliche Freiheit gehören zusammen. Wir sind so überreguliert, dass wir sehr wenig freie Entscheidungen treffen können. Wir dürfen eigentlich auch nicht mehr frei über unsere Vermögenswerte verfügen, da gibt es sehr viele Beschränkungen. Die Forderungen, die Lenin aufgestellt hat, um in ein kommunistisches System zu kommen, von diesem Katalog erfüllen wir bereits 80 Prozent.

Lenin hat auch sinngemäss gesagt: «Wer die Macht im Staat übernehmen will, muss sich das Geldsystem unter den Nagel reissen.»
Und auch das Geld wertlos machen. Er sagt auch, man müsse die Bourgeoisie zermürben zwischen dem System der Steuern und der Inflation.

Welche Möglichkeiten der Sicherung von Eigentum empfehlen Sie Anlegern?
Man braucht Diversifikation und möglichst geringe Schulden. Kommt es hart auf hart, wird dem einzelnen wahrscheinlich ein Teil vom Vermögen weggeworben, doch die Schulden werden ihm belassen. Die Diversifikation soll sowohl in Branchen wie auch geografisch ausgestaltet werden. Die Zukunft vorauszusehen ist schwierig. Es empfiehlt sich, Vorsicht zu bewahren. Die nächsten Generationen sollen wissen, dass sie selber etwas leisten müssen.

Ist die junge Generation schlecht informiert, wenn es um Geldfragen geht?
Das glaube ich nicht. Schon immer gab es solche, die mit Geld umgehen konnten, und andere, die es nicht konnten. Ich glaube nicht, dass sich das wesentlich geändert hat. Es hat nur wenige Zeiten gegeben, in welchen die junge Generation so viel Geld zur Verfügung hatte wie heute.

Welche Bestrebungen trifft Liechtenstein konkret, was die Entnationalisierung des Geldes angeht?
Eine eigene Währung haben wir nicht, dafür sind wir zu klein. Wir sind im Schweizer-Franken-Raum, damit sind wir auch ziemlich zufrieden. Liechtenstein hat bei den dezentralen Technologien eine Vorreiterrolle übernommen. Kürzlich hat unser Parlament ein Gesetz verabschiedet, das Token rechtlich beschreibt. Das Ziel ist aber nicht nur, Kryptowährungen zu haben, sondern das ganze System der Blockchain, das geht wesentlich weiter. Wir versuchen, ein liberales Wirtschaftssystem aufrechtzuerhalten.

Haben Kleinstaaten bezüglich solcher Änderungen der Infrastruktur einen Vorteil gegenüber Grossnationen?
Kleinstaaten können schneller reagieren. Aber: Ein Kleinstaat muss sich wesentlich stärker an «International Best Practice» halten als grössere; wenn Staaten wie Deutschland im Finanzsystem gewisse internationale Regeln nicht voll umsetzen, ist das kein existenzielles Problem. Für ein kleines Land ist es eines.

Haben Sie persönlich Bitcoin?
Ja, ich hatte Bitcoin. Am World Economic Forum 2013 in Davos hat Bitcoin erstmals mein Interesse geweckt: Ich sah im Fernsehen eine Rede des damaligen amerikanischen Finanzministers. Von 45  Minuten brauchte der Mann ungefähr 30, um zu sagen, wie gefährlich Bitcoin sei und weshalb wir alles tun sollten, um die Kryptowährung zu verhindern. Das fand ich interessant.

Sind heutzutage die «Contrarians» besser aufgestellt als solche, die mit der Masse mitgehen?
Ich glaube ja. «Contrarians» hat man ja immer schon gebraucht, auch heute. In vielen Dingen, gerade in Krisen und in Zeiten von grossen Veränderungen, sind sie gut aufgestellt. Gut, sie können aber auch falsch liegen!

Der liechtensteinische Finanzplatz und die liechtensteinische Stiftung werden von Zeit zu Zeit für spekulative und unsachgemässe Berichte und Stellungnahmen missbraucht. Auffällig ist, wie dabei die Rechte von Begünstigten angezweifelt werden. Jedoch völlig zu Unrecht. Im nachfolgenden Beitrag erläutert S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein die unterschiedlichen Begünstigungsformen und damit zusammenhängend die Auskunfts- und Informationsrechte. Der Beitrag ist erschienen in der liechtensteinischen Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li

Der Finanzplatz und die Stiftung werden von Zeit zu Zeit für spekulative Berichte und unsachgemässe Stellungnahmen missbraucht. Auffällig ist, wie dabei die Rechte von Begünstigten angezweifelt werden, völlig zu Unrecht.

Begünstigung heisst, dass jemand ein Anrecht auf Leistung hat. Diese Leistung kann eine Geld- oder Sachleistung oder ein Nutzungsrecht (bspw. an einem Haus) beinhalten. Zeitpunkt, Ausmass und Voraussetzungen, unter denen jemand in den Genuss einer solchen Leistung kommt, richten sich nach dem Stiftungstyp und Stiftungszweck. Das Stiftungsrecht in Art. 552 des Personen- und Gesellschaftsrechts (PGR) unterteilt Begünstigte in vier Gruppen: Begünstigungsberechtigte, Ermessensbegünstigte, Anwartschaftsberechtigte und Letztbegünstigte.

Begünstigungsberechtigte bei Familienstiftungen sind Familienmitglieder, die ein klar definiertes Anrecht auf eine Leistung haben und entsprechend ein Auskunfts- und Informationsrecht betreffend ihres Anrechts. Anwartschaftsberechtigte wiederum haben ein Anrecht auf eine Leistung in der Zukunft, welches an eine Bedingung (bspw. Tod der Eltern) oder Frist (bspw. Erreichen eines bestimmten Alters) geknüpft ist, die erfüllt sein muss, damit das Leistungsanrecht rechtsgültig wird. Damit einher geht das Recht, Stiftungsdokumente einzusehen und Auskünfte vonseiten des Stiftungsrates zu erhalten. Letztbegünstigte sind in der Regel Personen, die gemäss Stiftungsdokumenten nach Auflösung einer Stiftung das verbleibende Vermögen erhalten.

Ermessensspielraum

Bei Ermessenbegünstigten handelt es sich um einen Kreis von mehreren Begünstigten oder um sogenannte Begünstigtenkreise (bspw. die Nachkommen von Frau X und die Nachkommen von Herrn Y), die in der Zukunft eine Leistung aus einer Stiftung erhalten können, aber nicht unbedingt müssen. Ermessensbegünstigte haben weder ein effektives noch rechtlich einklagbares Anrecht auf eine Leistung aus der Stiftung. Eine mögliche Begünstigung liegt im Ermessen der Stiftungsorgane. Dieser Sachverhalt stösst in der Praxis oft auf Unverständnis und wird aus einem Unrechtsempfinden heraus gerne als Willkür verunglimpft und in ein schlechtes Licht gerückt. Jedoch müssen sich die Stiftungsorgane an den Vorgaben und Richtlinien orientieren, die in den Stiftungsdokumenten im Hinblick auf Ermessensbegünstigungen festgelegt sind. Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, ein Stiftungsvermögen gemäss dem Stifterwillen, Stiftungszweck und im Interesse aller Begünstigten zu verwalten und zu verwenden. Diesem Prinzip ist auch Folge zu leisten, wenn Stiftungsorgane über eine Leistung an Ermessensbegünstigte entscheiden. Ermessen bedeutet nicht, dass Stiftungsorgane nach freiem Belieben entscheiden können. Im Gegenteil, jede Ermessensentscheidung muss stets auf einem qualifizierten Prozess der Entscheidungsfindung bauen und nachvollziehbar sein. Zudem haben Ermessensbegünstigte Einsichtsrecht in die Stiftungsdokumente.

Denken in Generationen

De facto räumt das liechtensteinische Stiftungsrecht also allen Begünstigten Auskunfts- und Informationsrechte ein, die mit der Revision 2008 zusätzlich gestärkt wurden. Insbesondere bei den Bestimmungen zu den Auskunfts- und Informationsrechten von Ermessensbegünstigten ist das liechtensteinische Stiftungsrecht führend verglichen mit anderen Jurisdiktionen.

Eine Stiftung verfolgt nie einen Selbstzweck. Das Vermögen, das Stifter in Stiftungen einbringen, ist stets an einen langfristig ausgerichteten Zweck gekoppelt, der einen Nutzen stiftet. In den meisten Fällen wollen Stifter ein bestimmtes Vermögen langfristig erhalten, um damit über mehrere Generationen von Familiennachkommen hinweg eine materielle und unternehmerische Grundlage zu schaffen, auf der diese dann aufbauen können. Stiftungsorgane verpflichtet dieser langfristige Anspruch, im Kontakt mit den Begünstigten zu stehen, ihre Bedürfnisse zu verstehen und in Einklang mit dem Stifterwillen und Stiftungszweck zu bringen. Bei einer Stiftung geht es nicht nur darum, Vermögen zu verwalten, sondern insbesondere darum, es für Generationen zu erhalten und damit einen Nutzen zu stiften.

Im Gespräch mit Wolf Tivy und Ash Milton spricht Prinz Michael von und zu Liechtenstein über gegenwärtige politische und wirtschaftliche Veränderungen und über die Bedeutung des Staatswesens für kleine Länder und deren Vorteile in einer Zeit, in der Grossmächte durch eine gloablisierte Internet-Kultur immer einflussreicher werden. Prinz Michael argumentiert die Wichtigkeit von Dezentralisierung und Eigenverantwortung sowie die Notwendigkeit des Vertrauens von Bürgern in ihre Regierungen. Und er unterstreicht die Vorteile des Milizsystems, wie es Liechtenstein und die Schweiz kennen. 

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S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein spricht mit Silvia Abderhalden, Redakteurin des liechtensteinischen Magazins www.exclusiv.li, über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen und Folgen der Covid19-Pandemie und wie man sich am besten auf eine unvorhersehbare Zukunft vorbereiten kann.

Im Interview mit Silvia Abderhalden spricht S.D. Prinz Michael über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie

S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein ist Executive Chairman von Industrie- und Finanzkontor Etablissement, einem unabhängigen liechtensteinischen Treuhandunternehmen mit Tradition und Expertise im langfristigen und generationenübergreifenden Vermögenserhalt (Wealth Preservation) – insbesondere für Familien und Unternehmer. Auch ist er Gründer und Vorsitzender der Geopolitical Intelligence Services AG, Präsident des Think Tanks European Center of Austrian Economics Foundation, Mitglied des International Institute of Longevity und Vorstandsmitglied der liechtensteinischen Treuhandkammer.

Die verschiedenen Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie haben weltweit in einem Ausmass zu Beeinträchtigungen, Unsicherheiten und Ängsten geführt, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist. Als die Regierungen der Länder Massnahmen einführten, um die Gesundheitskrise unter Kontrolle zu bringen, kamen die Volkswirtschaften und das soziale Leben schlagartig zum Erliegen und ganze Sektoren wurden stillgelegt. War eine solche Krise in irgendeiner Form voraussehbar?
S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein: Pandemien wie auch Naturkatastrophen wird es immer geben, sie gehören zur Geschichte der Menschheit. Dass Pandemien von Zeit zu Zeit in Erscheinung treten, darf deshalb nicht überraschen. Allerdings kann aufgrund der hohen Reisefrequenz der Menschen eine Ausbreitung heute wesentlich rascher voranschreiten, als zu früheren Zeiten. Es wäre eine Illusion, dass die Menschheit Katastrophen und Krisen unterbinden kann. Deshalb stellt sich auch weniger die Frage, wie solche vorausgesehen werden können, sondern vielmehr, wie die Menschen damit umgehen? Es gilt, nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip vorzugehen, aber auch, das Bewusstsein zu schärfen, dass es schlussendlich keine absolute Sicherheit gibt. Wichtig ist, dass die Menschen der Krise mit Ruhe und einer positiven Grundhaltung begegnen und nicht panisch reagieren. Dies gilt besonders für Medien, Politik und Behörden.

Wie können wir uns dann auf weitere, ähnliche Krisen vorbereiten? Kann die Politik Präventionsmassnahmen verstärken?
Staaten können Präventionsmassnahmen für wahrscheinliche oder potentiell wahrscheinliche Krisen vorsehen. Für unvorhersehbare Ereignisse aber ist es wichtig, auf die Selbstverantwortung des Einzelnen und die Lösungsorientierung von lokalen Institutionen und Behörden zählen zu können. Jeder Mensch und jede Kultur dieser Welt handelt unterschiedlich. Man kann Europa beispielsweise nicht mit Amerika, Russland oder China vergleichen. Deshalb ist es wichtig, dass Massnahmen lokal getroffen werden können. Es wäre wenig hilfreich, wenn nicht sogar kontraproduktiv, wenn Massnahmen von globalen Einheiten wie zum Beispiel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert und dann der ganzen Welt verordnet würden. Das Credo «Globale Probleme brauchen globale Lösungen» klingt zwar gut, funktioniert aber nicht.

Welche Ziele sollten wir anstreben, um das wichtige menschliche Grundbedürfnis, die Sicherheit, zurückzugewinnen?
Menschen streben nach Sicherheit, aber eigentlich ist sie eine Illusion. Das einzig sichere Ereignis im Leben ist leider nur der Tod. Der Luxus eines Wohlfahrtsstaates aber verleitet die Menschen zu dem Glauben, persönliche Verantwortung und Freiheit gegen eine vermeintliche Sicherheit eintauschen zu können. In vielen Ländern nähren sowohl die Politik als auch die Medien diese Illusion. Meines Erachtens wäre es zielführender, einerseits die Selbstverantwortung und damit den Selbstschutz zu stärken, andererseits das Verständnis zu schärfen, sowohl in der Bevölkerung als auch bei Behörden und Regierungen, dass «die Lösung» nicht in allen politischen Entscheidungen liegt.

Ein anderer, wichtiger Punkt ist, dass die Politik in Krisen die Verantwortung trägt und sich nicht einzig auf Experten verlässt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sowohl die Politik wie auch die Experten an Vertrauen verlieren. Experten vertreten ihr Spezialgebiet, die Politik aber muss ausgewogen handeln. Zu Beginn der Corona-Pandemie gestatteten allzu viele Regierungen Wissenschaftlern, die Lage zu dominieren. Eine Debatte, die notwendig gewesen wäre, war nicht erlaubt. Im Gegenteil, sie wurde als Gefahr für Gesundheit und Leben dargestellt. Sich bereits dannzumal abzeichnende Kollateralschäden wurden ignoriert oder in Kauf genommen, beispielsweise indem ältere Menschen zu Risikogruppen erklärt und isoliert wurden, oder indem andere medizinische Behandlungen ausgesetzt wurden.

Die Corona-Pandemie betrifft alle Bereiche unseres persönlichen Lebens. Doch auch unser Gemeinwesen insgesamt – das politische und wirtschaftliche System, der Rechtsstaat, das Gesundheitswesen – bekommt die Auswirkungen der Krise deutlich zu spüren. Überbordende Staatsschulden waren schon vor der Corona-Krise nicht nur in Europa ein Problem. In den Medien lesen wir täglich von Hilfspaketen im Kampf gegen den mutmasslich grössten Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg, in Höhen bei deren Erfassung uns schwindlig werden kann.

Kann Geld in unbegrenzter Höhe eingeschleust werden? Wohin fliesst es effektiv? Und wer profitiert wirklich davon?
Sicherlich notwendig sind Wirtschaftshilfen im Bereich von KMUs, da diese unverschuldet in Probleme geraten sind. Der Wirtschaftseinbruch ist gewaltig und die Folgen werden sich über Jahre erstrecken, gerade im Dienstleistungs- und Tourismussektor. Die Haltung, Probleme nicht durch Reformen, sondern durch Gelddrucken zu lösen, herrscht leider seit Jahrzehnten vor. Bis vor einigen Jahren wurde diese durch Erhöhung von Staatsschulden finanziert. Dann wurde das «quantitative easing» erfunden und bereits vor der Corona-Krise war ein Status erreicht, an dem die meisten Staatsschulden de facto nicht mehr rückzahlbar waren.

Dazu kommt das Problem, dass die wenigsten Staaten Reserven gebildet haben, um zukünftigen Pensionsverpflichtungen nachkommen zu können. Und auch die Frage, wie die steigenden Gesundheitskosten einer immer älter werdenden Gesellschaft gedeckt werden sollen, ist nach wie vor ungelöst. Mit der Corona-Krise wird nun weiter unbegrenzt Geld gedruckt. Aber wie lange kann das noch weitergehen? Irgendwann wird der «Zahltag» kommen. Und es kann gut sein, dass die Situation dann schlimmer sein wird, als man sich heute vorstellen kann: eine starke Inflation aufgrund überbordender Geldmengen und gleichzeitig eine Deflation aufgrund von Überkapazitäten im Tourismus-, Dienstleistungs- und Produktionsbereich. Liechtenstein nimmt hier eine Sonderrolle ein. Liechtenstein hielt sich schon immer dazu an, sparsam zu wirtschaften, Reserven zu bilden und den öffentlichen Haushalt mit Vorsicht zu verwalten. Dieser Umstand bewährt sich jetzt einmal mehr.

Bei welchen Sicherheitsmassnahmen sehen Sie in der Zukunft eine Gefahr für die Wirtschaft?
Ich glaube nicht, dass wir allzu viele Sicherheitsmassnahmen weiterführen können und auch gar nicht sollen. Allerdings wurde in Europa der Zivilschutz bis zur gegenwärtigen Krise eher vernachlässigt. Zivilschutz ist eine Vorsorge vor Gefahren jeglicher Art. Er bedingt eine Organisationsstruktur und Notfallpläne. Wie die Krise gezeigt hat, ist die Vorratshaltung im medizinischen Bereich mangelhaft. Auch die Sicherung der Versorgungslinien war bislang mangelhaft und es gibt nur wenige Notstandspläne. Gewisse Vorratshaltungen sind notwendig. Aber wie schon gesagt, wir können nicht jegliche Effizienz einer vermeintlichen Sicherheit opfern, sprich alles lokal machen anstatt zu importieren. Zu viele Sicherheitsmassnahmen sind auch eine Gefahr für die Wirtschaft. Im Prinzip muss sich jeder überlegen, wie er oder sie einer zweiten Welle begegnen kann. Aber es muss auch eine gewisse Immunisierung der Bevölkerung stattfinden können. Wenn eine zweite Welle kommt, könnte sich das schwedische Vorgehen eventuell als richtig herausstellen, weil eine breite Bevölkerung in der Zwischenzeit immunisiert ist. Leider wird man erst viel später feststellen können, was richtig oder falsch war. Was es sicher braucht, sind Flexibilität und Mut zu Entscheidungen in der jeweiligen Situation. Das gemässigtere Vorgehen in der Schweiz und in Liechtenstein in den vergangenen Monaten hat sich im Grossen und Ganzen wahrscheinlich bewährt.

Kann die Krise zu Veränderungen im globalen Währungs- und Finanzsystem führen?
Die Krise wird nicht zu globalen Veränderungen führen, kann aber gewisse Tendenzen beschleunigen. Die Währungs- und Finanzsysteme sind bereits krank und die Krise erlaubt, eine unsägliche Geldpolitik fortzusetzen. Zudem gestattet sie gewissen Staaten, die bereits vorherrschende Tendenz, persönliche Freiheitsrechte und Selbstverantwortung einzuschränken, zu verstärken. Auch muss die Krise vielerorts als Entschuldigung für das Fehlverhalten in der Vergangenheit herhalten. Nicht mehr die unverantwortlich hohen Staatsausgaben sind schuld an der finanziellen Misere der öffentlichen Hand, sondern ein klitzekleines Virus, das vermeintlich die Existenz der Menschheit bedroht. Doch eigentlich liegen die Gefahren ganz woanders.

Welches wäre der wichtigste Ratschlag, den Sie heute einem Menschen geben würden, der versucht, sein Vermögen langfristig aufzubauen und zu schützen und Sicherheit für die nächste Generation zu schaffen?
Vermögen entsteht durch Arbeit und Verzicht auf den Konsum von Erträgen, die aus der Arbeit resultieren. Also durch Sparen. Das Grundproblem heute aber liegt darin, dass vor allem die staatliche Steuerpolitik viele Erträge verschlingt und nicht viel zum Sparen übriglässt. Und die Tief- bis Negativzinspolitik von Zentralbanken macht Ersparnisse in Geld zudem unattraktiv. Daher bieten Anlagen in Sachwerte derzeit die interessanteste Alternative. Dies können beispielsweise Aktien, Immobilien oder der Ausbau des eigenen Unternehmens sein. Die heutige Situation führt aber dazu, dass es für die nächste Generation wenig Sicherheit im Hinblick auf Vermögen geben kann, insbesondere sind Pensionsguthaben durch langjähriges staatliches Versagen ausgehöhlt. Doch es können Massnahmen ergriffen werden, um Vermögen zu schützen. Die wichtigste Massnahme liegt meines Erachtens in der Erziehung. Die nächste Generation muss die Erfahrung machen können, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Vermögen wichtig ist, und selbst auch die Haltung einnehmen, dass Vermögen Verantwortung bedeutet, die es wahrzunehmen gilt. Eine der besten Erziehungsmassnahmen ist, Verantwortungsbewusstsein und Disziplin sowie Fleiss seitens der Eltern vorgelebt zu bekommen.

Um abzuschätzen, wie sich die Pandemie in Zukunft entwickelt, werden medizinische Fortschritte wichtiger werden. Trotz aller medizinischen Erfolge werden wir akzeptieren müssen, dass Corona und ähnliche Pandemien wieder vorkommen können. Gewiss hat es gravierende Versäumnisse gegeben. Kann man das künftig ändern, obwohl es ja leider zu einer gängigen Haltung gehört, Warnungen für eine nicht konkret absehbare Zukunft zu ignorieren?
Medizinischer Fortschritt ist wichtig, damit Krankheiten erkannt und auch vorgebeugt werden können. Aber die medizinische Forschung ist nicht dazu gemacht, um alle Gefahren von neuen Viren zu erkennen. Die grosse Herausforderung liegt wohl darin, dass die Bevölkerung erkennt, dass sie für ihre eigene Gesundheit selbst verantwortlich ist. Unabhängig vom Alter ist Gesundheit der wichtigste Faktor, um resistent gegen Krankheiten und Epidemien zu sein. Eine robuste Gesundheit kann aber nicht durch staatliche Programme gesteuert werden, sondern in erster Linie durch ein bewusstes, auf Eigenverantwortung bauendes Verhalten entstehen. Hier spielt der Lebensstil mit beispielsweise Bewegung und Ernährung hinein.

«Lass niemals eine Krise ungenutzt verstreichen.» Die Corona-Gesundheitskrise ist auf eine instabile Weltwirtschaft gestossen, in vielen europäischen Ländern haben erhöhte Ausgaben zu erheblichen Schulden geführt. Welche Massnahmen oder Wege könnten aus dieser Krise eine Chance werden lassen?
Unglücklicherweise wurde diese Krise von den grossen Schuldenmachern auf nationaler und supranationaler Ebene als Chance ergriffen, um jegliche Vernunft im Hinblick auf Ausgabendisziplin fallenzulassen und die Geldschleusen weit zu öffnen. Zentralbanken erzeugen künstliches Geld, für das keine Gegenleistung erbracht wird. Die reale Wirtschaft ist mit Beginn der Krise durch staatliche Auflagen extrem in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt worden und der Situation ziemlich fassungslos, vor allem aber machtlos, gegenübergestanden. Erste Erkenntnisse zeigen aber auch, dass die Krise für Bereiche der Wirtschaft Chancen bietet. Damit einhergehen aber halt auch gewisse Verlagerungen. Bereits zeigt sich, dass zum Beispiel der Onlinehandel zulasten des bestehenden Detailhandels gestärkt worden ist und auch, dass sich die Tendenz zu Homeoffice verstärkt hat. Ob das gut ist, sei dahingestellt, aber es ist eine Tatsache. Leider herrscht derzeit eindeutig der unglückliche «Primat der Politik» gegenüber den Interessen der Wirtschaft vor, der zu der falschen Annahme verleitet, dass die Politik alles regeln und steuern kann. Negative Folgekonsequenzen gehen zulasten der Bevölkerung, beispielsweise durch politische Massnahmen, die die Wirtschaft schwächen. Der Primat der Politik zieht für gewöhnlich auch mehr Gesetze und Regulierung nach sich, was sich schädlich auf Innovation und kreative Ideen auswirkt.

Birgt die Krise auch Erkenntnismöglichkeiten für die Politik?
Für eine aufmerksame und verantwortungsvolle Person bieten sich ständig Erkenntnismöglichkeiten und Krisen sind Katalysatoren für Erkenntnisse. Es macht aber in einer Situation einen entscheidenden Unterschied, ob man Erkenntnisse erhält, die einem helfen positiv weiterzuarbeiten, oder ob die Situation ausgenützt wird, um gewisse ideologische oder parteipolitische Erfolge erzielen zu können. Leider sieht man gerade in der vorherrschenden, fehlenden Ausgabendisziplin, dass die aktuelle Krise missbraucht wird. Die Erkenntnis für die Politik sollte nun eigentlich sein, dass man in guten Zeiten Reserven für Krisen aufbaut, um dann gestärkt aus einer Krise herausgelangen zu können. In Liechtenstein ist diese Haltung glücklicherweise ein Fakt.

Die Lehre sollte auch sein, stärker auf die Selbstverantwortung der Bürger zu setzen und dem einzelnen Bürger mehr Freiheiten zu lassen, anstatt die Selbstverantwortung durch ein engmaschiges Regulierungsnetz einzuschränken. Die Politik muss einsehen, dass der Staat nicht ein Instrument zur parteipolitischen Machtausübung ist, sondern dass er dazu da ist, um Aufgaben auszuüben, die nur durch den Staat ausgeübt werden können, wie beispielsweise das Polizei- und Justizwesen. In Liechtenstein sind wir in der glücklichen Situation, dass die Politik weitgehend auf einen schlanken Staat setzt.

Die Schuld an der Überregulierung wird gerne der Union zugeteilt. In welchen Bereichen hat Ihrer Ansicht nach die EU überreagiert oder ist zu wenig oder gar nicht eingeschritten und was sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus?
Das Gesundheitswesen ist nicht Angelegenheit der Europäischen Union, was wahrscheinlich auch gut so ist. Vorbeugende und heilende Massnahmen müssen an regionale Gegebenheiten angepasst werden können. Verkehrs-, Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen oder auch Gepflogenheiten sind je nach Region unterschiedlich und das Gesundheitswesen muss dem Rechnung tragen. In anderen Bereichen wird der Europäischen Union gerne der schwarze Peter für die Überregulierung zugeschoben, was aber nur bedingt berechtigt ist. Die Überregulierung findet stark auf nationaler Ebene statt und es darf nicht vergessen gehen, dass die Union stark an den Willen der Mitgliedsstaaten gebunden ist. Allerdings ist es schon auch so, dass viele Aufgaben auf Unionsebene geregelt oder verwaltet werden, die eigentlich in den nationalen oder regionalen Bereich gehören würden. Grundsätzlich sollte deshalb das Subsidiaritätsprinzip in der Europäischen Union gestärkt werden. Allerdings geben Mitgliedsstaaten gerne gewisse ungeliebte Verantwortlichkeiten an die Union ab. Eine gemeinsame Budget- und Finanzpolitik beispielsweise würde die Europäische Union, die im Grundsatz einen grossen Binnenmarkt bewahren soll, zu einer Transferunion machen, was die wichtige aber je nach Auffassung unliebsame Budgetverantwortung der einzelnen Mitgliedsstaaten reduzieren würde. Hier zeigt sich eine gefährliche Zentralisierungstendenz.

Bisher lässt sich feststellen, dass es Ländern mit dezentralisierten Gesundheitssystemen besser geht. Inwieweit kann oder sollte sich die Europäische Union in gemeinsame Lösungen einbringen?
Wie bereits zuvor ausgeführt, bin ich der festen Überzeugung, dass regionale und pragmatische Lösungen hilfreicher wären, anstatt nach zentralen europäischen Lösungen zu suchen. Gerade in Grenzgebieten wie hier im Bodenseeraum, zu dem Liechtenstein, die Ostschweiz, Westösterreich sowie Südwestdeutschland zählen, sind regionale Lösungen sinnvoller und effektiver, als europäische Lösungen. Die Europäische Union ist bedeutsam für die Wahrung des Binnenmarkts. Es bedarf auch einer europäischen Zusammenarbeit im globalen Wettbewerb und in der Verteidigung. Allerdings muss das nicht notwendigerweise durch Brüssel wahrgenommen werden, sondern könnte zum Beispiel über Vereinbarungen zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen europäischen Staaten geregelt werden. Das Gesundheitswesen wiederum ist eine Dienstleistung und muss sich den lokalen Bedürfnissen anpassen, weil die gesellschaftlichen und demografischen Strukturen sowie beispielsweise auch das Klima, der Verkehr und die Wirtschaft in einer jeweiligen Region unterschiedlich sind.

Wir haben hier in Liechtenstein ein sehr ausgewogenes Regierungssystem, das zu Zusammenhalt und Wohlstand führt. Es ist ein Beweis dafür, dass die Kombination aus Monarchie, direkter Demokratie und der hohen Autonomie der Gemeinden gut funktioniert, um persönliche Unabhängigkeit und das Privateigentum zu achten und schützen. Zunehmend werden in westlichen Demokratien Eigentumsrechte und die Wahlfreiheit eingeschränkt. Verstärkt die Corona-Krise diese Entwicklung?
In Europa zeigt sich zunehmend eine eigentumsfeindliche Einstellung. Sie äussert sich beispielsweise in den Diskussionen um eine «angemessene» Besteuerung von Vermögen und Einkommen oder in Gleichheitsdebatten. Dabei wird vergessen, dass Eigentum eine wesentliche Grundlage für die persönliche Freiheit der Bürger ist. Ideologien und Parteien, die auf eine starke Kontrolle des Staats über die Bürger setzen, sind für gewöhnlich auch eigentumsfeindlich eingestellt. Eine extreme Ausrichtung davon ist der Marxismus. Trotz des fatalen Versagens dieser Fortsetzung von Seite 29 Ideologie, erlebt der Marxismus heute eine gewisse Renaissance. Parteien und Ideologien, die eine starke Einschränkung von persönlichem Eigentum befürworten und sich einen starken Staat wünschen, benutzen die Corona-Krise dazu, um ihre Ideen und Ideologien durchzusetzen. Und es ist auch nicht auszuschliessen, dass das grosse Schuldenmachen im Rahmen dieser Krise zu konfiskatorischen Vermögensabgaben führen wird. Hohe Vermögensabgaben an den Staat werden sich aber sehr negativ auf die Wirtschaft und den allgemeinen Wohlstand auswirken. Wir hier in Liechtenstein können uns wirklich glücklich schätzen, in einem Land zu leben, das sich dadurch auszeichnet, dass die persönliche Freiheit hochgehalten wird, sowohl von der Bevölkerung, als auch von den Institutionen. Und dass die staatlichen Institutionen ihre Machtkompetenz verantwortungsvoll ausüben.

Zukunftsweisend müssen wir uns und unsere Kinder vermehrt darauf vorbereiten, dass vieles ausserhalb unserer Kontrolle liegt? Wenn ja, wie können wir das?
Es ist richtig, dass vieles sich nicht kontrollieren lässt. Die beste Vorbereitung auf Unvorhergesehenes liegt in der Einstellung eines jeden Einzelnen, schliesslich und endlich für sich selbst verantwortlich zu sein und das auch sein zu können. Was aber nicht heisst, dass man für die Schwächeren in der Gesellschaft keine Mitverantwortung trägt. Allerdings darf dadurch kein unverdientes Anspruchsdenken in der Gesellschaft erzeugt werden. Ein Verzicht auf Anspruchsdenken ist notwendig. Essenziell ist, nicht zu erwarten, sondern selbst anzupacken.

Wir bedanken uns bei S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein ganz herzlich für das Interview.

Seit einigen Jahren ist die Finanzindustrie, und insbesondere die Treuhandbranche, stark mit regulatorischen Veränderungen und Transparenzvorgaben konfrontiert. Problematisch an dieser Entwicklung ist, dass die Komplexität der Regulierungsvorgaben das Blickfeld für das Wesentliche einengt: die Kunden und die eigentliche Treuhandtätigkeit. Deshalb ist es an der Zeit, sich ein paar wesentliche Fakten wieder verstärkt ins Bewusstsein zu rufen. Lesen Sie mehr dazu im Beitrag, der bei Trusts & Trustees erschienen ist.

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Rund 6 Bio. US-Dollars in den USA, knapp 1 Bio. US-Dollars in Japan und circa 500 Mrd. Euro allein von der Europäischen Kommission, wozu noch die Unterstützungssummen der einzelnen Mitgliedsstaaten kommen – dies sind nur ein paar der Summen, die weltweit in Konjunkturprogramme fliessen, um die durch Covid-19 ausgelöste Wirtschaftskrise zu mildern. Denn Schätzungen der OECD besagen, dass die Corona-Krise die Wertschöpfung in den Industrieländern um etwa 25% verringern wird.

Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge belief sich 2019 die weltweite, öffentliche Verschuldung auf 83% der Wirtschaftsleistung. Schätzungen zufolge wird sich diese Quote 2020 gegen 100% bewegen. Die Konjunkturprogramme der G20-Länder belaufen sich bereits auf fast 10% im Verhältnis zum BIP 2019. Gleichzeitig bewirken die Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 einen Angebots- und Nachfrageschock. Für 2020 rechnet der IWF beispielsweise mit einem Einbruch der Weltwirtschaft um 3%. Effektiv gültige Zahlen zu nennen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

Die Herausforderungen

Das Dilemma liegt nun darin, dass sich einerseits grosse Schuldenberge auftürmen und andererseits Einnahmenquellen stocken. Der IWF weist bereits darauf hin, dass Regierungen zwar durchaus grosszügig sein sollen in dieser Zeit, aber auch eine saubere Buchhaltung führen sollen – denn irgendwann kommt der Tag der Abrechnung. Und das Virus ist noch nicht überwunden. Die Situation wird verschärft von einer Geldpolitik, die heute funktionieren mag, weil derzeit keine unmittelbare Inflationsgefahr besteht. Auf mittelfristige Sicht aber erhöht sie die Gefahr der Marktverzerrung und Blasenbildung in Sachwerten. Und die Leitzinsen von FED und EZB bewegen sich bereits um den Nullbereich. Damit wird Sparern und Vorsorgesystemen die Grundlage entzogen, Kapital aufzubauen. Zudem werden die Kriterien der Ankaufprogramme für Risikopapiere gelockert. Mit der Finanzkrise sind die Bilanzen der Notenbanken kontinuierlich aufgebläht worden, nun setzt sich dieser Gang fort.

Verknüpft man die geldpolitische Lage mit der schrumpfenden Wertschöpfung, den schnell anwachsenden Staatsschulden und berücksichtigt man dabei noch die Verschuldungsquote der Unternehmen und Privathaushalte, so zeigt sich ein sehr zerbrechliches Zukunftsbild. Denn mit den aktuellen Manövern engen sich FED und EZB ihren Gestaltungsspielraum immer mehr ein, so dass sie, wenn sich die Verschuldungsspirale nicht mehr drehen kann, handlungsunfähig sein werden.

Vorausschauend planen

In diesem Umfeld ist es wichtig, mit Bedacht zu agieren. Irgendwann werden Staaten das Geld, das sie jetzt ausgeben, wieder einnehmen müssen. Sie werden nicht umhinkommen, die Einnahmenquellen auszubauen. Bereits werden neue Steuerarten und Abgaben diskutiert. Auch der regulatorische Druck wird zunehmen und der Druck auf «offshore», mittlerweile ein Synonym für private Vermögen, wird sich weiter verschärfen. Die Realisierung eines weltumspannenden Vermögensregisters ist zwar noch in weiter Ferne, aber es zeigt doch eine Richtung an, in die die Welt sich entwickelt. Es gilt deshalb, vorzusorgen und das eigene Vermögen vorausschauend zu planen und zu strukturieren, damit es gegen die zukünftigen Herausforderungen aller Art abgesichert ist.

Damit eine Vermögensstruktur langfristig und über Ländergrenzen hinweg hält, muss sie den langfristigen Zielen, Anforderungen und Lebensumständen einer Familie entsprechen und gleichzeitig auch die relevanten gesetzlichen, regulatorischen, steuerlichen, wirtschaftlichen und unternehmerischen Erfordernisse berücksichtigen. Jede Vermögenssituation ist anders. Deshalb ist es wichtig, dass eine Vermögensstruktur passgenau auf den Kunden zugeschnitten und dennoch derart flexibel ausgestaltet ist, dass sie auch in der Zukunft an sich verändernde Rahmenbedingungen angepasst werden kann.

Anton von Seilern-Aspang
Mitglied der Geschäftsleitung

Unauffällig entwickelt sich ein Megaprojekt, das weitreichende Konsequenzen haben und einen signifikanten Eingriff in die finanzielle Privatsphäre eines jeden Einzelnen darstellen wird. Die Rede ist vom Global Asset Registry, das unter der Leitung der Ökonomen Joseph Stiglitz, Thomas Piketty und Gabriel Zucman vorangetrieben wird. Deren Vision ist es, den verborgenen Reichtum der Nationen aufzuspüren. Mit welchen Konsequenzen?

Mehr Gleichheit und Gerechtigkeit

Stellen Sie sich vor, alles, was Sie besitzen und erwerben, fliesst unter Angabe Ihres Namens, Ihres Wohnorts und Ihrer Steuernummer in ein Vermögensregister ein. Weltweit kann jeder Einsicht nehmen und die Informationen zu Ihren Besitztümern abrufen. Was halten Sie davon?

Unter der Leitung der Independent Commission for the Reform of International Corporate Taxation (ICRICT), der Piketty sowie Stiglitz und Zucman angehören, wird an einem weltumspannenden, zentral geführten Vermögensregister gearbeitet. In einem ersten Global Asset Registry Workshop, der im Juli 2019 in Paris stattfand, wurden zahlreiche Ideen dafür gesponnen. Grundstücke, Häuser, Wohnungen, anderer Immobilienbesitz, Autos, Bankkonten, Lebensversicherungen, Safeinhalte – ausnahmslos alle Arten von Vermögen könnten langfristig in dieses Register einfliessen, das möglichst uneingeschränkt beziehungsweise öffentlich zugänglich sein soll.

In der Roadmap for a Global Asset Registry (GAR) argumentiert die ICRICT das Projekt damit, dass die herrschende Vermögensungleichheit eine ernsthafte Gefahr für Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie darstelle. Worin diese Gefahr genau besteht, führt sie nicht aus. Aber die Lösung sieht sie in der lückenlosen Offenlegung von Vermögensbesitz. Die ICRICT gesteht zwar ein, dass das effektive Ausmass der Vermögensungleichheit unbekannt ist. Sie erhofft sich aber, mit dem GAR einen verborgenen Reichtum an die Oberfläche bringen und dann das Ausmass der Vermögensungleichheit aufzeigen zu können. Dazu will sie die über das GAR zu erhebenden Vermögensdaten mit jenen verknüpfen, die bereits über existierende Instrumente gesammelt werden – beispielsweise dem Common Reporting Standard, dem Begünstigungsregister oder dem Country-by-Country-Reporting – oder die in anderen nationalen Registern enthalten sind. Allfällige weitere Daten könnten dann in einem späteren Schritt zusätzlich erhoben werden. In diesem Projekt wird es als zielführend erachtet, Vermögensbesitz möglichst bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen zu können.

Im Sinne des Gemeinwohls

Das Streben nach umfassender Vermögenstransparenz begründet die ICRICT damit, dass sie einen «gebrochenen Gesellschaftsvertrag» wiederbeleben wolle, nach dem Privateigentum nur Schutz vor dem Gesetz erhält, wenn als Gegenleistung Eigentumsverhältnisse offengelegt und geltende Steuern gezahlt werden. Die Begründung deutet darauf hin, dass sie einem «Contrat Social» nacheifert, bei dem der Gemeinwille und das Gemeinwohl über allem stehen und individuelle Rechte und Güter diesem Gemeinwillen und Gemeinwohl unterzuordnen sind. Ungleichheit von Besitz wird zur Ungleichheit unter den Menschen, scheint die Überzeugung zu sein. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass für individuelle Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten und auch für Eigentumsrechte kein Raum mehr bestünde.

Politische Entscheidungsträger sind eine wichtige Zielgruppe. Ihnen möchte die ICRICT eine Grundlage liefern, um – wie in der GAR-Roadmap ausgeführt wird – eine Diskussion über den gewünschten Grad der Ungleichheit zu erleichtern und eine angemessene Besteuerung zu unterstützen. Im Weiteren sieht die ICRICT das GAR als Instrument, um Kriminalität und Machtmissbrauch zu unterbinden; Steuerbehörden oder Bürger korrupter Staaten sollen gegen ihre Regierungen vorgehen können. Der Vorteil für Normalbürger oder Wirtschaftstreibende wird mit der vollumfänglichen Transparenz und der daraus resultierenden Annehmlichkeit argumentiert, in Zukunft beispielsweise bei Steuererklärungen nur noch die Unterschrift leisten zu müssen. Die Angaben zu Hab und Gut wären bereits zentral gespeichert.

Welche Rolle spielt Covid-19?

Die Argumentation des Projekts stützt sich über weite Strecken auf Schätzungen und Vermutungen. Es folgt der weit verbreiteten Annahme, dass die «Reichen» immer reicher und die «Armen» immer ärmer würden, weil ein gewisser Prozentsatz des weltweiten Vermögens auf einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung entfällt und dieser Prozentsatz ausschlaggebend für alle gesellschaftlichen Probleme und Ungerechtigkeiten sei. Darauf baut die Vorstellung, dass Gerechtigkeit sich dann einstellt, wenn alle gleich viel haben. Doch geht es nicht viel eher darum, dass Menschen aus der Armut herausgelangen können und überhaupt die Chance auf eine positive Entwicklung ihres Lebensstandards haben, anstatt dass alle gleich viel oder im Umkehrschluss gleich wenig haben? In Diskussionen über Reich und Arm wird oft nicht berücksichtigt, dass sich die Armut in den vergangenen Jahrzehnten weltweit wesentlich verringert hat, wie Erhebungen der Weltbank und anderer Organisationen bestätigen, und dass der Lebensstandard heute allgemein deutlich höher liegt.

Die wegen Covid-19 initiierten Massnahmen allerdings könnten die positive Entwicklung im Bereich der Armut unterbrechen, sie werden nachhaltig Spuren in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen. Über den Globus verteilt wird sich die soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Wohlstandsentwicklung abschwächen und Armut wieder ansteigen lassen. Das Virus wird da und dort auch dazu verleiten, die Einschränkung von Grundrechten beizubehalten und die Kontrolle über Bürger zu verstärken. Stellt man diese Entwicklungen den mit dem GAR angestrebten Zielen gegenüber, zeigt sich ein komplexes Zukunftsbild: Die Möglichkeiten, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, werden schwinden. Das Recht, rechtmässig erworbenes Eigentum zu besitzen, zu nutzen, darüber zu verfügen und es weiterzuvererben, wird schrittweise beschränkt werden. Behörden und zentral geprägte Organisationen hingegen werden einen grösseren Handlungsspielraum erhalten.

Was heisst das für die Zukunft?

Die Welt bewegt sich in einem herausfordernden Zeitalter. Der Anspruch auf Gleichheit und Gerechtigkeit blendet aus, dass in einer Welt, in der alle gleich sind, kein Fortschritt mehr entstehen kann. Um es mit den Worten von Friedrich A. von Hayek zu verdeutlichen: «Eine soziale Marktwirtschaft ist keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit.» Warum? Weil mit dem Wort «sozial» persönliche Freiheitsrechte schrittweise aberkannt werden.

Ob und wie sich das GAR-Projekt wirklich etablieren wird können, hängt letztlich davon ab, wie sehr sich die Politik, insbesondere der westlichen Demokratien, an rechtsstaatliche Prinzipien halten wird – denn ein solches Projekt greift das Prinzip des Rechtsstaats und Personenrechts an. Und auch, wie bewusst sich jeder Einzelne der Gefahren wird, die von einer solch umfassenden Transparenz ausgehen. Ein weltumspannendes Vermögensregister würde weder Kriminalität zum Erliegen bringen, noch die Kluft zwischen Arm und Reich schliessen oder Ungleichheit beseitigen. Vielmehr würde es grundlegende Menschenrechte ad absurdum führen und jeden Bürger zur Schau stellen. Sozialer Fortschritt und gesellschaftlicher Wohlstand würden zerstört, weil privates Vermögen zerstört würde.

Realismus statt Klischees

In der GAR-Roadmap wird auch argumentiert, dass Offshore-Strukturen über Stiftungen oder Trusts die Existenz von Vermögenseigentum verborgen hielten und der Steuerhinterziehung, Steuerumgehung oder Finanzdelikten einen fruchtbaren Nährboden bieten würden. Hier scheinen die Urheber die Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der Steuerkonformität und der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung willentlich zugunsten ihres Projekts zu negieren.

Der Sinn und Zweck von Stiftungen, Trusts oder anderen Rechtsformen liegt darin, Vermögenswerte derart zu organisieren, dass sich damit unternehmerische, familiäre oder gemeinnützige Ziele und Vorhaben umsetzen lassen. Dies setzt aber voraus, dass Vermögen erhalten bleibt und geschützt wird, beispielsweise vor den Gefahren, die sich aus gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auftun. Stiftungen und Trusts sind Instrumente, mit denen Vermögenswerte langfristig erhalten und einem Zweck entsprechend ausgerichtet werden können – damit auch kommende Generationen eine Perspektive haben.

Das neue Jahrzehnt hat mit Covid-19 deutlich gemacht, dass alles möglich und nichts unveränderlich ist. Von einem Tag auf den anderen wurden offene Grenzen geschlossen und das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wurde zum Stillstand gebracht – weltweit. Ein paar Monate später sehen wir uns einer neuen Realität gegenüberstehen, die Folgen der Krise werden deutlich sichtbar.

Covid-19 hat zu einer grossen Verunsicherung in der Gesellschaft geführt. Die Gefahr von Seuchen ist plötzlich wieder real. Um eine mögliche Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden, ist man zu Konzessionen bereit. Über den Globus verteilt wird die Privatsphäre gelockert, um im Gegenzug über Apps eine etwas grössere Sicherheit zu erhalten. Milliardenhilfen werden stillschweigend hingenommen, auch wenn ungewiss ist, wie man sie in der Zukunft finanzieren und zurückzahlen soll. Die Frage nach den mittel- und langfristigen Konsequenzen wird im Moment nicht akzeptiert. Sie wird als Zeichen eines mangelnden Gemeinschaftssinns gewertet. Dennoch muss es gestattet sein, sie zu stellen.

In Zeiten von Covid-19 gilt Solidarität als oberstes Gebot der Stunde. Dies soll den Zusammenhalt und das Vertrauen in der Gesellschaft stärken und helfen, diese Zeiten besser zu überwinden. Problematisch wird es aber dann, wenn Solidarität dazu genutzt wird, um bürgerliche Grundrechte zu unterlaufen, Bürokratie auszubauen, Unternehmertum zu behindern oder die Demokratie zu schwächen, beziehungsweise mithilfe des Virus und dem Ruf nach Solidarität die Kontrolle über den Einzelnen zu erhöhen. Denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass temporäre Massnahmen zum Dauerzustand mutieren können. Paradoxerweise wird Solidarität aber dann ausser Acht gelassen, wenn es um die Zukunft der jüngeren Generationen geht, die die finanziellen und anderen Konsequenzen tragen werden müssen. Könnte die Bedrohung durch das Virus unter Umständen mittel- und langfristig von den Konsequenzen der Massnahmen, die wegen des Virus ergriffen werden, in den Schatten gestellt werden?

Wir alle – ob Jung oder Alt, Privatperson, Familie, Unternehmer, Wirtschaftsführer oder Politiker – sollten uns mit den Folgen der mit dem Virus initiierten Krise auseinandersetzen und dann entscheiden, welches langfristig der richtige Weg ist: Einschränkungen, Kontrolle und Fremdbestimmung oder Unternehmertum, Vertrauen und Selbstbestimmung? Es ist an der Zeit, sich stärker denn je mit diesen Werten zu befassen und unsere Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme derart auszurichten, dass auch kommende Generationen Perspektiven haben und die Zukunft unter dem Einfluss des Virus nicht unnötig verspielt wird.

Gisela von und zu Liechtenstein
Mitglied der Geschäftsleitung

Das Global Forum über Transparenz und Informationsaustausch zu Steuerzwecken untersucht regelmässig mittels Länderprüfungen und sogenannten Peer Reviews, wie die von der OECD entwickelten Amtshilfestandards eingehalten werden. Auch Liechtenstein muss in regelmässigen Abständen diese Länderbewertungen und andere Assessments durchlaufen. Was dies bedingt, lesen Sie im Beitrag von Prinz Michael von und zu Liechtenstein, der in der liechtensteinischen Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erschienen ist.

In regelmässigen Abständen muss Liechtenstein die vom Global Forum über Transparenz und Informationsaustausch zu Steuerzwecken vorgegebenen Länderbewertungen und Peer-Reviews durchlaufen. Dabei wird geprüft, wie die Amtshilfestandards am Finanzplatz Liechtenstein eingehalten werden. Die Konformität mit den OECD-Standards wird als wesentliche Voraussetzung für den Marktzugang und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes verstanden. Im Weiteren wird Liechtenstein von Moneyval, dem Expertenausschuss des Europarats zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung, in regelmässigen Abständen auf die Einhaltung der internationalen Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierunggeprüft. Solche Assessments und Peer-Reviews sind selbstredend nicht kostenlos. Neben den monetären Kosten binden sie ein Vielfaches an zeitlichen und personellen Ressourcen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, die Hintergründe der OECD zu sehen. Die OECD ist die Nachfolgeorganisation der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten OEEC (Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit), über die die Marshallplanhilfe zum Wiederaufbau Europas abgewickelt worden ist. Die Idee für die OECD war, den führenden Regierungen der Welt weiterhin eine Plattform zum informellen Austausch zu bieten, um so deren Zusammenarbeit aufrechterhalten zu können. Die Kernaufgabe der OECD damals lag darin, Analysen zu verschiedenen, wirtschaftlich relevanten Themenbereichen zu erstellen und die Mitgliedsstaaten mit Statistiken zu beliefern.

Weder die OECD noch Moneyval haben eine demokratische Legitimation. Sie sind von keinem Volkssouverän gewählt und entbehren einer verfassungsmässigen Grundlage. Dementsprechend haben sie auch keine Rechenschaftspflicht. Sie sind nach wie vor ein informelles Gremium. Ihr Einfluss aber ist weitreichend. Kaum wahrnehmbar findet eine Verlagerung nationaler Entscheidungsgewalt auf diese supranationalen Organisationen statt. Und die Aussage, dass die OECD selbst indirekt Politik betreibt, ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Mit den schwarzen und grauen Listen der Steueroasen hat die OECD ein valables Machtinstrument geschaffen, mit dem sie Länder und Wirtschaftssysteme boykottieren kann. Die Staats- und Regierungschefs der GILC-Staaten goutieren dies und sind sich, obschon ihre Interessen höchst heterogen sind, in zwei Punkten erstaunlich einig: Bürger sollen stärker überwacht und der Steuerwettbewerb zwischen Staaten soll auf ein von ihnen definiertes, höheres Niveau begrenzt werden.

Und so setzt sich ein Trend fort, der langfristig in eine Sackgasse führen wird: mehr supranationale Vorgaben, Zentralisierung und Bürokratisierung sowie Eingriffe in die Privatsphäre des Einzelnen. Die Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus befeuern diesen Trend zusätzlich. Die Welt bewegt sich immer rascher auf einen Punkt zu, an dem liberal ausgerichtete Wirtschaftsstrukturen vehement gefährdet sind. Sofern kein Umdenken stattfindet, werden sie in Zukunft wohl nur mehr noch in Geschichtsbüchern nachzulesen sein.

Kleinstaaten wie Liechtenstein können sich diesem Trend nur schwer entziehen, und dennoch besteht Handlungsspielraum: Erstens ist eine Mitgliedschaft und Mitarbeit in Gremien wie dem Global Forum oder Moneyval unvermeidlich. Eine systematische, internationale Vernetzung ist insbesondere für einen Kleinstaat wesentlich. Zweitens gilt es, das Wesen der Selbstbestimmung und Eigenverantwortung hochzuhalten, wobei pragmatische, kostenverträgliche Lösungen einer prinzipiengetreuen Umsetzung von Vorgaben vorzuziehen sind. Drittens ist eine enge Zusammenarbeit der heimischen Akteure im regulatorischen Bereich wichtig und zielführend.

Der liechtensteinische Finanzplatz ist ein stützen-der Pfeiler der heimischen Volkswirtschaft. Deshalb muss bei der Umsetzung von Regulierungsvorgaben stets die Grössenverträglichkeit berücksichtigt werden, denn diese Möglichkeit besteht auch.

"Eine Krise darf nicht dazu missbraucht werden, um den staatlichen Einfluss zu erhöhen." hält S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein im Interview mit Claudio Grass fest. Im Interview spricht S.D. Prinz Michael über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Folgen der Massnahmen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus ergriffen worden sind. Er erklärt auch, warum es nun dringend an der Zeit sei, den Weg zurückzufinden zu mehr Unternehmertum, individueller Freiheit, Eigenverantwortung, weniger öffentlichen Ausgaben, mehr privaten Ersparnissen und einer soliden Eigenkapitalbildung. Das Interview ist erschienen auf www.proaurum.ch

Der Finanzplatz Liechtenstein steht wie kaum ein anderer für Stabilität, Qualität und Langfristigkeit. Die liechtensteinische Treuhandbranche ist ein wichtiger Pfeiler für den Finanzplatz. Sie ist sich ihrer Verantwortung bewusst und hat in diesem Jahr Vorschläge zur Stärkung der Governance erarbeitet. Mehr dazu lesen Sie im nachfolgenden Beitrag, der in der liechtensteinischen Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erschienen ist.

In Liechtenstein wird bald ein in FinTech-Kreisen bereits als Blockchain-Gesetz bekanntes Gesetz über Token und VT-Dienstleister zur Anwendung gelangen. In diesem Newsletter erfahren Sie mehr zu diesem Gesetz und auch, welche Chancen sich aus einem digitalisierten Wirtschaftssystem ergeben.

S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein spricht im Interview mit Claudio Grass über den Wert von Privateigentum in der heutigen Zeit, worin die Aufgaben eines Staates liegen, welche Chancen und Risiken absehbar sind und wodurch sich das Fürstentum Liechtenstein auszeichnet. Das Interview ist in zwei Teilen erschienen auf www.proaurum.de

Die Token-Ökonomie steht als Überbegriff für den in der digitalen Welt stattfindenden Handel und die Bewirtschaftung von Informationen in Form von Token. Die Blockchain bildet derzeit das dafür notwendige digitale Handelssystem. Die Vorteile eines solchen Systems liegen auf der Hand: direktes Involvement, höhere Effizienz, geringerer Verwaltungsaufwand und tiefe Transaktionskosten. Gerade für die Treuhandbranche stellt die Möglichkeit der Tokenisierung neue Chancen bereit. Welche? Lesen Sie mehr dazu im Beitrag, der bei Trust & Trustees erschienen ist.

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Als Folge einer Überregulierung ist der Kostendruck auf europäische Finanzplätze in den vergangenen Jahren überproportional stark angestiegen. Die Gefahr ist gross, dass mit der Überregulierung und der daraus resultierenden Komplexität und auch teilweisen Widersprüchlichkeit die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie Kundenorientierung immer stärker eingeschränkt werden. Was das für den Finanzplatz Liechtenstein bedeutet, lesen Sie in diesem Beitrag, der in der liechtensteinischen Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erschienen ist.

Die Welt kann auf ein goldenes Zeitalter zurückblicken. Massgebend dafür waren das Konzept der freien Marktwirtschaft und das Bewusstsein für ein Miteinander. Doch wie wird die Zukunft aussehen? Die Stimmen der Gleichmacherei werden immer lauter und ein Anspruchsdenken immer stärker. Erfahren Sie mehr dazu in diesem Newsletter und auch, wie es Liechtenstein gelungen ist, sich zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort entwickeln zu können.

Die Begünstigungsausgestaltung an einer Stiftung ist abhängig vom jeweiligen Stiftungstyp. Dieser Beitrag, erschienen in der Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li, erläutert die unterschiedlichen Stiftungstypen und Möglichkeiten von Begünstigungen.

Im Interview mit Doris Quaderer erklärt S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der liechtensteinischen Treuhandkammer, wie die Aufsicht am Finanzplatz Liechtenstein funktioniert und wie sich der Finanzplatz Liechtenstein über die vergangenen Jahre entwickelt hat. Das Interview ist auf www.volksblatt.li erschienen.

Interview über Geopolitik, Finanzpolitik, Regulierungsexzesse und die Lage am Finanzplatz Liechtenstein. www.wirtschaftregional.li im Gespräch mit S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein

Der Finanzplatz Liechtenstein hat eine enorme Vielfalt an Dienstleistungsangeboten zu bieten und überzeugt mit einer unnachahmlichen Expertise. Ein Beitrag dazu, wie sich der liechtensteinische Finanzplatz unterscheidet - erschienen in der regionalen Wirtschaftswochenzeitung www.wirtschaftregional.li

Liechtenstein im Schatten Europas: Die Welt befindet sich in einem grossen Umbruch, mit dem die geopolitischen Machtverhältnisse neu ausgerichtet werden. S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein erörtert in diesem Beitrag die aktuelle Weltlage und stellt den Bezug zu Liechtenstein her. Dieser Beitrag ist erschienen im Staatsfeiertagsmagazin von www.exclusiv.li

Das sogenannte Begünstigtenregister (Beneficial Ownership Register) öffnet ein neues Kapital im europäischen Kontroll- und Überwachungsmassnahmenkatalog. Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe zum Trend nach mehr finanzieller Transparenz.

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Im zweiten Halbjahr 2017 wird die liechtensteinische Steuerverwaltung erstmals Daten mit 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union austauschen. In diesem Newsletter erfahren Sie, was die Informationen im Rahmen des automatischen Informationsaustauschs (AIA) beinhalten und was er für liechtensteinische Vermögensstrukturen bedeutet.

Prinz Michael von und zu Liechtenstein im Interview mit Barbara Dietrich (www.diplomatic-world.com): Wie können sich Kleinstaaten im globalen Wettbewerb behaupten?

Was zeichnet die liechtensteinische Treuhandtätigkeit aus? Und worin unterscheidet sie sich von anderen Treuhänderprofilen? Ein informativer Beitrag über den interessanten Berufsstand liechtensteinischer Treuhänder, erschienen im www.wirtschaftregional.li

Der Automatische Informationsaustausch (AIA) im Gespräch: die zentralen Inhalte zum automatischen Informationsaustausch hinsichtlich Steuerinformationen, für einmal auf eine andere Art und Weise vermittelt.

Ein exklusives Interview mit S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein über Geopolitik, Vermögenserhalt und Vermögenssicherung und die Frage, welchen Einfluss ein liberales Rechtsverständnis auf die Vermögensbetreuung und Vermögensverwaltung hat. Das Interview ist erschienen im Staatsfeiertagsmagazin von www.exclusiv.li

Wie entwickelt sich gesamtgesellschaftlicher Wohlstand? Welche Rolle spielt Privatvermögen? Warum wird grosses Vermögen von der breiten Bevölkerung als etwas Suspektes angesehen? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Beitrag mit dem Titel: Die Mär vom bösen Wolf.

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Im Zuge der Panama Papers ein Kommentar zum Sinn und Zweck von Vermögensstrukturen und Offshore-Gesellschaften, erschienen im www.wirtschaftregional.li

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Am 22. Juni 1948 gründeten Mitglieder des Fürstenhauses Liechtenstein Industrie- und Finanzkontor, um nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Vermögen wiederherstellen und zielgerichteter verwalten zu können.

Es zeigte sich, dass insbesondere die langfristige Absicherung von Vermögen ein zentrales Thema bildete.

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