Das diesjährige Finance Forum - welches am 09. Mai 2023 in Vaduz durchgeführt wird und Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien nach Vaduz holt - steht unter dem Leitthema: Die Finanzwelt der Zukunft?
Den Auftakt zu dieser Finanztagung bildet die Konferenzbroschüre. In einem Kurzinterview stehen I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, und Dr. Thomas Zwiefelhofer - die am 09. Mai gemeinsam über die Zukunft des Finanzplatzes sprechen werden - Rede und Antwort auf folgende Fragen:
Das ganze Interview finden Sie als Download.
Am 09. Mai 2023 findet das Finance Forum Liechtenstein mit überregionaler Ausstrahlung statt.
Die führende Finanztagung vernetzt hochkarätige Entscheidungsträger der Finanzbranche aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und bietet vielseitige Referate, anregende Diskussionsrunden und informative Workshops.
I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, wird gemeinsam mit Dr. Thomas Zwiefelhofer über die aktuellen Herausforderungen, die zukünftigen Chancen und die Positionierung des liechtensteinischen Finanzplatzes auf internationaler Ebene diskutieren.
Schauen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder vorbei, wir halten Sie auf unserer Webseite auf dem Laufenden.
Digital Liechtenstein ist eine Standortinitiative unter dem Patronat des liechtensteinischen Fürstenhauses und der liechtensteinischen Regierung und hat zum Ziel, Liechtenstein zu einem führenden digitalen Wirtschaftsstandort zu entwickeln.
Das Board besteht aus strategischen Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und beschäftigt sich insbesondere damit, geeignete Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Digitalstandorts Liechtenstein zu schaffen. Eine wesentliche Aufgabe des Board ist die Erstellung einer Roadmap für den digitalen Wirtschaftsstandort.
I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, ist per März 2023 ins Board von Digital Liechtenstein aufgenommen worden.
Dass Demokratie perfekt oder der Weisheit letzter Schluss sei, behauptet niemand. Eher würde gesagt, dass Demokratie die schlechteste aller Regierungsformen sei, abgesehen von denen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert würden. Und dennoch habe sie sich bislang als die beste Form für gemeinschaftliches Zusammenleben erwiesen, äusserte sich Winston Churchill in einer Rede vor dem britischen Unterhaus im November 1947, nachdem der Zweite Weltkrieg und der Schrecken der NS-Herrschaft zu Ende gegangen waren.
Die westliche Welt sieht Demokratie als Garantin für die Freiheit und Selbstbestimmung des Volkes. Freiheit und Selbstbestimmung bilden zentrale Grundwerte und die Demokratie das geeignete Instrument, um sie leben und erhalten zu können. So wird Demokratie als Herrschaftsform anerkannt, ohne ihre Entwicklung zu hinterfragen. Ein Trugschluss. Denn Demokratie braucht Wachsamkeit und gelegentliche Korrektive, damit sie langfristig Bestand haben kann und ihre Errungenschaften sich verteidigen lassen. Churchill erkannte die Tücken und mahnte vor Blauäugigkeit.
Vor rund zweihundert Jahren analysierte Alexis de Tocqueville die amerikanische Demokratie, die Vorbild für die Entwicklung europäischer Demokratien war. Er lobte den Gedanken, allen Bürgern ein Leben in Freiheit, Selbstbestimmung und Rechtsstaatlichkeit zu ermöglichen, und das Ansinnen, dies über eine ausgewogene Gewaltenteilung sicherzustellen. De Tocqueville sah aber auch die Gefahren, die langfristig aus einer Demokratie resultieren können, und warnte davor: einem Streben nach Gleichheit, einer Diktatur der Mittelmässigkeit, einem lähmenden Wohlfahrtsstaat.
Europa ist heute auf diesem Weg. Vom europäischen Wohlfahrtssystem, das sich wie die Made im Speck etabliert hat, bis hin zu einem unersättlichen Umverteilungsstreben, das sich unter dem Deckmantel von «Gleichheit und Gerechtigkeit» tarnt. Kaum wahrnehmbar entfernen sich Europas Staaten von einem freiheitlichen Demokratiesystem und verrennen sich in eine demokratisch anmutende Technokratie mit Hang zur Mittelmässigkeit.
Eine sich schleichend entwickelnde autoritäre Technokratie ist genauso gefährlich wie die Systeme, die wir, die westliche Welt, anprangern. Es gibt autoritäre Systeme, etwa die Republik Singapur, die die Rechte und die Freiheiten des Einzelnen besser schützen als manch europäische «Demokraten», die bürgerliches Mit- und Selbstbestimmungsrecht in kleinen Schritten durch staatliche Kontrolle und Bevormundung ersetzen. Das geschieht nicht allein durch die Europäische Union, sondern auch durch Verwaltungen und Regierungen der Nationalstaaten, die Brüssel und andere Institutionen – die keine demokratische Rechenschaftspflicht haben – als ihre Erfüllungsgehilfen einspannen.
Als Beispiel die Harmonisierung der europäischen Sozialsysteme: Sie suggeriert eine Illusion sozialer Sicherheit für Arbeitnehmer in Staaten wie Rumänien, Polen oder der Slowakei. De facto aber ruiniert sie ihre Existenzbasis, weil damit das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern gelähmt wird, mit entsprechendem Rückkopplungseffekt auf Länder wie Deutschland oder Frankreich. Auch die Vorratsdatenspeicherung ist ein Beispiel, wie die bürgerliche Selbstbestimmung schrittweise von Kontrolle und Bevormundung zersetzt wird. Die Politik argumentierte für Vorratsdatenspeicherung als Mechanismus zur Aufklärung von schweren Straftaten, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entlarvte sie jedoch als Instrument zur Kontrolle der Bürger und verwies darauf, dass sie der europäischen Menschenrechtskonvention widerspricht.
Ungehört dessen erheben und speichern europäische Nationalstaaten persönliche Daten. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum zeigt, dass eine Institution, die gemäss Auftrag unabhängig von der Politik agieren müsste, mit ihrer Geldpolitik die staatliche Ausgabenpolitik befördert, zum Nachteil von Bürgern und Sparern. Relevante Akteure scheinen allzu oft zu vergessen, welche Auswirkungen ihr Geschäftsgebaren auf das Volk hat, in dessen Interesse sie eigentlich handeln sollten.
Europa muss sich verstärkt auf seine Vielfalt und seine Grundfreiheiten besinnen, die Subsidiarität stärken und den innereuropäischen Wettbewerb fördern, wenn es geeint und schlagkräftig werden will. Damit das westliche Demokratieverständnis langfristig wirken und überleben kann, braucht es heute mehr denn je eine Rückkehr zu Dezentralisierung, freier Marktwirtschaft, einem freien Unternehmertum, einem freien Wettbewerb und dem Subsidiaritätsprinzip sowie eine unbedingte Unabhängigkeit von Justiz und EZB von der Politik. Überregulierung, Bürokratisierung oder Harmonisierung sind schädlich, schalten regionale Selbstbestimmung, individuelle Freiheit und persönliche Eigenverantwortung aus. Es gibt viele Beispiele, wovon die Schweiz wohl das beste ist, die mit ihrem Föderalismus beweisen, dass Demokratie in kleineren Einheiten besser funktioniert und die Rechenschaftspflicht stärker vorhanden ist, wenn sich die Politik nah am Bürger bewegen muss.
Politische Akteure dürfen nicht aufgrund negativer Einzelfälle in Wirtschaft oder Gesellschaft in eine Haltung verfallen, die eine «alternativlose» Verbots-, Kontroll- und Regulierungskultur fördert. Damit werden negative Einzelfälle in der Zukunft nicht verhindert, vielmehr werden unbescholtene Bürger dafür in Geiselhaft genommen, und das demokratische Mitwirkungs- und Kontrollrecht wird geschwächt. Auch darf es nicht sein, dass Institutionen, die kaum demokratische Rechenschaftspflicht haben, wie etwa die EZB, über ihre Geschäftspolitik gegen die eigene Aufgabe handeln.
Eine freiheitliche Demokratie bedeutet, das Ohr beim Volk zu haben, sich nicht von lauten Minderheiten instrumentalisieren oder von Einzelfällen ins Bockshorn jagen zu lassen, den Staatsapparat schlank und beweglich zu halten und den Bürgern zuzutrauen, dass sie ihr Leben eigenverantwortlich gestalten können und fähig sind, ihre Rechte und Pflichten auszuüben. Das bedingt, dass sich staatliche Institutionen und supranationale Organisationen als Dienstleister der Bürger verstehen und nicht als deren Überwacher. Technokratie verlangt vom Bürger eine allumfassende Rechenschaftspflicht gegenüber dem Staat und hebelt Privatsphäre und Grundrechte aus.
Die eigene Rechenschaftspflicht gegenüber dem Bürger vergisst sie. Warum ein Staat als Monopolunternehmen nicht nur ein ineffizientes Unternehmen ist, sondern vielmehr eine Gefahr für die Menschheit darstellt, lässt sich im Buch «Der Staat im dritten Jahrtausend» von Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein nachlesen. Die eigentliche Form einer Demokratie entspräche dem Grundgedanken, Bürger vor Übergriffen – insbesondere von staatlicher Seite – zu schützen, ihre Grundrechte zu garantieren sowie ein friedvolles Miteinander in Freiheit zu ermöglichen.
Das europäische Demokratieverständnis steht an einem Scheideweg. Interessanterweise stellen die entscheidenden Vertreter sogenannter liberaler Demokratien ihr System als die beste Herrschaftsform dar, zeigen aber die grösste Mühe darin, über bürgerliche Freiheiten zu sprechen und sie zu fördern. Wenn sie über Bürger sprechen, dann mehrheitlich über deren Pflichten. Zu guter Letzt gilt es sich ins Bewusstsein zu rufen, dass Technokraten sich primär als Diener des Verwaltungssystems verstehen und weniger als Bürger, die sich dem Dienst gegenüber ihren freien Mitbürgern verschrieben haben.
Das Fürstentum Liechtenstein ist ein kaum erkennbarer Punkt auf der Weltkarte. Ein kleines Land, das Fragezeichen hervorrufen kann, weil uns ein Gegenüber im ersten Augenblick nicht richtig zuordnen kann. Wundern darf man sich nicht darüber und ärgern schon gar nicht. Schliesslich zählt Liechtenstein nun einmal zu jenen Ländern der Welt, die flächenmässig unbedeutend sind und eine kleine Bevölkerung aufweisen – und dennoch souveräne Staaten sind. Meist staunt man bei genauerer Betrachtung dann auch, welche Wirtschaftskraft in dieser Kleinheit steckt.
Liechtenstein ist eines der am meist industrialisierten Länder der Welt und Heimat von Unternehmen, die zu den weltweiten Marktführern zählen. Die Volkswirtschaft ist breit diversifiziert, was im weltweiten Vergleich nahezu einzigartig ist. Sie setzt sich neben globalen Unternehmen aus zahlreichen Klein- und Mittelunternehmen zusammen, die in unterschiedlichen Sektoren tätig sind und das starke Rückgrat von Gesellschaft und Wirtschaft bilden. Hinzu kommt die Lage im Herzen Europas. Wir sind umgeben von friedlichen Nachbarstaaten. Diese Rahmenbedingung ermöglicht es uns, uns auf unsere Leistungsfähigkeit zu konzentrieren. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass dies nicht selbstverständlich ist. Wir verfügen über bedeutende Stabilitätsfaktoren.
Als wesentlicher Stabilitätsfaktor zählt der politische Staatsaufbau Liechtensteins mit einer politischen Kultur kurzer und unbürokratischer Wege, einer pragmatischen und liberalen Grundhaltung – sowohl in Politik als auch Wirtschaft – und der Prämisse eines gesunden Staatshaushalts. Auch besteht ein grosser Respekt vor Eigentumsrechten. Liechtenstein verfügt mit seiner konstitutionellen Erbmonarchie über eine eigene Form von Staatswesen. Dieses führt zu einer sehr ausgewogenen Gewaltenteilung. Das in Liechtenstein herrschende Milizparlament bringt den grossen Vorteil, dass die gewählten Volksvertreter keine Berufspolitiker sind und dadurch nah am Puls des Volks handeln müssen. Zudem wirkt die hohe Gemeindeautonomie stabilisierend auf das Gesamtsystem.
Ein zentraler Stabilitätsfaktor bildet die in Liechtenstein demokratisch legitimierte Erbmonarchie, deren Rechte und Pflichten in der Verfassung verankert sind. S.D. Fürst Hans-Adam II von und zu Liechtenstein führt die resultierenden Vorteile in seinem Buch Der Staat im dritten Jahrtausend aus, wovon ich an dieser Stelle einen Satz aufgreifen möchte: „Die Erbmonarchie bringt ausserdem ein langfristiges, Generationen übergreifendes Element in die Politik ein, gegenüber der sehr kurzfristigen Perspektive, die sich in fast allen Demokratien durch die häufigen Wahlen ergibt.“
Die Monarchie entzieht sich kurzfristigen und populistischen politischen und wirtschaftlichen Strömungen und steht für Kontinuität und Verlässlichkeit. Sie betrachtet Entwicklungen aus einer übergeordneten und sehr langfristigen Perspektive. Davon profitiert Liechtenstein politisch und wirtschaftlich. Man erinnere sich, wie sich Fürst Hans-Adam II. seit jeher für eine eigenständige Aussenpolitik Liechtensteins eingesetzt hat und bspw. den Beitritt Liechtensteins zu den Vereinten Nationen (UNO) oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) förderte und durchsetzte. Diese und auch andere Bemühungen haben sich als richtig und wegweisend erwiesen.
Auch wenn Liechtenstein geografisch gesehen wenig Bedeutung hat, so verfügt es doch über viele Faktoren und Eigenschaften, die sich positiv auf politische und wirtschaftliche Prozesse auswirken und zudem einen positiven Effekt auf die gesellschaftliche Stabilität haben. Die Kleinheit zwingt uns Marktakteure, Entwicklungen vorwegzunehmen, vorauszudenken und auf lange Sicht zu handeln. Dadurch kann sich Liechtenstein seit Langem als stabiler und zuverlässiger Kleinstaat bewähren.
Der Finanzplatz ist nach der Industrie der zweitstärkste Wirtschaftssektor. Die Treuhandbranche bildet hier einen wichtigen Pfeiler, indem sie sich seit jeher auf die Sicherung von Vermögen über Generationen fokussiert – gerade in einem unberechenbaren Weltgefüge ein zusätzlicher Bürge für Stabilität.
Gegründet 1948 von Mitgliedern der Fürstlichen Familie Liechtenstein, steht Industrie- und Finanzkontor seither mehrheitlich im Besitz und unter der Leitung von Familienmitgliedern. Ursprünglich als Family Office gehandhabt, zählt das Unternehmen heute zu den führenden Anbietern auf dem Gebiet der grenzüberschreitenden Vermögensstrukturierung und des langfristigen Erhalts von Familien- und Unternehmervermögen. Im Jahr 2020 wurde I.D. Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein, in den Verwaltungsrat gewählt. Zu Beginn dieses Jahres wurde sie zum CEO ernannt.
Prinzessin Gisela absolvierte ein Studium in Ingenieurwesen an der ETH Zürich. Es folgten berufliche Stationen im Investmentbanking und Ingenieurwesen in England, Kanada, Singapur und der Schweiz. Sie ist die Tochter von S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein.
Prinzessin Gisela, Sie haben Einblick in unterschiedliche Unternehmen genommen. Worin unterscheidet sich ein eigentümergeführtes Familienunternehmen, wie Industrie- und Finanzkontor, von anderen Unternehmen?
Der wesentliche Unterschied liegt in der Denkhaltung und in der sehr starken Verbundenheit der Familie mit dem Management, den Mitarbeitenden und Kunden. Das führt zu einer hohen Identifikation und einem überdurchschnittlichen Engagement. Deshalb sind Familienunternehmen in der Regel auch sehr langfristig ausgerichtet.
Also eine Vorbildfunktion der Familie?
Ja. In einem Familienunternehmen investieren Familienmitglieder für die unternehmerische Vision privates Kapital und Lebenszeit und verantworten sich persönlich für das Gelingen. Diese Werthaltung beeinflusst das unternehmerische Handeln und sorgt gegenüber Mitarbeitenden und Kunden für Sicherheit und Stabilität.
Inwiefern?
Die Familie bürgt mit ihrem Namen. Daraus entsteht im Unternehmen ein grundsätzlicher Ansporn zu überzeugen, durch Leistung und Qualität. Die familiären Werte bilden das Fundament für die Governance. Ein starkes, diversifiziertes Management und eine motivierte, gut ausgebildete Belegschaft, die hinter diesen Werten stehen. Durch die Verbundenheit mit der Familie ziehen alle an einem Strang, alle wissen um ihre Verantwortung und setzen sich aus persönlicher Überzeugung für das Unternehmen ein. Davon profitieren die Kunden.
Industrie- und Finanzkontor hat eine nicht alltägliche Herkunft. Wie spiegelt sie sich im Unternehmen wider?
Unsere Wurzeln liegen im Fürstenhaus Liechtenstein, das seit fast tausend Jahren Bestand hat und sich seit Beginn durch Leistungsbereitschaft, ein Gespür für Innovation und Unternehmertum und dem Streben nach Unabhängigkeit auszeichnet. Diese Tradition zieht sich als roter Faden durch die Familiengeschichte und ist bis heute prägend, auch für Industrie- und Finanzkontor. Wir betrachten Vermögen und Familie aus einem holistischen Blickwinkel und denken dabei in Generationen.
Industrie- und Finanzkontor fokussiert sich auf den langfristigen Erhalt von Vermögen und Werten für Kunden und strukturiert Vermögen über Rechtsträger. Wie spielt dieses Bewusstsein für Familie und Vermögen hier hinein?
Jede Kundensituation ist anders und jede Familie unterscheidet sich. Private Vermögen und insbesondere Familienvermögen sind so vielseitig, wie die Menschen, denen es gehört. Das
Bewusstsein für Familie und Vermögen äussert sich in unserem unternehmerischen Denken und Handeln und widerspiegelt sich in den individuellen Lösungen, die wir entwickeln. Wir
betrachten Vermögen stets aus einer objektiven Gesamtperspektive und fokussieren nicht nur die materielle, sondern vor allem auch die immaterielle Seite.
Warum ist die immaterielle Betrachtungsweise für eine Vermögensstrukturierung bedeutsam?
Werthaltungen, Bedürfnisse, Erwartungen und Zielvorstellungen sowie die Rahmenbedingungen, in die ein Vermögen eingebettet ist, sind Faktoren, die ein Vermögen langfristig beeinflussen. Deshalb erachten wir es als wichtig, darauf ein besonderes Augenmerk zu legen. Unternehmerfamilien unterstützen wir darin, ihre Vermögens- und Familienkultur zu formulieren und das innerfamiliäre Verständnis für das Familienvermächtnis zu stärken.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Nachfolge in einem Familienunternehmen geplant werden sollte. Welche Punkte gilt es dabei zu beachten?
Abgesehen von der formellen Nachfolgeplanung bilden eine klare Kommunikation und eine positive Vorbildhaltung der Vorgängergeneration die Grundlage für eine gelingende Nachfolgeplanung. Im Weiteren sollten Familienmitglieder grundsätzlich beruflich und finanziell unabhängig sein, Erfahrungen sammeln, ein Interesse am Familienunternehmen zeigen und die entsprechende Leistungsbereitschaft mitbringen. Meine Schwester und ich wurden früh in Gespräche zur Unternehmensentwicklung und bei strategischen Entscheidungen miteinbezogen. Aber es war stets uns selbst überlassen, ob wir eines Tages die Verantwortung für das Unternehmen übernehmen wollen.
Die Welt steckt mitten in einer Transformationsphase: fortschreitende Digitalisierung, veränderte Kundenansprüche, Umwälzungen im Regulierungsgefüge, geopolitische Neuordnung. Worin sehen Sie die Hauptverantwortung einer Nachfolgegeneration liegen?
Zunächst sollte der Antritt einer Unternehmensnachfolge als Privileg und nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Das anvertraute Unternehmen sollte zugunsten kommender Generationen weiterentwickelt werden, sowohl auf familiärer Ebene als auch mit Blick auf Mitarbeitende und Kunden. Es gilt, der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung Sorge zu tragen. Die Zeiten sind herausfordernd, gerade mit Blick auf die Erosion von Privatvermögen durch Politik und Gesellschaft. Der zunehmende bürokratische Aufwand hemmt die Produktivität und gefährdet den gesunden Pragmatismus. Unproduktive Bürokratie muss vermieden werden. Gleichzeitig bietet sich ein enormes Potenzial für neue Geschäftsbereiche.
Wo sind Prioritäten zu setzen, um im gegenwärtigen Umfeld zukunftsfähig zu bleiben?
Wir stehen Veränderungen grundsätzlich offen gegenüber und richten unseren Blick nicht nur auf die Risiken, sondern insbesondere auf die Chancen von Trends und Entwicklungen, die wir regelmässig evaluieren. Eine Organisationsstruktur ist auf die Zukunft vorzubereiten und Mitarbeitende sind in ihrem Fachwissen zu stärken. Was die geopolitische Neuordnung anbelangt sind wir überzeugt, dass sie die Wichtigkeit des Vermögenserhalts weiter verdeutlicht. In politisch und wirtschaftlich instabilen Zeiten steigt der Wunsch nach Schutz und Sicherheit für Vermögen und nach einem Umfeld, in dem Eigentumsrechte respektiert werden.
Industrie- und Finanzkontor kennzeichnet seine Ausrichtung mit dem Claim «Wealth Preservation Experts», Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der Stunde. Wie greift beides ineinander?
Wir fokussieren uns auf den langfristigen und auf Generationen ausgerichteten Vermögenserhalt im Sinne eines Gründers. Mit unserem Claim «Wealth Preservation Experts» bringen wir das auf den Punkt. Mit dem Aufbau, der Implementierung und Verwaltung von Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts oder andere Gesellschaftsformen schaffen wir die Grundlage, um mit Vermögen langfristig positive gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Effekte erzielen zu können. Aus der Governance-Perspektive bauen wir treuhänderische Vermögensstrukturen so auf, dass sie den aktuellen Bedingungen gerecht werden und flexibel genug sind, um sich an zukünftige Veränderungen anpassen zu können. Diese Flexibilität ist eine Grundvoraussetzung, damit eine Vermögensstruktur überhaupt generationenübergreifend erhalten und weitergeführt werden kann.
In der Finanzbranche bespielen vor allem Banken das Thema Nachhaltigkeit stark. Die Treuhandbranche zeigt sich hier zurückhaltend. Ist das Thema noch nicht spruchreif?
Die Bankenbranche ist wohl am direktesten betroffen von der aktuellen Definition nachhaltiger Geldanlagen. Entsprechend thematisiert sie das. Im Bereich Stiftungen und Trusts stellt der Nachhaltigkeitsgedanke jedoch seit jeher das Handlungsprinzip. Mit der Strukturierung über Rechtsträger wird der Grundstein für eine langfristige Ausrichtung von Vermögen gelegt. Vermögensstrukturen bedingen eine nachhaltige Vermögensbetreuung, eine langfristig tragfähige Vermögensveranlagung und einen zweckkonformen Vermögenseinsatz im Sinne der Stiftungs- oder Trustsatzungen, die meist eine Zeitperspektive über mehrere Generationen beinhalten.
Gestatten sie mir zum Schluss die Frage, wie ihre Vision von der Zukunft aussieht?
Die «Wealth Preservation» ist unser zentraler Leitwert, der sich nicht verändern wird. Entsprechend muss die Verwaltung von Vermögensstrukturen immer langfristig ausgerichtet sein und einer Gesamtstrategie folgen. Wir als Experten müssen im Sinne unserer Kunden die Zukunft antizipieren, stets ein paar Schritte weiterdenken und vorausgehen. Damit tragen wir dazu bei, dass unsere Kunden die Zukunft ihrer Familien, Vermögen und Werte dauerhaft sichern können. Entsprechend zählen zu unseren primären Zielen, die Möglichkeiten der Vermögensstrukturierung und des Vermögenserhalts vorausschauend auszubauen und unsere Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln.
Gisela Bergmann, Prinzessin von und zu Liechtenstein . Chief Executive Officer
Interview geführt von Susanna Gopp
Kürzlich wurde ich gefragt, wie sich Unternehmertum im Lauf der Zeit gewandelt hat? Meine Antwort war vielleicht nicht die, die sich mein Gegenüber erhoffte, denn Unternehmertum hat sich nicht wesentlich verändert. Es befasst sich nach wie vor damit, eine Marktnachfrage zu erkennen, Chancen zu prüfen und durch Innovationskraft und Mut passende Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen. Dass jemand aus «Profitgier» Unternehmer wird, ist ein Trugschluss. Unternehmer setzen Kapital und Zeit ein, um ein Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Sie scheuen sich nicht vor dem Wettbewerb mit anderen. Durch das persönliche Engagement sind sie am langfristigen Erfolg interessiert, nicht am kurzfristigen Gewinn.
Was sich über die Zeit aber verändert hat, sind die Rahmenbedingungen, in denen Unternehmertum stattfinden kann. Heute ist das Regulierungs-, Zentralisierungs- und Harmonisierungsgefüge so eng geknüpft, dass es den unternehmerischen Wettbewerb behindert und Innovation erschwert. Wettbewerb ist der Motor für Verbesserungen und Innovation, eine Vielzahl von mittelständischen Unternehmen die Grundlage für eine florierende Volkswirtschaft. Von politischen und supranationalen Organisationen wird dies leider nicht verstanden. Unternehmer und Bürger werden zu reinen Abgabesubstraten degradiert.
Doch Unternehmer zeichnen sich auch aus durch eine positive Einstellung und langfristiges Denken. Sie bieten vielen Widrigkeiten die Stirn. Gerade Familienunternehmen steigern ihre Produktivität, unterstützt durch die Digitalisierung. Aber auch dem sind Grenzen gesetzt. Westliche Demokratien sollten sich in Acht nehmen, dass sie nicht die Gans, die goldene Eier legt, schlachten, indem sie die unternehmerische Schaffenskraft zunichtemachen.
Ein Kernelement langfristigen Unternehmertums bildet die bewusste Nachfolgeplanung. Einerseits wird damit bei der jüngeren Generation das Zugehörigkeitsgefühl und Verantwortungsbewusstsein gestärkt, andererseits die Zukunft für das Vermögen und Unternehmen identifiziert. Wie eine Nachfolgeplanung gelingt, erfahren Sie im Beitrag «Gouverner, c’est prévoir».
In diesem Sinne freue ich mich sehr, mit dieser Ausgabe bekannt geben zu können, dass wir bei Industrie- und Finanzkontor die Nachfolge geregelt haben und Prinzessin Gisela die operative Leitung per Anfang 2022 übernommen hat. Im folgenden Interview erhalten Sie einen ersten Eindruck von Prinzessin Gisela. Graf Francis von Seilern-Aspang und ich sind in unserer Rolle als geschäftsführende Verwaltungsräte weiterhin in der Kundenbetreuung aktiv und unterstützen das Führungsteam auf strategischer Ebene.
Michael von Liechtenstein . Geschäftsführender Verwaltungsratspräsident
Seit Menschengedenken ist Vertrauen ein elementarer Bestandteil für ein gedeihliches Miteinander, sei dies in der Wirtschaft, in der Politik oder in der Gesellschaft. Ohne Vertrauen sind fruchtbare und gute Beziehungen unmöglich. Aber warum tut die Gesellschaft dann alles, um diesen elementaren Wert zu untergraben? In seinem aktuellen Artikel für Trusts & Trustees beleuchtet S.D. Prinz Michael von Liechtenstein die Bedeutung von Vertrauen für eine prosperierende Gesellschaft und Wirtschaft und damit verbunden die Rolle und Aufgaben der internationalen Treuhandbranche.
Es zeichnet sich die Herausbildung zweier gänzlich konträrer Blocks ab - USA/Europa und China/Russland. Das verheisst nichts Gutes für die Weltwirtschaft. In seinem in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft (www.fuw.ch) erschienen Kommentar beleuchtet S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein diese Entwicklung kritisch und verdeutlicht, dass vielmehr eine freie Marktwirtschaft und eine liberale Ordnungspolitik notwendig wären.
Nach der Implosion der Sowjetunion herrschte eine klare US-Hegemonie, über die letzten Jahre entwickelte sich die Welt aber in eine multipolare Situation. Grosse Fortschritte im Freihandel wurden erreicht, die Produktionsauslagerung aus Industriestaaten verhalf Schwellenländern zu Wachstum. Trotz Problemen im Freihandel, besonders mit grösseren Staaten und Wirtschaftsblöcken, die die WTO auszuräumen versuchte, wurden Erfolge erzielt. Doch Chinas rasante Wirtschaftsentwicklung, die unter Deng Xiaopings Führung entstand, führte dazu, dass China nicht mehr bereit war, Amerikas Hegemonie anzuerkennen und hinzunehmen. Andere Schwellenländer zogen mit. Nichtsdestotrotz ist der Dollar noch immer die unangefochtene Leitwährung der Welt, woran auch der Euro nichts zu ändern vermochte.
Dennoch gab es Verwerfungen im Freihandel. China hielt sich nicht an Regeln, wie etwa handelsverzerrende Subventionen zu unterlassen, von Investitionsbeschränkungen abzusehen oder geistiges Eigentum anzuerkennen. Die USA bewiesen gewissen Protektionismus unter dem Vorwand, Arbeitsplätze zu sichern, die EU wiederum im regulatorischen Bereich unter dem Vorwand, den Konsumentenschutz zu stärken. Die Welt funktionierte zwar, war aber nicht perfekt. Die Lage spitzte sich zu, und es begann ein Handelskonflikt zwischen den USA und China, wobei festzuhalten ist, dass die USA die chinesischen Praktiken zu Recht sanktionierten. Der Umstand, dass die USA schon des Längeren den Dollar als Waffe bei Wirtschaftssanktionen einsetzten, besonders gegen den Iran und Russland, war nicht förderlich. Dies stärkte Chinas und Russlands Bestreben, sich vom Dollar zu emanzipieren.
Auch die politische Lage spitzte sich zu. Unter Präsident Xi Jinping verabschiedete sich China von Deng Xiaopings Strategie, wurde in der Aussenpolitik aggressiver, im Inneren wurde der Marxismus dominanter. Die herrschende «Weltordnung» wurde herausgefordert durch aggressives Verhalten im westlichen Pazifik, vor allem im Südchinesischen Meer und gegenüber Taiwan. Die politische Agenda der Neuen Seidenstrasse (Belt-and-Road-Initiative) sowie schwere Menschenrechtsverletzungen im Inland verschärften das Ganze.
Der Westen, hauptsächlich die USA und die EU, setzte Wirtschaftssanktionen ein als Waffe in hybriden Kriegen. Sanktionen gegen den Iran gibt es schon seit Langem, auch die Antwort des Westens auf die Krimannexion durch Russland im Jahr 2014 sind Wirtschaftssanktionen; obschon sie nicht griffen, waren sie für Russland wie auch für China ein Alarmzeichen, ihre Autonomie zu fördern. Chinas Versuch, gewisse internationale Transaktionen nicht mehr über den Dollar abzuwickeln, galt als Provokation gegenüber den USA. Nach der Ukraineinvasion Anfang des Jahres brachen Europa und die USA de facto den Handel und die Investitionstätigkeiten mit Russland ab, mit ein paar Ausnahmen wegen der europäischen Abhängigkeit vom russischen Gas. Russisches Vermögen im Westen wurde eingefroren, und Sanktionslisten wurden erstellt. Das Ganze war bislang erfolglos und drängt Russland viel mehr in ein Näheverhältnis zu China. In weiterer Konsequenz sind Getreide und Speiseöl aus Russland und der Ukraine am Weltmarkt nicht mehr verfügbar, was zu Schwierigkeiten in Afrika und Nahost führen wird. Hier zeigt sich bereits das Resultat einer Fragmentierung in der Welt.
Es ist auch davon auszugehen, dass es künftig Handelseinschränkungen mit China geben wird. Dies würde zu einer echten Fragmentierung führen und sich stark auf die Weltwirtschaft und das Finanzsystem auswirken. Es wird bereits von einer Aufsplitterung von Demokratien und Autokratien gesprochen. Diese Einteilung, in der sich die USA und Europa als «liberale Wertedemokratien» sehen, zeigt eine gewisse Überheblichkeit. Es wäre falsch, alle autoritären Systeme mit Russland und China gleichzusetzen. Viele wie zum Beispiel die Türkei, die eine Demokratie ist, aber vom Westen vielfach als autoritär eingestuft wird, sind nicht dem Block mit China und Russland zuzuordnen, und es gibt andere Drittstaaten, die Mischverhältnisse aufweisen, deshalb aber ebenfalls nicht unbedingt dieser Richtung zuzuordnen sind, nur weil sie nicht bereit sind, sich die «liberalen Werte» Europas oder der USA aufzwingen zu lassen. Die Situation ist nicht nur bedenklich in Russland und China; blickt man genauer auf Europa und die USA, zeigt sich, dass auch dort nicht alles perfekt ist.
Die populistische Politik traditioneller demokratischer Parteien hat zu enormen Defiziten geführt, der Schuldenstand von Staaten ist erschreckend, die Kaufkraft der Bevölkerung schwindet. Die Antwort von Politik und Zentralbanken darauf ist nicht etwa eine Selbstreflexion, sondern die Fortsetzung der Politik, die zu eben diesen Problemen geführt hat: mehr Staat, Regulierung und Kontrolle und eine stärkere Einschränkung von persönlichen Freiheiten mit Abkehr von marktwirtschaftlichen Prinzipien. Leider täuscht sich der Grossteil der Bevölkerung, tauscht Freiheit gegen eine Illusion von Sicherheit und tritt persönliche Entscheidungsverantwortung an den Staat ab. Von einem System freier Bürger und Marktwirtschaft, das Wohlstand erzeugt und unsere Sozialsysteme finanziert hat, bewegen wir uns in Richtung eines Systems fortschreitender Planwirtschaft und einer neuen Form bürokratischen Staatskapitalismus`.
Die quantitativen Lockerungen der Zentralbanken haben staatliches Kapital in die Wirtschaft gepumpt und wurden dazu verwendet, übergrosse Staatsausgaben zu finanzieren. In den USA werden Billionen freigemacht, um Wähler zufriedenzustellen und überhöhte Staatsausgaben zu finanzieren. Das gesamte regulatorische Gefüge in Europa führt zu immer mehr staatlicher Planung. Nachhaltigkeit ist wichtig, aber die EU-Taxonomieverordnung wie auch die Mindestbesteuerung führen zu einer überdimensionierten Planwirtschaft und erinnern fast an sowjetische Fünfjahrespläne. Doch solche Pläne sind kaum erfolgreich, da die Realität anders aussieht und diese Pläne wenig Flexibilität zulassen. Der preussische Stratege Graf von Moltke sagte einst: «Jeder Kriegsplan endet mit der ersten Feindberührung.»
Die EU-Taxonomieverordnung ist ein Plan, der nach der ersten Begegnung mit der Realität nicht die notwendige Flexibilität zeigen wird. Es braucht unternehmerische Entscheidungsfreiheit, etwas ändern zu können, und die ist nur in einer freien Marktwirtschaft möglich. Die grüne Politik Europas, die Taxonomie und die Mindestbesteuerung sind protektionistische Massnahmen, mit denen Europa versucht, seine Regeln weltweit durchzusetzen. Diese Regeln ähneln leider einer neuen Form von
Staatskapitalismus. Die Lösung läge darin, der Welt wieder mehr Freiheit zuzugestehen und sich die Vorteile ins Bewusstsein zu rufen, die sich aus einer freien globalen Marktwirtschaft und einer liberalen Ordnungspolitik ergeben. Das würde bedeuten, dass ein Staat sich auf seine wesentlichen Funktionen beschränkte.
Leider scheint der Weg ausgeschlossen. China verfällt dem Marxismus und versucht, seinen Einfluss weiter auszubauen. Ein geschwächtes Russland wird sich enger an China anlehnen. Die Planwirtschaft in der EU und den USA wird negative Konsequenzen für die westlichen Wirtschaften haben und den europäisch-amerikanischen Block schwächen, Schwellenländer werden allein gelassen und werden unter den Spannungen der beiden Blocks Russland-China und Europa-USA leiden.
Die Welt ist voller Unsicherheiten, was sich am vergangenen Jahrzehnt beispielhaft darlegen lässt: Auf die Finanzkrise folgten die Euro-Krise und die Krise der politischen Institutionen. Es kamen die Krim-Annexion und Flüchtlingsbewegungen aus Syrien und Afrika. Corona folgte und kaum scheint die Pandemie unter Kontrolle, stehen wir in Europa einem Krieg gegenüber, der viele Unwägbarkeiten mit sich bringt. Welche Rolle langfristiges Denken in einem solchen Umfeld spielt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Das internationale Währungssystem ist ein Spiegelbild von Unsicherheiten. Kaum eine Währung wurde nicht durch politisch motivierte, überhöhte Ausgaben innerhalb von Jahrzehnten inflationiert. Notenbankinterventionen brachten gewisse Währungen in ein neues Gleichgewicht, in jedem Fall aber
mündet währungs- und fiskalpolitische Unverantwortlichkeit in Inflation und Währungsreformen, die Vermögenswerte schwinden lassen. Eine Ausnahme bildet der Maria-Theresien-Taler, eine Silbermünze der Habsburgermonarchie, die bis in den arabischen und afrikanischen Raum gehandelt wurde und durch den stabilen Feingehalt und die einzigartige Prägung überzeugte. Der Taler, geprägt durch die österreichische Münze, erfreut sich heute grosser Sammlerbeliebtheit und ist ein Werterhaltungsmittel.
Das Grundproblem liegt in der Fehldeutung von Geld. Geldschöpfung, um exzessive Staatsausgaben zu decken, führt zwangsläufig zu einer Entwertung. «Cash is king» gilt schon lange nicht mehr. Deshalb sieht sich die Welt einmal mehr in einer vertrackten Situation, und wie so oft kommt ein Problem nicht allein. Lieferengpässe sind die Folge von politischen Verwerfungen und planwirtschaftlichen Exzessen, aber auch von Massnahmen infolge der Pandemie. Güterverknappung führt zu enormen Preisanstiegen, die jahrelang ausufernde Geldmengenausweitung von Notenbanken hat eine gewaltige Inflation in Anlagewerten wie Immobilien und Unternehmensbeteiligungen verursacht. Die staatliche Ausgabenpolitik und das unverantwortliche Prinzip der Notenbanken, Staatsdefizite abzudecken, schwappt jetzt auf Konsumentenpreise über. Zeitgleich verstärkt der Ukraine-Konflikt Knappheit auf den Agrarmärkten und Preisanstiege im Lebensmittel-, Rohstoff- und Energiebereich.
Wie gehen Menschen, die Stabilität und Sicherheit als Grundbedürfnisse sehen, damit um? Ausgedrückt in Anlehnung an den US-Ökonomen und Wirtschaftshistoriker Douglass C. North, der sich mit der Theorie der rationalen Entscheidungen befasste: In einer Welt voller Unsicherheit muss man eine Menge Dinge ausprobieren und dabei hoffen, dass einige davon auch funktionieren. Zu diesem «Ausprobieren» gehört ein langfristiges, vorausschauendes Denken. Denn was nützt es, wenn man Dinge ausprobiert, ohne den langfristigen Zweck und Nutzen zu hinterfragen? Da die öffentliche Hand meist wenig verantwortungsvoll mit Vermögen umgeht, liegt es am Einzelnen, dies zu tun. Privatvermögen ist wichtig für wirtschaftliches und gesellschaftliches Wohlergehen. Leider hat der Luxus der Wohlfahrtsstaaten eine Mehrheit dazu verleitet, langfristiges Denken als Angelegenheit des Staats zu sehen. Doch die Welt, wie sie sich heute zeigt, wird diese Haltung verändern.
Langfristiges Denken spiegelt Liechtensteins DNA wider. Das Land ist klein und kann nicht auf einen grossen Binnenmarkt oder eine Notenbank zählen. Es muss seit jeher verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen, entsprechend umsichtig agiert der Staat. Der Finanzplatz befolgt internationale Standards zu Compliance und Sorgfaltspflichten, die Akteure orientieren sich am europäischen Werte- und Rechtssystem, gleichzeitig bleibt man den über Jahrzehnte hinweg aufgebauten Kompetenzen treu: Kundenvermögen zu schützen und langfristig zu erhalten. Die Treuhandbranche bildet hier den zentralen Pfeiler. Der Aufbau, die Implementierung und Verwaltung von Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts und andere Gesellschaftsformen legen die Grundlage für eine langfristige Vermögensverwaltung. Langfristiges Denken ist für Liechtenstein seit jeher eine Selbstverständlichkeit und wird sich einmal mehr als Erfolgsrezept in diesen schwierigen Zeiten beweisen.
Jeder durch Kreditausweitung erzeugte Boom mündet in eine Korrektur. Statt diese Kur hinauszuzögern, wäre es ratsamer, kontrolliert im staatlichen und im supranationalen Bereich die Ausgaben zu kürzen. In seinem in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft (www.fuw.ch) erschienen Kommentar zeigt S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein die Gründe auf.
Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder ein tragisches Geschick. Sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen» – so bezeichnete Ludwig Erhard einst das kontraproduktive Wirken einer selbstbezogenen, marktfernen Politik. Eine präzise Feststellung, die der deutsche Nachkriegs-Wirtschaftsminister da unbeabsichtigt für unsere aktuelle Situation lieferte.
Die westlichen Zentralbanken sind längst nicht mehr Hüter von Geldwert und Preisstabilität, sondern beweisen sich als Financiers einer kurzsichtigen staatlichen Ausgabenpolitik. Was Erhard als «verbrecherisch» bezeichnete, verdeutlicht sich heute in der Art und Weise, wie die Regeln einer gesunden Haushaltspolitik mutwillig missachtet werden. Mit der extrem lockeren Geldpolitik verstossen die Europäische Zentralbank EZB und das amerikanische Federal Reserve Board immer wieder gegen die Prinzipien einer unabhängigen Notenbankpolitik.
Sowohl die USA als auch die Eurozone sehen sich einer markant zügig voranschreitenden Inflation gegenüber, und dennoch zeigen sich die Zentralbanken nur zögerlich in der Abkehr ihrer Geldpolitik. Warum? Die Inflation im Konsumgüterbereich zeigte sich bis dato eher geringfügig, weil die Produktivität in den Produktions- und den Dienstleistungssektoren extrem stark gestiegen ist, wodurch die Kosten gesenkt werden konnten und dadurch, im Rahmen des Wettbewerbs, auch die Preise.
Im Bereich der Wertanlagen (Immobilien, Aktien, Unternehmensbeteiligungen etc.) hingegen ist die Inflation bereits seit einigen Jahren enorm, hauptsächlich verantwortet durch die andauernde Niedrigzinspolitik. In den USA werden zudem billionenschwere Infrastruktur- und Sozialprogramme von Präsident Biden das Angebot im Dienstleistungs- und im Produktionsbereich drosseln, weil viele Personen – verleitet durch die neuen Sozialprogramme – nicht mehr zur Arbeit zurückkehren. Besonders Bidens Sozialprogramm wird ein kräftiger, jetzt noch unterschätzter Inflationstreiber sein.
Zudem zeigen sich die durch die Coronapandemie ausgelösten Unterbrüche in den Lieferketten als inflationstreibend, auch wenn Zentralbanken dies als «kurzfristigen Effekt» abtun wollen. Dazu wiederum ein Blick auf die USA, die bspw. sehr stark auf Importe aus Übersee angewiesen sind. Dort stauen sich die Container in und vor den Häfen von San Diego und Los Angeles, den Kernzonen der internationalen Importverschiffung. Der Grund liegt darin, dass es an Lastwagenfahrern mangelt, was sich u. a. auf Bidens Sozialprogramm zurückführen lässt. Dieses Problem steht auch Europa bevor. Der Hauptanteil der Schwertransporte in Europa wird durch Fahrer aus Mitteleuropa – hauptsächlich Polen, Ungarn und der Slowakei – ausgeführt.
Gleichzeitig fordern aber die deutsche und die französische Politik seit geraumer Zeit von eben diesen Ländern, dass die dortige Politik ein äquivalentes Sozialsystem einführt mit der Konsequenz, dass die Dienstleistungsfreiheit im Binnenmarkt verletzt wird. Weiter führt dies zu grossen Schäden im Transportwesen in ganz Europa. Damit provozieren Deutschland und Frankreich mutwillig Lieferengpässe und eine weitere Inflation der Konsumentenpreise.
Ein weiterer Inflationstreiber ist die seit Jahren anhaltende Regulierungs- und Gesetzesflut, auch wenn viele dies nicht wahrhaben wollen. Je mehr Gesetze und Regulierungen berücksichtigt werden müssen, desto mehr steigt der unproduktive administrative Aufwand. Er erhöht die Kostenstruktur in etlichen Branchen um ein Vielfaches, mit dem Effekt, dass die Kosten letztlich an Konsumenten und Abnehmer weitergegeben werden (müssen). Zudem erschwert ein immer enger werdendes Korsett an Vorschriften den Innovationsgrad. Denn wie soll Innovation entstehen, wenn wenig Freiraum dafür besteht?
Der beratende Wirtschaftssektor mit den grossen Beratungsunternehmen und Anwaltskanzleien ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, ebenso wie der Anteil der Arbeitnehmer wächst, die im Bereich der öffentlichen Hand tätig sind. Dadurch findet schleichend eine wesentliche Verlagerung weg vom produzierenden und dienstleistenden Gewerbe statt. Das heisst, für die Erzeugung von Produkten und Dienstleistungen gibt es immer weniger Personal, gleichzeitig steigt der Anteil der Personen, die die Kaufkraft für eben diese Produkte und Dienstleistungen haben. Dieses Ungleichgewicht wirkt ebenfalls als Inflationstreiber.
In der Theorie könnten die Zentralbanken nun eine Zinserhöhung und Geldverknappung anpeilen, doch die Schuldenproblematik etlicher Staaten – die eben gerade aufgrund der jahrelangen Niedrigzinspolitik der Zentralbanken keine strukturellen Reformen unternehmen mussten, um ihren Haushalt zu sanieren – erweist sich nun als das grösste Hindernis. Denn Zinserhöhungen und Geldverknappung würden zu einer faktischen staatlichen Zahlungsunfähigkeit führen und die moderne Geldtheorie (MMT) ad absurdum führen, einen Versuch, den Grimm’schen Goldesel Realität werden zu lassen. Welche Möglichkeiten verbleiben demnach noch?
Kanada führte vor etlichen Jahren eine höchst erfolgreiche Reform durch, mit der der Staatshaushalt nachhaltig saniert wurde. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Verschlankung des Verwaltungsapparats und dem Einsatz der freigewordenen Arbeitskräfte in produktiven Sektoren. Zudem verpflichtete sich der Staat, jedem Dollar an Steuererhöhung zwei an Einsparung entgegenzusetzen. Dass eine solche Reform heute aber überhaupt möglich wäre, ist sehr zu bezweifeln. Denn Reformen zwingen zu Einsparungen, die sich wiederum negativ auf die Wählergunst auswirken könnten. Eine schwere Krise mit allen daraus entstehenden Kollateralschäden wie einer mehr oder minder schweren Inflation, Staatsbankrotten und völlig zentralisierter Staatswirtschaft wird wohl wahrscheinlicher sein. Wir sollten uns auf Verluste einstellen, die breite Bevölkerungsschichten treffen werden, mit gravierenden Auswirkungen auf die Parteienlandschaft und das westliche Demokratiesystem.
Ludwig von Mises warnte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor den Verlockungen einer quantitativen Lockerung zur Ausweitung der Geldmenge. In einem seiner Hauptwerke hielt er dazu fest, dass das wiederkehrende Auftreten von Boomperioden mit nachfolgenden Depressionsperioden das unvermeidliche Ergebnis eines sich ständig wiederholenden Versuchs sei, den Marktzins durch Kreditexpansion zu senken. Er betonte, dass es keine Möglichkeit gebe, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt worden sei. Was sagt uns das? Auf eine Boomphase muss eine Korrekturphase folgen. Je länger diese aber hinausgezögert wird, desto schmerzlicher wird der Bereinigungsprozess. Deshalb wäre es ratsamer, eine Korrekturphase freiwillig und kontrolliert einzuleiten, als zu warten, bis das System unkontrolliert kollabiert. Dies ist heute nur möglich durch Einsparungen im staatlichen und im supranationalen Bereich.
Man könnte etliche Gesetze streichen, den Verwaltungsapparat gesundschrumpfen, die staatliche Kontrolle über die Notenbanken einschränken (Kryptowährungen sind ein Symptom für den Bedarf an geeigneten Alternativen) und unpopuläre, aber wirksame Schuldenschnitte durchführen, gekoppelt an echte Reformbestrebungen. Man könnte, wenn man denn wollte. Doch es sind wohl bereits Dimensionen erreicht, dass der Mut zu solchen Schritten schlichtweg verloren gegangen ist.
In der westlichen Welt lässt sich eine zunehmend eigentumsfeindliche Einstellung beobachten. Die idealisierte Vision einer „sharing economy“ greift um sich, in der ein jeder ohne eigenes Zutun vom Wohlstand, Einkommen und Eigentum des Einzelnen profitieren kann und Besitz zum Allgemeingut wird. Wohin wird uns das Ganze führen? Welchen Einfluss wird dieses Streben nach einer Vergemeinschaftung von Vermögen haben?
In diesem Beitrag, der bei Trusts & Trustees erschienen ist, skizziert S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein die Risiken aber auch die Chancen, die damit einhergehen, sowie die Herausforderung für die Treuhandbranche.
Der Begriff Nachhaltigkeit bestimmt derzeit die öffentliche Diskussion wesentlich mit. Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sind dabei zum zentralen Dreh- und Angelpunkt geworden. Politik und Unternehmen springen verstärkt darauf auf und betonen ihr Bekenntnis zu den UN-Nachhaltigkeitszielen, in vielen Fällen jedoch ohne konkret zu wissen, wie sie effektiv dorthin kommen. In seinem in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft (www.fuw.ch) erschienen Kommentar, beleuchtet S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein diese Entwicklung kritisch und verdeutlicht, dass eine effektive nachhaltige Entwicklung vor allem dann erreicht wird, wenn sie aus dem alltäglichen Handeln und dem Verständnis des Individuums entsteht.
Der Begriff Nachhaltigkeit hat in den vergangenen Jahren massiv an Zugkraft gewonnen. Mittlerweile bestimmt er die öffentliche Diskussion wesentlich mit, und die siebzehn Ziele der UNO-Agenda 2030 sind zum Dreh- und Angelpunkt für nachhaltiges Handeln geworden. Doch eigentlich ist der Begriff Nachhaltigkeit wesentlich älter und wurde bspw. im18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft geprägt: Nachhaltigkeit wurde zum Handlungsprinzip für die Waldbewirtschaftung erhoben, indem nur so viele Bäume gefällt werden durften, wie auch nachwachsen konnten. Damit sollte die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes gesichert werden, damit diese Ressource auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Nun springen Politik und Unternehmen verstärkt auf den Zug der Nachhaltigkeit auf und betonen ihr Bekenntnis zu den Uno-Nachhaltigkeitszielen, ohne in vielen Fällen jedoch konkret zu wissen, wie sie effektiv dorthin kommen. Sie preisen wohlklingende Begriffe an wie «klimaneutral» oder «CO2-neutral», bleiben aber eine genaue Inhaltsdefinition schuldig. Es bleibt unklar, anhand welcher Faktoren oder Massnahmen Produkte oder Dienstleistungen als nachhaltig eingestuft werden und welche Wirkung erzielt werden soll.
Damit kommen wir zum Problem: Wenn der Begriff Nachhaltigkeit in der breiten Öffentlichkeit als Worthülse ausgelegt wird, wird dieses wichtige Thema rasch wieder an Relevanz verlieren. In der Konsequenz wird der Weg der staatlichen Regulierung mit einer verallgemeinernden Verpflichtung beschritten werden, um das UNO-Nachhaltigkeitsbestreben durchsetzen zu können. Eine wirklich nachhaltige Entwicklung aber wird dann erzielt, wenn sie aus dem alltäglichen Handeln und Verständnis des Individuums heraus entstehen kann und nicht aufgrund internationaler Vorgaben oder staatlicher Gesetze und Verordnungen entstehen muss.
ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance), CO2-Reporting oder die siebzehn Uno-Nachhaltigkeitsziele sind gute Denkansätze und bieten hilfreiche Orientierung. Aber es ist zu vermeiden, dass sie früher oder später zu übertriebenen, nicht durchdachten und allgemeinverpflichtenden Standards und staatlichen Vorgaben in verschiedenen Bereichen des Umweltschutzes oder des Steuerbereichs avancieren, aus mehreren Gründen:
Die Regionen dieser Welt haben unterschiedliche Ausgangslagen mit wesentlichen geografischen, klimatischen, kulturellen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Abweichungen. Diese gilt es zu berücksichtigen, wenn wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit effektiv greifen soll. Uniforme Standards können solchen regionalen Unterschieden nicht gerecht werden. Eine übermässige Regulierung gefährdet Wertschöpfungsketten, den Kundenfokus und die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Basis, auf der Nachhaltigkeit überhaupt umgesetzt werden kann. Eine staatliche Lenkung führt unweigerlich zu einer Fehlallokation von Ressourcen. Dies gilt es im Hinblick auf eine gewünschte nachhaltige Entwicklung zu vermeiden. Überregulierung kann auch gesunde Innovation behindern bzw. zu schädlicher Konzentration führen, wie etwa Überkapazitäten in staatlich erwünschten Sektoren.
Ein Staat kann die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung setzen. Auch CO2-Zertifi-kate können verwendet werden. Nicht aber sollte der Staat eine nachhaltige Entwicklung verordnen. Jedoch könnte er mit gutem Beispielvorangehen, indem er seine über-dimensionierte Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft zurückfährt, sich auf seine Kernaufgaben besinnt und die Sicherheit sowie die marktwirtschaftliche Freiheit seiner Bürger gewährleistet. Dazu gehört auch, keine verantwortungslose und langfristig nicht tragbare Schuldenwirtschaft zu betreiben. Damit einher geht auch die Abkehr von übertriebenen Ausgaben unter dem Label «Green Economy», mit denen weniger ein grünes Wachstum gefördert als künftigen Generationen eine untragbare Schuldenlast aufgebürdet wird.
Auch Emotionalisierung, wie die der Energiewende in Deutschland, ist mit Blick auf effektives Nachhaltigkeitsbestreben kritisch zu sehen. Als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Fukushima 2011 beschloss die Bundesregierung, Atomkraftwerke schrittweise und so zügig wie möglich abzuschalten und eine grundsätzliche energiepolitische Wende zu vollziehen. Damit einher ging aber, dass Deutschland wieder verstärkt auf fossile Energien wie Kohlekraft und Erdgas setzen musste, um den Energieverbrauch zu Spitzenzeiten überhaupt stillen zu können. Die UNO-Nachhaltigkeitsziele proklamieren erschwingliche Energie für alle Menschen. Aus Angst und Populismus aber verhindert die Regierung den Einsatz von erschwinglicher und umweltschonender Kernenergie.
Nachhaltiges Finanzgebaren ist auch in Unternehmen wesentlich. In managementgesteuerten Gesellschaften wird kurzfristiger gedacht, angestellte Unternehmensleiter tragen nicht das Risiko des eigenen Vermögens. Ein Unternehmer hingegen steht in direkter Verantwortung gegenüber dem Unternehmen, den Stakeholdern und dem Umfeld, in das das Unternehmen eingebettet ist. Er denkt langfristiger. Gerade Familiengesellschaften wenden seit langem die Kombination wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit an, was auch solide Finanzen umfasst. Die von der UNO unterstützten Prinzipien für nachhaltiges Investieren (PRI, Principles for Responsible Investment) sind ein guter und wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Verantwortungsvolles Investieren muss aber Hand in Hand gehen mit nachhaltigem Handeln. Geld oder Vermögen allein leistet keinen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern vielmehr die Art und Weise, wie es eingesetzt wird und welcher Nutzen sich damit erzielen lässt. Rendite für Investoren bildet dabei die eine Seite, zugleich eine positive Wirkung für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft zu erzielen, die andere. Insbesondere Vermögen ist dann nachhaltig, wenn es langfristig und zweckgebunden eingesetzt und über mehrere Familiengenerationen erhalten wird.
Globales Nachhaltigkeitsbestreben kann nur dann effektiv greifen, wenn es sich nahe an den realen Gegebenheiten bewegt, regionale Unterschiede berücksichtigt, vom Individuum im alltäglichen Handeln erwirkt wird und nicht in einer staatlichen Bevormundung mündet. Eine zu starke Regulierung verunmöglicht Schumpeters kreative Zerstörung und hinterlässt langfristig mehr verbrannte Erde als eine prosperierende und nachhaltig agierende Gesellschaft und Wirtschaft. Die Krux an der Nachhaltigkeit liegt darin, dass sich Nachhaltigkeit unter den Prämissen von freier Marktwirtschaft und Unternehmertum entwickeln können muss, was aber das Vertrauen in die Marktakteure voraussetzt. Auf Basis eines solchen, pragmatischen Ansatzes können die Uno-Nachhaltigkeitsziele zum Erfolg gebracht werden.
Liechtenstein ist ein gutes Vorbild in Sachen wirtschaftlicher, finanzieller, gesellschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit. Als Unikum in Europa hat es aufgrund einer sehr disziplinierten Haushaltspolitik keine Staatsschulden. Auch die Unternehmen sind solide finanziert. Bei den Banken gibt es viele gute Beispiele für solides Nachhaltigkeitsdenken, sowohl für Kunden als auch bei Investitionen. Der Treuhandsektor mit dem Stiftungswesen muss in Generationen denken und ist daher per se nachhaltig ausgerichtet.
Liechtensteins Finanzplatz nimmt seit vielen Jahren für sich in Anspruch, nachhaltig zu handeln. Doch wo steht der Finanzplatz Liechtenstein in Sachen Nachhaltigkeit tatsächlich? "Ich denke nicht, dass der liechtensteinische Finanzplatz anderen Finanzplätzen hinterherhinkt.", erklärt S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein im Interview mit dem Liechtensteinischer Volksblatt und erläutert, wie der liechtensteinische Finanzplatz Nachhaltigkeit konkret umsetzt. Ein lesenswertes Interview, das unter anderem aufzeigt, welchen Beitrag die liechtensteinische Treuhandbranche in Sachen Nachhaltigkeit leistet. Durch die Vermögensstrukturierung über Rechtsträger und die damit einhergehende zweckgebundene Vermögensausrichtung ebnet die liechtensteinische Treuhandbranche den Weg für eine nachhaltige Vermögensverwaltung und Vermögensveranlagung.
«Volksblatt»: Durchlaucht, im September 2015 verabschiedeten die Mitgliedsstaaten der UNO eine Agenda 2030 mit dem Ziel, eine nachhaltige Entwicklung anzustossen, die weltumspannend ist. Was sagen Sie dazu?
Prinz Michael: Ich denke, dass man erst einmal verstehen muss, woher der Begriff Nachhaltigkeit stammt. Ursprünglich wurde er im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum in der Forstwirtschaft geprägt. Um eine grössere Waldvernichtung vermeiden zu können, wurde Nachhaltigkeit damals zum Handlungsprinzip für die Waldbewirtschaftung erhoben. Es durften zum Beispiel nur so viele Bäume gefällt werden, wie auch nachwachsen konnten. Die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes sollte gesichert werden, damit diese Ressource auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Mittlerweile wird Nachhaltigkeit in einem viel weiteren Kontext gesehen. Unternehmen und die Wirtschaft an sich sind gefordert, mit den genutzten Ressourcen derart umzugehen, dass die Nachwelt nicht belastet wird. Dies gilt sowohl im ökologischen als auch im ökonomischen und sozialen Sinne. Darauf zielt auch die Agenda 2030 ab.
Ist ein globales Nachhaltigkeitsbestreben überhaupt umsetzbar und sinnvoll?
Ein globales Nachhaltigkeitsbestreben ist so lange als positiv zu werten, solange es nicht einer realitätsfernen Utopie nacheifert. In den diversen Regionen dieser Welt herrschen unterschiedliche Gegebenheiten vor und es gibt wesentliche geografische, klimatische, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Abweichungen, die es zu berücksichtigen gilt. Was beispielsweise für Europa funktioniert, funktioniert nicht automatisch auch für Südamerika. Man muss also achtgeben, dass das globale Nachhaltigkeitsstreben nicht in einer uniformen Bevormundung endet, die das Nachhaltigkeitsstreben wieder zunichtemacht.
Die Agenda 2030 wurde mit 17 konkreten Nachhaltigkeitszielen untermauert und weltweit sollen alle Länder dazu verpflichtet werden, diesen nachzukommen. Werden diese Nachhaltigkeitsziele bald zum internationalen Standard? Wie beurteilen Sie, als Verfechter einer liberalen Wirtschaft und Gesellschaft, dies?
Die Politik sollte sich etwas wieder verstärkt ins Bewusstsein rufen: Eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft bauen auf die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung des Einzelnen. Die Geschichte zeigt, dass gerade jene Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme die grössten Erfolge vorweisen konnten, die auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung bauten und kleinen Gebietskörperschaften, wie etwa den Gemeinden, den maximalen Handlungsspielraum einräumten.
Der verlockende Anreiz, auf die Nachhaltigkeitsziele allgemein verpflichtende Standards und Auf lagen folgen zu lassen, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Solange dabei regionale Besonderheiten berücksichtigt werden und die dezentrale Selbstbestimmung und Eigenverantwortung bewahrt bleiben, spricht wenig dagegen. Unvernünftig aber wäre, wenn Standards und Auf lagen darauf abzielten, eine zentrale Bürokratie zu fördern. Nachhaltigkeit muss individuell definiert und gelebt werden können, damit sie wirklich erfolgreich greifen kann.
Nicht nur die UNO-Mitgliedsstaaten streben nach einer nachhaltigeren und faireren Welt, auch WEF-Gründer Klaus Schwab schlägt mit seinem Buch «The Great Reset» in dieselbe Kerbe und spricht sich dafür aus, insbesondere kapitalistisch geprägte Gesellschaften schrittweise in Richtung mehr Gerechtigkeit und Gleichheit zu transformieren. Damit drängen sich mir zwei Fragen auf. Braucht es nicht einen gewissen «Kapitalismus», um die angestrebte Nachhaltigkeit überhaupt finanzieren zu können? Und wie kann nachhaltiges Handeln Gleichheit und Gerechtigkeit fördern?
Mit Blick auf Gleichheit und Gerechtigkeit herrscht ein grosses Missverständnis vor. Nehmen wir folgendes Beispiel her: Drei Personen unterschiedlicher Körpergrössen sollen über einen zwei Meter hohen Zaun blicken können. Man stellt ihnen im Sinne von Gleichheit und Gerechtigkeit drei gleich hohe Podeste zur Verfügung. Die erste Person kann damit wunderbar über den Zaun blicken und hat den vollen Überblick. Die zweite Person muss auf die Zehenspitzen stehen, damit sie über den Zaun blicken kann. Die dritte Person aber sieht noch immer nichts, weil die Podesthöhe in Anbetracht ihrer Körpergrösse keinen Gewinn bringt. Ist das nun gerecht? Es macht einen grossen Unterschied, ob man nach Gleichheit oder nach Chancengleichheit strebt! Chancengleichheit am vorgenannten Beispiel gäbe der kleinsten Person ein zusätzliches Podest, damit auch sie über den Zaun sehen kann.
De facto verhindert Gleichheit Chancengleichheit und damit die individuelle Freiheit. Gerechtigkeit und Gleichheit waren die zündenden Schlagworte im Marxismus und Leninismus. Und mich erschreckt es schon etwas, wie viel Aufwind diese Schlagworte in der Gegenwart gewinnen. Auch bezweifle ich, dass ein «Great Reset» die Welt zum Besseren wenden wird. Im Gegenteil, die Vergemeinschaftung von Eigentum und Vermögen, wie es im «Great Reset» angedeutet wird, hätte fatale Folgen.
Die Grundlage für eine aussichtsreiche Zukunft liegt darin, die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken. Der Mensch agiert am effizientesten, wenn er frei und selbstbestimmt leben muss und auch die Verantwortung für Eigentum trägt. Die Sowjetunion oder auch die DDR haben gezeigt, wohin das Gegenteil führt. Deshalb würde ich auch nicht von «Kapitalismus» sprechen, sondern von «Eigentumsrechten».
Welchen Beitrag könnte denn der Staat zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten?
Ein Staat könnte mit gutem Beispiel vorangehen, indem er beispielsweise seine überdimensionierte Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft zurückfährt und sich wieder auf seine ursprünglichen Kernaufgaben besinnt. Dies beinhaltet, die Freiheit und Grundrechte der Bürger zu wahren, dezentrale Einheiten wie Gemeinden und Kantone zu stärken und die innere und äussere Sicherheit des Landes zu gewährleisten.
Im Übrigen zählen auch Staatsbetriebe zu den Umweltsündern. Überlegen Sie einmal, wer an den grössten Braunkohlekraftwerken beteiligt ist? Oder welche ökologische Bilanz beim Mauerfall im Jahr 1989 nicht überzeugt hatte, jene der BRD oder der DDR?
Wenden wir uns nun Liechtenstein zu. Anlässlich der 300-Jahr-Feier veröffentlichte die Regierung ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht. Darin ist unter anderem festgehalten, dass die Regierung und der Finanzplatz beispielsweise mit der «Liechtenstein Initiative» einen bedeutenden Beitrag gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel leistet. Die von der UNO angestrebte Nachhaltigkeit geht aber weit über dieses Thema hinaus und mich würde interessieren, was Nachhaltigkeit für einen Finanzplatz wie dem liechtensteinischen überhaupt bedeutet?
Ein kleines Land wie Liechtenstein kann nicht in allen Bereichen tätig werden, deshalb ist die Fokussierung auf Einzelthemen zielführend. Die «Liechtenstein Initiative» ist ein sehr wichtiger Beitrag, den das Land leistet. Sklaverei und Menschenhandeln sind schreckliche Vergehen an der Würde und Freiheit des Menschen.
Im internationalen Kontext ist der liechtensteinische Finanzplatz ein Nischenplayer auf dem Gebiet der strategischen Vermögensberatung, der langfristigen Vermögensplanung und dem generationenübergreifenden Erhalt von Vermögen und Werten. Dieser Ansatz an sich setzt bereits Nachhaltigkeit voraus und wird von den drei Werten Stabilität, Effizienz und Innovation untermauert. Kapitalmärkte hatten immer schon die Funktion, erspartes Vermögen derart anzulegen, dass es wirtschaftlich den grössten Nutzen erbringen kann. Das beinhaltet eben nicht nur, Renditen für Investoren zu erzielen, sondern Vermögen auch so einzusetzen, dass es positive und messbare wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen hat. Dazu zählen auch Impact Investing und Philanthropie.
Kurzum bedeutet Nachhaltigkeit für einen Finanzplatz wie dem liechtensteinischen, dass die langfristige Nischenstrategie konsequent weiterverfolgt wird und die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sich in den unterschiedlichen Vermögensveranlagungen widerspiegelt. Die modernen Technologien ermöglichen zudem, den Nachhaltigkeitsanspruch noch besser zu überprüfen und transparenter zu machen. Meines Erachtens kann der liechtensteinische Finanzplatz seinen Wettbewerbsvorteil stärken, wenn er seine Leistungen in Innovation und Effizienz zeigt und damit zusammenhängend die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit stärker kommuniziert und nach aussen trägt.
Worin sehen Sie die grössten Chancen in naher Zukunft für den Finanzplatz Liechtenstein?
Liechtenstein verfügt über Rahmenbedingungen, die für eine nachhaltige Entwicklung Grundvoraussetzung sind und von denen der Finanzplatz profitiert. Diese liegen zum einen in der andauernden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stabilität, in den kurzen und effizienten Wegen und der geringen Bürokratie sowie in der Tatsache, dass Liechtensteins Staatshaushalt schuldenfrei ist. Schuldenfrei bedeutet nachhaltig. Nicht umsonst erhält Liechtenstein seit vielen Jahrzehnten konstant ein AAA-Rating. Zum anderen weist Liechtenstein einen guten Branchenmix und eine breit diversifizierte Wirtschaftsstruktur auf.
Der Anteil der verarbeitenden Industrie in Liechtenstein ist sehr hoch, was für eine langfristig positive Wirtschaftsentwicklung essenziell ist. Die meisten europäischen Länder und auch die USA werden hier langfristig in grosse wirtschaftliche Probleme laufen, weil der Anteil der verarbeitenden Industrie geschrumpft ist und eine zu starke Auslagerung stattgefunden hat. Im Weiteren denkt der liechtensteinische Finanzplatz in Generationen, das ist gelebte Nachhaltigkeit.
Die Treuhandbranche ist hier ein zentraler Pfeiler, denn der Auf bau, die Implementierung und Verwaltung von Vermögensstrukturen über Rechtsträger wie Stiftungen, Trusts und andere Gesellschaftsformen legen die Grundlage für eine langfristige Vermögensverwaltung. Zudem lässt sich feststellen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität im vergangenen Jahrzehnt wieder stark an Bedeutung gewonnen hat.
Auch das im 2019 verabschiedete «Blockchain-Gesetz» bietet grosse Chancen und beweist die Innovationsfähigkeit Liechtensteins. Liechtenstein ist das erste Land auf der Welt, das den Token, der ein digitales Abbild von Eigentumsrechten und anderen Rechten darstellt, juristisch definiert und damit Rechtssicherheit geschaffen hat. Die damit verbundene Digitalisierung des Wirtschaftssystems eröffnet dem Finanzplatz viele Möglichkeiten.
Und worin liegen die grössten Herausforderungen?
Eine grosse Herausforderung liegt sicherlich in der Regulierungsflut, die uns in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes überschwemmt hat. Die Akteure müssen sich natürlich regelkonform verhalten, gleichzeitig aber den mit den Regulierungen einhergehenden Kostendruck in Grenzen halten und dürfen auch den Kundenfokus nicht aus den Augen verlieren. Für Kunden sind regulatorische Auf lagen lediglich ein Nebeneffekt, um den sich ein Finanzplatzakteur zu kümmern hat. Eine übermässige Regulierung gefährdet Wertschöpfungsketten, den Kundenfokus und die Wettbewerbsfähigkeit an sich und damit die Basis, auf der Nachhaltigkeit überhaupt umgesetzt werden kann.
Eine weitere Herausforderung sehe ich in der schwierigen Lage, in der sich die Weltwirtschaft befindet. Geopolitische Spannungen und Protektionismus nehmen zu, die weltweiten Staatsschulden bewegen sich in schwindelerregenden Höhen, der Ruf nach einer Vergemeinschaftung von Vermögen gewinnt an Kraft und stimuliert soziale Unruhen. Für Finanzplatzakteure bedeutet dies, damit zusammenhängende Folgen vorauszusehen und daraus die richtigen Schlüsse für ein betreutes Kundenvermögen zu ziehen. Dies bedingt ein umfassendes Know-how und Verständnis bei den Mitarbeitenden. Jedoch sehe ich diese Herausforderungen auch als Chance an und Liechtenstein kann durch Konformität auch die Wettbewerbsfähigkeit untermauern.
Andere Finanzplätze wie beispielsweise Luxemburg sind in Sachen Nachhaltigkeit schon viel weiter fortgeschritten und weisen klare Strategien aus, wie sie ihre Finanzindustrie ausrichten wollen. Hat der liechtensteinische Finanzplatz hier seine Chancen vertan?
Ich denke nicht, dass der liechtensteinische Finanzplatz anderen Finanzplätzen hinterherhinkt. Was bedeutet «klare Strategien»? Ein professionell auf bereitetes Strategiedokument, das der Öffentlichkeit präsentiert wird? Die Kunst einer Strategie liegt meines Erachtens in ihrer Umsetzung und darin, einen Gleichklang zu erzielen, der zu Stärke und Glaubwürdigkeit verhilft. Liechtensteins Finanzplatz erzielt diesen Gleichklang, indem er Nachhaltigkeit auf den drei Ebenen ökonomisch, sozial und ökologisch lebt.
Der Finanzplatz ist auf einem guten Weg und wahrscheinlich muss er einfach offensiver kommunizieren, dass die Finanzplatzakteure verantwortungsbewusst handeln und sich mit Blick auf Compliance und Sorgfaltspflicht hohen ethischen Standards verpflichtet haben. Oder dass der Erfolg des heimischen Finanzplatzes mit einer hohen Innovationskraft und Veränderungsbereitschaft zusammenhängt. Das Dienstleistungsangebot des Finanzplatzes ist breit gefächert und ermöglicht erstklassige Vermögenslösungen, mit denen Vermögen über Generationen gesichert werden kann. Das ist Nachhaltigkeit in all ihren Facetten.
Welchen konkreten Beitrag kann Liechtenstein Finance, als Dreh- und Angelpunkt für die Finanzplatzkommunikation, hier leisten? Wie genau wollen und können sich der Finanzplatz und seine Akteure in der «Nachhaltigkeitsarena» künftig positionieren?
Liechtenstein Finance ist das gemeinsame Sprachrohr des Finanzplatzes. Alle Finanzplatzakteure und die Regierung stehen hinter Liechtenstein Finance. Liechtenstein Finance hat zur Aufgabe, das Finanzplatzprofil im In und Ausland zu schärfen. Zudem versteht sich Liechtenstein Finance als Dreh und Angelpunkt in der Umsetzung der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele und Prinzipien für verantwortungsbewusstes Investieren.
Liechtenstein Finance wird im In und Ausland laufend über die erreichten Meilensteine informieren . Liechtenstein Finance kann wesentlich dazu beitragen, die internationale Position des liechtensteinischen Finanzplatzes zu festigen. Aber auch die einzelnen Finanzplatzakteure müssen ihren Beitrag leisten, damit der Finanzplatz langfristig positioniert werden kann, und das tun sie auch.
Birgt Nachhaltigkeit auch Reputationsrisiken für den Finanzplatz?
Liechtensteins Finanzplatz lebt Nachhaltigkeit auf den drei Ebenen ökonomisch, sozial und ökologisch. Deshalb sollten wir Nachhaltigkeit als positiven Reputationstreiber werten und weniger als ein mögliches Reputationsrisiko betrachten.
Erste liechtensteinische Banken haben inzwischen die von der UNO unterstützten Prinzipien für nachhaltiges Investieren, kurz PRI genannt, unterzeichnet. Würden Sie dies als einen Schritt in die richtige Richtung bezeichnen?
Das ist ein guter und wichtiger Schritt auf einem bereits beschrittenen Weg. Verantwortungsvolles Investieren ist eng mit nachhaltigem Handeln verbunden und gerade unser Finanzplatz kann hier eine grosse Erfahrung nachweisen, sprich in der Strukturierung und nachhaltigen Veranlagung von Vermögenswerten. Nun kommen die ökologische und soziale Verantwortung hinzu. Liechtenstein und der Finanzplatz sind bestens geeignet, hier eine führende Rolle einzunehmen und die vorhandenen Kompetenzen auszuspielen und weiter auszubauen.
Wie kann Geld oder eine nachhaltige Veranlagung des Geldes das Klima oder die Umwelt retten?
Geld selbst kann keinen Beitrag leisten. Es ist ein reines Tausch und Wertaufbewahrungsmittel. Aber die Art und Weise, wie Geld in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt eingesetzt wird, kann wesentlich dazu beitragen, dass die Umwelt weniger belastet wird, was auch Einfluss auf Klimaveränderungen hat. Der Wille in der liechtensteinischen Bevölkerung ist gegeben, vorsichtiger und bewusster mit Ressourcen wie Wasser, Natur, Infrastruktur etc. umzugehen. Darauf zielen die Nachhaltigkeitsziele ab. Und durch Impact Investing wird dies verstärkt.
Wichtig in dem Ganzen ist, dass eine nachhaltige Veranlagung von Geld zielorientiert und pragmatisch geschehen kann und nicht von zu strikten Standards und Auf lagen verunmöglicht wird. Regionale Unterschiede müssen berücksichtigt werden. Sicher nicht nachhaltig ist das unlimitierte Schuldenmachen unter dem Schlagwort «Green Economy». Das Argument, damit das Klima für künftige Generationen zu retten, hinkt und die Schulden werden zu einer immensen Belastung für die junge Generation.
Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich dann erzielen, wenn sie organisch wachsen und aus dem alltäglichen Handeln der Bevölkerung heraus entstehen kann.
Nun können Banken beispielsweise die Nachhaltigkeit ihrer Produkte relativ gut messbar und sichtbar machen. Wie aber steht es um die Treuhandbranche, wie kann sie im Nachhaltigkeitsbereich mitziehen? Oder steht die Branche dem Ganzen aussen vor?
Vermögen ist dann nachhaltig, wenn es langfristig erhalten und vermehrt werden kann und einem bestimmten Zweck entsprechend eingesetzt wird. Im Mittelpunkt einer treuhänderischen Betrachtung stehen nicht nur materielle Vermögenswerte, sondern auch immaterielle und insbesondere die langfristigen Vorstellungen der Kunden, die in vielen Fällen mehrere Familiengenerationen berücksichtigen.
Die liechtensteinische Treuhandtätigkeit spielt sich dann in vier Bereichen ab: erstens die zukunftsgerichtete Vermögensstrukturierung über Rechtsträger; zweitens die generationenübergreifende Vermögensbetreuung; drittens eine nach nachhaltigen Kriterien erfolgende und statutenkonforme Vermögensveranlagung; viertens der zweckkonforme Vermögenseinsatz. Das ist Nachhaltigkeit in einer sehr reinen Form. Es berücksichtigt zudem die drei Ebenen ökonomisch, sozial und ökologisch, die notwendig sind im langfristigen, generationenübergreifenden Denken und auch im philanthropischen Sektor eine grosse Rolle spielen.
Die treuhänderische Tätigkeit mess- und sichtbar zu machen, ist in der Tat schwierig. Im jährlichen Rechenschaftsbericht der Regierung scheint zwar auf, wie sich die Anzahl der Rechtsträger entwickelt. Dies sagt jedoch nichts über das effektive Vermögensvolumen in den Rechtsträgern aus. Anders als bei Banken lässt sich dieses auch nicht einfach beziffern, da in Vermögensstrukturen unterschiedlichste Vermögenswerte enthalten sind, die nicht immer mit einer Wertangabe versehen werden können.
Wir haben nun viel über Nachhaltigkeit und den Finanzplatz diskutiert. Zum Schluss würde ich gerne von Ihnen wissen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich, sowohl im privaten Bereich als auch in Ihrer Rolle als Unternehmer?
In meiner Familie spielte Nachhaltigkeit immer schon eine wesentliche Rolle. Schon meine Eltern achteten sehr darauf, Autos zu fahren, die mit wenig Benzin auskamen. Die Haltung hat mich bis heute geprägt. Zudem bin ich Teil einer Nachkriegsgeneration und in meiner Kindheit waren Produkte alles andere als im Überfluss vorhanden. Deshalb mussten wir sehr sorgsam mit allem umgehen und das tun wir auch heute noch.
Als Kind erschreckte mich auch, wie schmutzig teilweise die Flüsse waren und wie wenig Augenmerk man in Europa auf deren Reinhaltung legte. Die Marktwirtschaft trug hier wesentlich dazu bei, dass die europäischen Flüsse heute weitgehend sauber sind. Im Weiteren hat unsere Familie Forstbesitz, den wir wirtschaftlich nutzen und sehr naturnah führen.
Nachhaltigkeit als Handlungsprinzip ist für unsere Familie seit jeher eine Selbstverständlichkeit.
Zu guter Letzt noch eine Bitte: Beschreiben Sie den liechtensteinischen Finanzplatz aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit mit drei Stichworten.
Authentizität, Verlässlichkeit, Langfristigkeit. Das heisst, der liechtensteinische Finanzplatz ist dann nachhaltig, wenn er authentisch bleibt, weiterhin verlässlich agiert und seinen langfristigen Ansatz fortführt.
Das neue Antlitz des Sozialismus lautet der Titel des jüngsten Artikels von S.D. Prinz Michael von Liechtenstein. China entwickelt sich ganz offensichtlich zu einem digitalen Überwachungsstaat, und der Westen ist sehr besorgt ob dieser Entwicklung. Aber was ist mit dem Westen? Favorisiert er nicht selbst eine bürokratisch-technokratische Staatsform, die nach der gläsernen Gesellschaft strebt? S.D. Prinz Michael von Liechtenstein identifiziert die wesentlichen Faktoren, auf die der Westen sich konzentrieren sollte, um Chinas Hegemonialbestrebungen abwehren zu können. Der Artikel ist erschienen in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft www.fuw.ch.
Der Überwachungsstaat gedeiht nicht nur in China, sondern auch in westlichen Demokratien. Um Pekings Hegemoniestreben abzuwehren, braucht es eine Rückorientierung auf Freiheitlichkeit. MICHAEL VON LIECHTENSTEIN
Auf Chinas Territorium werden Bürger auf Schritt und Tritt beobachtet und von öffentlichen Überwachungskameras analysiert, die zu detaillierten Bewegungs- und Verhaltensprofilen verhelfen. Automatisierte Drohnen agieren als Informanten. Gesichtserkennungsprogramme unterstützen eine ausgefeilte Klassifizierung in Schulen, Einkaufsläden, Sportzentren etc. Nahezu jede Ecke des Privaten wird durchleuchtet und mit dem Sozialkreditsystem bewertet. Wer sich im Sinne des Systems verhält, erhält attraktive Vorteile und erweitert seinen persönlichen Entwicklungsspielraum, indem bessere Ausbildungsmöglichkeiten, attraktivere Jobs, ansprechendere Wohnmöglichkeiten, die freie Nutzung öffentlicher Einrichtungen etc. zugänglich werden. Steht jemand aber in Misskredit, dann winken Sanktionen, die sich negativ auf den persönlichen Bewegungs- und Handlungsspielraum auswirken.
Die Idee dieses Sozialkreditsystems, das in Form eines zentralen Registers geführt wird und in Zukunft auch für jeden Einzelnen einsehbar werden soll, ist die Konditionierung der Bürger zu Good Citizens, die sich diszipliniert und systemkonform verhalten.
Fast könnte man meinen, George Orwell habe mit seinem Roman «1984» Chinas Staatsmacht ungewollt einen Masterplan zur Verfügung gestellt. Interessanterweise werden die Massnahmen vom Grossteil der chinesischen Bevölkerung gutgeheissen. Das Ganze wird als Antikorruptions- oder Transparenzkampagne aufgezogen und kommt in Chinas Bevölkerung, die bereits an Unfreiheit und staatliche Bevormundung gewöhnt ist, gut an. Sie erhält das Gefühl, dazu beizutragen, dass Miss- und Vetternwirtschaft, kriminelle Machenschaften und andere Widrigkeiten des Lebens eingedämmt werden. Schliesslich gibt es ja auch keinen Grund, weshalb ein Good Citizen dem widersprechen sollte, denn er hat ja schliesslich nichts zu verbergen.
China verknüpft die Möglichkeiten zur umfassenden Datensammlung gekonnt mit denen künstlicher Intelligenz und ist auf dem besten Weg zum digitalen Superstaat. Der Westen echauffiert sich darob und beobachtet die Entwicklungen mit Unbehagen, denn China baut seine Hegemonialbestrebungen mit beeindruckender Beharrlichkeit aus und lässt nicht mit sich diskutieren. So lautet der Tenor im Westen, dass Chinas System verwerflich und unvereinbar mit dem westlichen Wertesystem sei. Aber sind wir wirklich besser unterwegs?
Im privaten Bereich werden persönliche Vorlieben preisgegeben, im Austausch für ein paar Rabattgutscheine. Im Internet wird bereitwillig auf den Einwilligen-Button geklickt, um bequem weitersurfen zu können. Einverständniserklärungen zum Umgang mit den eigenen Daten werden grosszügig unterzeichnet, ohne zu hinterfragen, was mit den Daten passiert. Gerade die EU sieht sich mit ihrer Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) als führend auf dem Gebiet des Datenschutzes. Interessanterweise kann sie aber durch Spezialgesetze ausgehebelt werden. Man rufe sich etwa das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung in Erinnerung, das laut dem Europäischen Gerichtshof gar nicht zulässig ist. Gespeichert auf Vorrat wird trotzdem weiterhin. Auch der Zahlungsverkehr Privater wird nachverfolgt und ein zentrales Kontenregister umgesetzt, ganz zu schweigen von den Contact-Tracing-Apps, die im Zuge von Covid-19 eingeführt worden sind. Die EU-Kommission erwägt, die Möglichkeit zur verschlüsselten Kommunikation zu unterbinden. Ja, die EU entwickelt sich zu einem Überwachungsstaat.
China mag Orwells Dystopie nacheifern, der Westen favorisiert ein bürokratisch-technokratisches Staatsgebilde, in dem Eigenverantwortung und Selbstbestimmung ersetzt werden durch Kontrolle und Fremdbestimmung und in dem Transparenz hauptsächlich dazu dient, eine gläserne Gesellschaft zu erschaffen. Ähnlich wie in China wird der Weg dorthin als Kampf propagiert: gegen Terror, Korruption und kriminelle Machenschaften oder schlicht und einfach gegen ein Verhalten, das dem Kollektivismus abträglich ist. Eine breite Bevölkerungsschicht geht diesen Weg bereitwillig mit, denn schliesslich haben unbescholtene Bürger nichts zu verbergen. Seit geraumer Zeit werden Massnahmen, die tief in bürgerliche Rechte eingreifen, als nötig im Kampf gegen Covid-19 angepriesen; man denke an das Verbot der Versammlungsfreiheit oder die Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit. Ausserhalb des gesetzlichen Rahmens wird Covid-19 dazu verwendet, berechtigte Kritik an Massnahmen abzuschmettern und Kritiker als Covidioten oder Radikale zu bezeichnen und auszugrenzen. Dass damit aber das Recht auf freie Meinungsäusserung beschnitten wird, geht dabei unter.
Gruppierungen links, rechts und auch in der Mitte des Spektrums drängen seit geraumer Zeit darauf, ein Gesellschaftssystem zu etablieren, in dem Gleichheit vorherrschend ist. Manche mögen sich fragen, was daran schlecht sein soll – das Problem liegt eben darin, dass im gleichen Atemzug die Gerechtigkeit ins Spiel gebracht wird: Durch Gleichheit soll mehr Gerechtigkeit entstehen. Aber Gerechtigkeit ist etwas, was nur subjektiv bewertet werden kann. Menschen sind von Natur aus verschieden und in ihren Fähigkeiten und Bestrebungen höchst unterschiedlich. Gleichheit gibt es vor dem Gesetz und vor Gott, in der Gesellschaft kann sie nur durch Repression erzwungen werden. Sie trachtet danach, alles einer Bestimmung unterzuordnen und jegliches Anderssein oder Andersdenken auszumerzen, wodurch die persönliche Handlungs- und Entscheidungsfreiheit untergeht. Volle Transparenz höhlt jegliches Recht auf Privatsphäre aus. Gesellschaftssysteme, die Transparenz, Gleichheit und Wohlstand ohne jedwede Eigenverantwortung und Anstrengung versprechen, sind schlicht und einfach illusorisch. Sie verlangen einen hohen Preis.
Problematisch ist auch, wie wegen Covid-19 Unsummen aus dem Hut gezaubert und versprochen werden, um Wirtschaft und Gesellschaft in ein künstliches Koma versetzen zu können. Dabei wird noch nicht einmal gesagt, was mit dem ganzen Geld überhaupt passiert. Es ist zweifellos wichtig, kleine und mittelgrosse Unternehmen zu unterstützen. Aber leider wird ein Gesellschaftssystem kreiert, das ähnlich dem sowjetischen Sozialismus Wohlstand ohne Anstrengung prophezeit. Wo solche Gesellschaftssysteme enden, lässt sich in den Geschichtsbüchern nachlesen. Mündigkeit, Eigenverantwortung, Leistungsmotivation, persönliche Handlungsoptionen etc. verabschieden sich, und irgendwann ist gesellschaftlicher Wohlstand nur noch Wunschtraum.
Die westliche Welt kann auf ein goldenes Zeitalter mit ungewöhnlich starker Wohlstandsentwicklung zurückblicken. Massgebend dafür war u.a. das echte Commitment zum Konzept der freien Marktwirtschaft mit dem Fokus auf Wettbewerb und Eigentumsrechte, ohne dabei soziale Massnahmen zu vernachlässigen. Friedrich von Hayek hatte einst das Werk «Der Weg zur Knechtschaft» geschrieben. Auf diesem Weg ist der Westen schon weit fortgeschritten. Um den hegemonialen Ansprüchen Chinas zu begegnen, muss er klare und freiheitliche Wege beschreiten. Nur dann kann er ein echtes Gegengewicht bilden. Dazu braucht es aber Eigenverantwortung, Innovation, Unternehmertum und Dezentralisierung sowie einmal mehr das Bekenntnis zur freien Marktwirtschaft und zum Spiel des Wettbewerbs. Darin liegt der Schlüssel zum Erfolg und zu einer aussichtsreichen Zukunft in Wohlstand und Frieden.
"Ich glaube an den Wettbewerb, auch beim Geld." hält S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein in seinem Interview mit Milosz Matuschek fest, dem stellvertretenden Chefredaktoren des Schweizer Monats. Im Interview steht er Rede und Antwort zu Fragen rund um die Themen Zentralbanken, Geldsystem, Bitcoin & Co. sowie Möglichkeiten, wie Eigentum langfristig gesichert werden kann. Das Interview ist erschienen in der November-Ausgabe von www.schweizermonat.ch
Die aktuelle Vertrauenskrise in das Geldsystem ruft nach Alternativen.
Milosz Matuschek trifft Prinz Michael von und zu Liechtenstein
Prinz Michael, warum ist das Thema Geldsystem aus Ihrer Sicht gerade so aktuell?
Es gibt verschiedene Gründe. Vermehrt kommen Zweifel an der Werthaltigkeit der bestehenden Gelder auf. Das Fiat-Money, also der Euro, der Dollar und die meisten anderen Währungen, die wir heute kennen, beruht auf dem Vertrauen, dass die herausgebenden Institutionen, das heisst die Zentralbanken, das Leitmotiv der Werterhaltung des Geldes verfolgen. Heutzutage ist dies leider nicht mehr der Fall, weil die Zentralbanken häufig unter Einfluss der Politik stehen oder sogar selber Fiskal- und Wirtschaftspolitik betreiben. Zudem werden Währungen immer öfter als Waffe eingesetzt, besonders von den USA. Seit Bretton Woods haben wir ein System mit dem Dollar als weltweiter Leitwährung, die USA nützen das mit Sanktionen und Ähnlichem aus. Die EU verhängt ebenfalls Sanktionen und übt Druck aus, am leichtesten lässt sich das über die Geldsysteme umsetzen. Deswegen versucht nun zum Beispiel China, eine Währung herauszugeben für seine «Belt and Road Initiative», die Neue Seidenstrasse. Einen Korb aus Gold, dem chinesischen Renminbi plus anderen Währungen. Ob das erfolgreich sein wird, weiss ich nicht. Klar ist: Hier handelt es sich um eine Gegenreaktion zum Dollar. Es gibt auch andere Versuche, gewisse Staaten aus dem internationalen System unabhängiger zu machen. Mittlerweile haben wir auch Technologien, die uns erlauben, parallele Währungen zu erschaffen, die auch global tätig sind. Bisher war immer Vertrauen gegenüber einer Institution, über Blockchain haben wir dezentralisiertes Vertrauen in eine Technologie.
Ist die jetzige Situation ein Versagen des Staates oder der Zentralbank?
Ich denke beider. Meiner Meinung nach haben in der ganzen Menschheitsgeschichte die meisten Staaten grosszügig Geld ausgegeben. Der Staat versucht, sich Geld zu beschaffen. Das Römische Reich ist untergegangen, als sie Kupfer in Silbermünzen beigemischt haben, die antike Form von «Quantitative Easing». John Law gab im Frankreich des 18. Jahrhunderts erstmals das Papiergeld heraus, auch hier war keine Wirtschaftsleistung dahinter. Geführt hat das schliesslich zur Französischen Revolution. Die heutige Situation ist also nichts Neues, es ist ein Zusammenspiel mit der Politik. Sobald Geld unter der Kontrolle der Politik ist, ist es ein Problem. Ich befürchte, das wird auch in Zukunft irgendwie bleiben; die Politik wird versuchen, dieses Machtinstrument für sich zu behalten.
Bisher ging ja jede Leitwährung irgendwann zugrunde. Ist es überhaupt realistisch und möglich, eine Leitwährung zu etablieren, die nicht an einen Staat geknüpft ist?
Das wäre wohl das Ideal, ich halte es aber für eine Utopie. Geld beruht ja darauf: Ich verkaufe Ihnen etwas und erhalte dafür 100 Euro. Mein Wert liegt darin, dass ich mit den 100 Euro Waren oder Dienstleistungen in demselben Gegenwert bekommen kann. Ich kann das aber nur bekommen, wenn mein Geld allgemein akzeptiert ist. Ideal wäre eine Währung, die auf universellem Konsens beruht, unabhängig davon, ob das dezentral oder zentral zustande kommt. Immer wieder sehe ich aber das Primat der Politik, welches oftmals fälschlicherweise für demokratisch gehalten wird. Ich befürchte, dass das Primat der Politik auch bei einer universellen Währung versuchen würde, das System für seine Zwecke einzusetzen. Deshalb ist es wohl besser, auf das Ideal der Universalwährung zu verzichten.
Auch keine dezentrale universelle Währung?
Ich denke, es ist immer schlecht, nur ein Pferd im Stall zu haben. Ich glaube stark an den Wettbewerb, auch beim Geld. Wettbewerb ist das beste Korrektiv.
Was ist derzeit die grösste, unmittelbar bevorstehende Gefahr für das jetzige Geldsystem?
Dass das Vertrauen verschwindet. Das beinhaltet die Frage der Staatsverschuldung, die offenen und nicht finanzierten Pensionsansprüche. Mittlerweile ist das so zentralisiert, dass ich Angst habe, dass Staaten sehr leicht auf die Sparguthaben der Bürger zurückgreifen können, um zumindest kurzfristig die Staatsschulden zu neutralisieren.
Die Verschuldungskrise gibt es nun schon eine ganze Weile. Woran liegt es, dass diese im Geldsystem enthaltene Gefahr so vielen Menschen nicht bewusst ist? Wie kann es sein, dass sich dieses System trotzdem am Leben erhält?
Das Problem wird immer grösser. Wir haben eine sehr effiziente Wirtschaft, das hält das krankende System gewissermassen am Leben. Wir wissen nicht, wann der Breaking Point erreicht wird, an welchem das nicht mehr geht. Die grosse Bedrohung wird dann kommen, wenn die Kaufkraft der älteren Bevölkerung stark schwindet. Es kann ja sein, dass die Pension nominal ausgezahlt wird; das hilft mir aber nichts, wenn sie real nur noch halb so viel wert ist.
Was würde dann passieren? Würde diese Generation dann beginnen, ihre Assets zu verkaufen, und so eine deflationäre Spirale auslösen?
Die Jungen würden nicht einsehen, weshalb sie plötzlich 70, 75 Prozent ihres Einkommens als Sozialleistungen und Steuern zahlen, um die Älteren zu finanzieren. Auch in Demokratien sind dann Eingriffe in die persönliche Freiheit zu befürchten.
Leben wir noch im Kapitalismus, wenn der Mensch für sein erarbeitetes Geld nicht nur keine Zinsen bekommt, sondern gar de facto enteignet wird? Wie würden Sie dieses System beschreiben?
Wir leben nicht mehr wirklich in einem eigentumsfreundlichen System der freien Marktwirtschaft. Eigentumsrechte, freie Marktwirtschaft und auch persönliche Freiheit gehören zusammen. Wir sind so überreguliert, dass wir sehr wenig freie Entscheidungen treffen können. Wir dürfen eigentlich auch nicht mehr frei über unsere Vermögenswerte verfügen, da gibt es sehr viele Beschränkungen. Die Forderungen, die Lenin aufgestellt hat, um in ein kommunistisches System zu kommen, von diesem Katalog erfüllen wir bereits 80 Prozent.
Lenin hat auch sinngemäss gesagt: «Wer die Macht im Staat übernehmen will, muss sich das Geldsystem unter den Nagel reissen.»
Und auch das Geld wertlos machen. Er sagt auch, man müsse die Bourgeoisie zermürben zwischen dem System der Steuern und der Inflation.
Welche Möglichkeiten der Sicherung von Eigentum empfehlen Sie Anlegern?
Man braucht Diversifikation und möglichst geringe Schulden. Kommt es hart auf hart, wird dem einzelnen wahrscheinlich ein Teil vom Vermögen weggeworben, doch die Schulden werden ihm belassen. Die Diversifikation soll sowohl in Branchen wie auch geografisch ausgestaltet werden. Die Zukunft vorauszusehen ist schwierig. Es empfiehlt sich, Vorsicht zu bewahren. Die nächsten Generationen sollen wissen, dass sie selber etwas leisten müssen.
Ist die junge Generation schlecht informiert, wenn es um Geldfragen geht?
Das glaube ich nicht. Schon immer gab es solche, die mit Geld umgehen konnten, und andere, die es nicht konnten. Ich glaube nicht, dass sich das wesentlich geändert hat. Es hat nur wenige Zeiten gegeben, in welchen die junge Generation so viel Geld zur Verfügung hatte wie heute.
Welche Bestrebungen trifft Liechtenstein konkret, was die Entnationalisierung des Geldes angeht?
Eine eigene Währung haben wir nicht, dafür sind wir zu klein. Wir sind im Schweizer-Franken-Raum, damit sind wir auch ziemlich zufrieden. Liechtenstein hat bei den dezentralen Technologien eine Vorreiterrolle übernommen. Kürzlich hat unser Parlament ein Gesetz verabschiedet, das Token rechtlich beschreibt. Das Ziel ist aber nicht nur, Kryptowährungen zu haben, sondern das ganze System der Blockchain, das geht wesentlich weiter. Wir versuchen, ein liberales Wirtschaftssystem aufrechtzuerhalten.
Haben Kleinstaaten bezüglich solcher Änderungen der Infrastruktur einen Vorteil gegenüber Grossnationen?
Kleinstaaten können schneller reagieren. Aber: Ein Kleinstaat muss sich wesentlich stärker an «International Best Practice» halten als grössere; wenn Staaten wie Deutschland im Finanzsystem gewisse internationale Regeln nicht voll umsetzen, ist das kein existenzielles Problem. Für ein kleines Land ist es eines.
Haben Sie persönlich Bitcoin?
Ja, ich hatte Bitcoin. Am World Economic Forum 2013 in Davos hat Bitcoin erstmals mein Interesse geweckt: Ich sah im Fernsehen eine Rede des damaligen amerikanischen Finanzministers. Von 45 Minuten brauchte der Mann ungefähr 30, um zu sagen, wie gefährlich Bitcoin sei und weshalb wir alles tun sollten, um die Kryptowährung zu verhindern. Das fand ich interessant.
Sind heutzutage die «Contrarians» besser aufgestellt als solche, die mit der Masse mitgehen?
Ich glaube ja. «Contrarians» hat man ja immer schon gebraucht, auch heute. In vielen Dingen, gerade in Krisen und in Zeiten von grossen Veränderungen, sind sie gut aufgestellt. Gut, sie können aber auch falsch liegen!
Im Gespräch mit Wolf Tivy und Ash Milton spricht Prinz Michael von und zu Liechtenstein über gegenwärtige politische und wirtschaftliche Veränderungen und über die Bedeutung des Staatswesens für kleine Länder und deren Vorteile in einer Zeit, in der Grossmächte durch eine gloablisierte Internet-Kultur immer einflussreicher werden. Prinz Michael argumentiert die Wichtigkeit von Dezentralisierung und Eigenverantwortung sowie die Notwendigkeit des Vertrauens von Bürgern in ihre Regierungen. Und er unterstreicht die Vorteile des Milizsystems, wie es Liechtenstein und die Schweiz kennen.
S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein spricht mit Silvia Abderhalden, Redakteurin des liechtensteinischen Magazins www.exclusiv.li, über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen und Folgen der Covid19-Pandemie und wie man sich am besten auf eine unvorhersehbare Zukunft vorbereiten kann.
Im Interview mit Silvia Abderhalden spricht S.D. Prinz Michael über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie
S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein ist Executive Chairman von Industrie- und Finanzkontor Etablissement, einem unabhängigen liechtensteinischen Treuhandunternehmen mit Tradition und Expertise im langfristigen und generationenübergreifenden Vermögenserhalt (Wealth Preservation) – insbesondere für Familien und Unternehmer. Auch ist er Gründer und Vorsitzender der Geopolitical Intelligence Services AG, Präsident des Think Tanks European Center of Austrian Economics Foundation, Mitglied des International Institute of Longevity und Vorstandsmitglied der liechtensteinischen Treuhandkammer.
Die verschiedenen Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie haben weltweit in einem Ausmass zu Beeinträchtigungen, Unsicherheiten und Ängsten geführt, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist. Als die Regierungen der Länder Massnahmen einführten, um die Gesundheitskrise unter Kontrolle zu bringen, kamen die Volkswirtschaften und das soziale Leben schlagartig zum Erliegen und ganze Sektoren wurden stillgelegt. War eine solche Krise in irgendeiner Form voraussehbar?
S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein: Pandemien wie auch Naturkatastrophen wird es immer geben, sie gehören zur Geschichte der Menschheit. Dass Pandemien von Zeit zu Zeit in Erscheinung treten, darf deshalb nicht überraschen. Allerdings kann aufgrund der hohen Reisefrequenz der Menschen eine Ausbreitung heute wesentlich rascher voranschreiten, als zu früheren Zeiten. Es wäre eine Illusion, dass die Menschheit Katastrophen und Krisen unterbinden kann. Deshalb stellt sich auch weniger die Frage, wie solche vorausgesehen werden können, sondern vielmehr, wie die Menschen damit umgehen? Es gilt, nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip vorzugehen, aber auch, das Bewusstsein zu schärfen, dass es schlussendlich keine absolute Sicherheit gibt. Wichtig ist, dass die Menschen der Krise mit Ruhe und einer positiven Grundhaltung begegnen und nicht panisch reagieren. Dies gilt besonders für Medien, Politik und Behörden.
Wie können wir uns dann auf weitere, ähnliche Krisen vorbereiten? Kann die Politik Präventionsmassnahmen verstärken?
Staaten können Präventionsmassnahmen für wahrscheinliche oder potentiell wahrscheinliche Krisen vorsehen. Für unvorhersehbare Ereignisse aber ist es wichtig, auf die Selbstverantwortung des Einzelnen und die Lösungsorientierung von lokalen Institutionen und Behörden zählen zu können. Jeder Mensch und jede Kultur dieser Welt handelt unterschiedlich. Man kann Europa beispielsweise nicht mit Amerika, Russland oder China vergleichen. Deshalb ist es wichtig, dass Massnahmen lokal getroffen werden können. Es wäre wenig hilfreich, wenn nicht sogar kontraproduktiv, wenn Massnahmen von globalen Einheiten wie zum Beispiel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert und dann der ganzen Welt verordnet würden. Das Credo «Globale Probleme brauchen globale Lösungen» klingt zwar gut, funktioniert aber nicht.
Welche Ziele sollten wir anstreben, um das wichtige menschliche Grundbedürfnis, die Sicherheit, zurückzugewinnen?
Menschen streben nach Sicherheit, aber eigentlich ist sie eine Illusion. Das einzig sichere Ereignis im Leben ist leider nur der Tod. Der Luxus eines Wohlfahrtsstaates aber verleitet die Menschen zu dem Glauben, persönliche Verantwortung und Freiheit gegen eine vermeintliche Sicherheit eintauschen zu können. In vielen Ländern nähren sowohl die Politik als auch die Medien diese Illusion. Meines Erachtens wäre es zielführender, einerseits die Selbstverantwortung und damit den Selbstschutz zu stärken, andererseits das Verständnis zu schärfen, sowohl in der Bevölkerung als auch bei Behörden und Regierungen, dass «die Lösung» nicht in allen politischen Entscheidungen liegt.
Ein anderer, wichtiger Punkt ist, dass die Politik in Krisen die Verantwortung trägt und sich nicht einzig auf Experten verlässt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sowohl die Politik wie auch die Experten an Vertrauen verlieren. Experten vertreten ihr Spezialgebiet, die Politik aber muss ausgewogen handeln. Zu Beginn der Corona-Pandemie gestatteten allzu viele Regierungen Wissenschaftlern, die Lage zu dominieren. Eine Debatte, die notwendig gewesen wäre, war nicht erlaubt. Im Gegenteil, sie wurde als Gefahr für Gesundheit und Leben dargestellt. Sich bereits dannzumal abzeichnende Kollateralschäden wurden ignoriert oder in Kauf genommen, beispielsweise indem ältere Menschen zu Risikogruppen erklärt und isoliert wurden, oder indem andere medizinische Behandlungen ausgesetzt wurden.
Die Corona-Pandemie betrifft alle Bereiche unseres persönlichen Lebens. Doch auch unser Gemeinwesen insgesamt – das politische und wirtschaftliche System, der Rechtsstaat, das Gesundheitswesen – bekommt die Auswirkungen der Krise deutlich zu spüren. Überbordende Staatsschulden waren schon vor der Corona-Krise nicht nur in Europa ein Problem. In den Medien lesen wir täglich von Hilfspaketen im Kampf gegen den mutmasslich grössten Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg, in Höhen bei deren Erfassung uns schwindlig werden kann.
Kann Geld in unbegrenzter Höhe eingeschleust werden? Wohin fliesst es effektiv? Und wer profitiert wirklich davon?
Sicherlich notwendig sind Wirtschaftshilfen im Bereich von KMUs, da diese unverschuldet in Probleme geraten sind. Der Wirtschaftseinbruch ist gewaltig und die Folgen werden sich über Jahre erstrecken, gerade im Dienstleistungs- und Tourismussektor. Die Haltung, Probleme nicht durch Reformen, sondern durch Gelddrucken zu lösen, herrscht leider seit Jahrzehnten vor. Bis vor einigen Jahren wurde diese durch Erhöhung von Staatsschulden finanziert. Dann wurde das «quantitative easing» erfunden und bereits vor der Corona-Krise war ein Status erreicht, an dem die meisten Staatsschulden de facto nicht mehr rückzahlbar waren.
Dazu kommt das Problem, dass die wenigsten Staaten Reserven gebildet haben, um zukünftigen Pensionsverpflichtungen nachkommen zu können. Und auch die Frage, wie die steigenden Gesundheitskosten einer immer älter werdenden Gesellschaft gedeckt werden sollen, ist nach wie vor ungelöst. Mit der Corona-Krise wird nun weiter unbegrenzt Geld gedruckt. Aber wie lange kann das noch weitergehen? Irgendwann wird der «Zahltag» kommen. Und es kann gut sein, dass die Situation dann schlimmer sein wird, als man sich heute vorstellen kann: eine starke Inflation aufgrund überbordender Geldmengen und gleichzeitig eine Deflation aufgrund von Überkapazitäten im Tourismus-, Dienstleistungs- und Produktionsbereich. Liechtenstein nimmt hier eine Sonderrolle ein. Liechtenstein hielt sich schon immer dazu an, sparsam zu wirtschaften, Reserven zu bilden und den öffentlichen Haushalt mit Vorsicht zu verwalten. Dieser Umstand bewährt sich jetzt einmal mehr.
Bei welchen Sicherheitsmassnahmen sehen Sie in der Zukunft eine Gefahr für die Wirtschaft?
Ich glaube nicht, dass wir allzu viele Sicherheitsmassnahmen weiterführen können und auch gar nicht sollen. Allerdings wurde in Europa der Zivilschutz bis zur gegenwärtigen Krise eher vernachlässigt. Zivilschutz ist eine Vorsorge vor Gefahren jeglicher Art. Er bedingt eine Organisationsstruktur und Notfallpläne. Wie die Krise gezeigt hat, ist die Vorratshaltung im medizinischen Bereich mangelhaft. Auch die Sicherung der Versorgungslinien war bislang mangelhaft und es gibt nur wenige Notstandspläne. Gewisse Vorratshaltungen sind notwendig. Aber wie schon gesagt, wir können nicht jegliche Effizienz einer vermeintlichen Sicherheit opfern, sprich alles lokal machen anstatt zu importieren. Zu viele Sicherheitsmassnahmen sind auch eine Gefahr für die Wirtschaft. Im Prinzip muss sich jeder überlegen, wie er oder sie einer zweiten Welle begegnen kann. Aber es muss auch eine gewisse Immunisierung der Bevölkerung stattfinden können. Wenn eine zweite Welle kommt, könnte sich das schwedische Vorgehen eventuell als richtig herausstellen, weil eine breite Bevölkerung in der Zwischenzeit immunisiert ist. Leider wird man erst viel später feststellen können, was richtig oder falsch war. Was es sicher braucht, sind Flexibilität und Mut zu Entscheidungen in der jeweiligen Situation. Das gemässigtere Vorgehen in der Schweiz und in Liechtenstein in den vergangenen Monaten hat sich im Grossen und Ganzen wahrscheinlich bewährt.
Kann die Krise zu Veränderungen im globalen Währungs- und Finanzsystem führen?
Die Krise wird nicht zu globalen Veränderungen führen, kann aber gewisse Tendenzen beschleunigen. Die Währungs- und Finanzsysteme sind bereits krank und die Krise erlaubt, eine unsägliche Geldpolitik fortzusetzen. Zudem gestattet sie gewissen Staaten, die bereits vorherrschende Tendenz, persönliche Freiheitsrechte und Selbstverantwortung einzuschränken, zu verstärken. Auch muss die Krise vielerorts als Entschuldigung für das Fehlverhalten in der Vergangenheit herhalten. Nicht mehr die unverantwortlich hohen Staatsausgaben sind schuld an der finanziellen Misere der öffentlichen Hand, sondern ein klitzekleines Virus, das vermeintlich die Existenz der Menschheit bedroht. Doch eigentlich liegen die Gefahren ganz woanders.
Welches wäre der wichtigste Ratschlag, den Sie heute einem Menschen geben würden, der versucht, sein Vermögen langfristig aufzubauen und zu schützen und Sicherheit für die nächste Generation zu schaffen?
Vermögen entsteht durch Arbeit und Verzicht auf den Konsum von Erträgen, die aus der Arbeit resultieren. Also durch Sparen. Das Grundproblem heute aber liegt darin, dass vor allem die staatliche Steuerpolitik viele Erträge verschlingt und nicht viel zum Sparen übriglässt. Und die Tief- bis Negativzinspolitik von Zentralbanken macht Ersparnisse in Geld zudem unattraktiv. Daher bieten Anlagen in Sachwerte derzeit die interessanteste Alternative. Dies können beispielsweise Aktien, Immobilien oder der Ausbau des eigenen Unternehmens sein. Die heutige Situation führt aber dazu, dass es für die nächste Generation wenig Sicherheit im Hinblick auf Vermögen geben kann, insbesondere sind Pensionsguthaben durch langjähriges staatliches Versagen ausgehöhlt. Doch es können Massnahmen ergriffen werden, um Vermögen zu schützen. Die wichtigste Massnahme liegt meines Erachtens in der Erziehung. Die nächste Generation muss die Erfahrung machen können, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Vermögen wichtig ist, und selbst auch die Haltung einnehmen, dass Vermögen Verantwortung bedeutet, die es wahrzunehmen gilt. Eine der besten Erziehungsmassnahmen ist, Verantwortungsbewusstsein und Disziplin sowie Fleiss seitens der Eltern vorgelebt zu bekommen.
Um abzuschätzen, wie sich die Pandemie in Zukunft entwickelt, werden medizinische Fortschritte wichtiger werden. Trotz aller medizinischen Erfolge werden wir akzeptieren müssen, dass Corona und ähnliche Pandemien wieder vorkommen können. Gewiss hat es gravierende Versäumnisse gegeben. Kann man das künftig ändern, obwohl es ja leider zu einer gängigen Haltung gehört, Warnungen für eine nicht konkret absehbare Zukunft zu ignorieren?
Medizinischer Fortschritt ist wichtig, damit Krankheiten erkannt und auch vorgebeugt werden können. Aber die medizinische Forschung ist nicht dazu gemacht, um alle Gefahren von neuen Viren zu erkennen. Die grosse Herausforderung liegt wohl darin, dass die Bevölkerung erkennt, dass sie für ihre eigene Gesundheit selbst verantwortlich ist. Unabhängig vom Alter ist Gesundheit der wichtigste Faktor, um resistent gegen Krankheiten und Epidemien zu sein. Eine robuste Gesundheit kann aber nicht durch staatliche Programme gesteuert werden, sondern in erster Linie durch ein bewusstes, auf Eigenverantwortung bauendes Verhalten entstehen. Hier spielt der Lebensstil mit beispielsweise Bewegung und Ernährung hinein.
«Lass niemals eine Krise ungenutzt verstreichen.» Die Corona-Gesundheitskrise ist auf eine instabile Weltwirtschaft gestossen, in vielen europäischen Ländern haben erhöhte Ausgaben zu erheblichen Schulden geführt. Welche Massnahmen oder Wege könnten aus dieser Krise eine Chance werden lassen?
Unglücklicherweise wurde diese Krise von den grossen Schuldenmachern auf nationaler und supranationaler Ebene als Chance ergriffen, um jegliche Vernunft im Hinblick auf Ausgabendisziplin fallenzulassen und die Geldschleusen weit zu öffnen. Zentralbanken erzeugen künstliches Geld, für das keine Gegenleistung erbracht wird. Die reale Wirtschaft ist mit Beginn der Krise durch staatliche Auflagen extrem in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt worden und der Situation ziemlich fassungslos, vor allem aber machtlos, gegenübergestanden. Erste Erkenntnisse zeigen aber auch, dass die Krise für Bereiche der Wirtschaft Chancen bietet. Damit einhergehen aber halt auch gewisse Verlagerungen. Bereits zeigt sich, dass zum Beispiel der Onlinehandel zulasten des bestehenden Detailhandels gestärkt worden ist und auch, dass sich die Tendenz zu Homeoffice verstärkt hat. Ob das gut ist, sei dahingestellt, aber es ist eine Tatsache. Leider herrscht derzeit eindeutig der unglückliche «Primat der Politik» gegenüber den Interessen der Wirtschaft vor, der zu der falschen Annahme verleitet, dass die Politik alles regeln und steuern kann. Negative Folgekonsequenzen gehen zulasten der Bevölkerung, beispielsweise durch politische Massnahmen, die die Wirtschaft schwächen. Der Primat der Politik zieht für gewöhnlich auch mehr Gesetze und Regulierung nach sich, was sich schädlich auf Innovation und kreative Ideen auswirkt.
Birgt die Krise auch Erkenntnismöglichkeiten für die Politik?
Für eine aufmerksame und verantwortungsvolle Person bieten sich ständig Erkenntnismöglichkeiten und Krisen sind Katalysatoren für Erkenntnisse. Es macht aber in einer Situation einen entscheidenden Unterschied, ob man Erkenntnisse erhält, die einem helfen positiv weiterzuarbeiten, oder ob die Situation ausgenützt wird, um gewisse ideologische oder parteipolitische Erfolge erzielen zu können. Leider sieht man gerade in der vorherrschenden, fehlenden Ausgabendisziplin, dass die aktuelle Krise missbraucht wird. Die Erkenntnis für die Politik sollte nun eigentlich sein, dass man in guten Zeiten Reserven für Krisen aufbaut, um dann gestärkt aus einer Krise herausgelangen zu können. In Liechtenstein ist diese Haltung glücklicherweise ein Fakt.
Die Lehre sollte auch sein, stärker auf die Selbstverantwortung der Bürger zu setzen und dem einzelnen Bürger mehr Freiheiten zu lassen, anstatt die Selbstverantwortung durch ein engmaschiges Regulierungsnetz einzuschränken. Die Politik muss einsehen, dass der Staat nicht ein Instrument zur parteipolitischen Machtausübung ist, sondern dass er dazu da ist, um Aufgaben auszuüben, die nur durch den Staat ausgeübt werden können, wie beispielsweise das Polizei- und Justizwesen. In Liechtenstein sind wir in der glücklichen Situation, dass die Politik weitgehend auf einen schlanken Staat setzt.
Die Schuld an der Überregulierung wird gerne der Union zugeteilt. In welchen Bereichen hat Ihrer Ansicht nach die EU überreagiert oder ist zu wenig oder gar nicht eingeschritten und was sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus?
Das Gesundheitswesen ist nicht Angelegenheit der Europäischen Union, was wahrscheinlich auch gut so ist. Vorbeugende und heilende Massnahmen müssen an regionale Gegebenheiten angepasst werden können. Verkehrs-, Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen oder auch Gepflogenheiten sind je nach Region unterschiedlich und das Gesundheitswesen muss dem Rechnung tragen. In anderen Bereichen wird der Europäischen Union gerne der schwarze Peter für die Überregulierung zugeschoben, was aber nur bedingt berechtigt ist. Die Überregulierung findet stark auf nationaler Ebene statt und es darf nicht vergessen gehen, dass die Union stark an den Willen der Mitgliedsstaaten gebunden ist. Allerdings ist es schon auch so, dass viele Aufgaben auf Unionsebene geregelt oder verwaltet werden, die eigentlich in den nationalen oder regionalen Bereich gehören würden. Grundsätzlich sollte deshalb das Subsidiaritätsprinzip in der Europäischen Union gestärkt werden. Allerdings geben Mitgliedsstaaten gerne gewisse ungeliebte Verantwortlichkeiten an die Union ab. Eine gemeinsame Budget- und Finanzpolitik beispielsweise würde die Europäische Union, die im Grundsatz einen grossen Binnenmarkt bewahren soll, zu einer Transferunion machen, was die wichtige aber je nach Auffassung unliebsame Budgetverantwortung der einzelnen Mitgliedsstaaten reduzieren würde. Hier zeigt sich eine gefährliche Zentralisierungstendenz.
Bisher lässt sich feststellen, dass es Ländern mit dezentralisierten Gesundheitssystemen besser geht. Inwieweit kann oder sollte sich die Europäische Union in gemeinsame Lösungen einbringen?
Wie bereits zuvor ausgeführt, bin ich der festen Überzeugung, dass regionale und pragmatische Lösungen hilfreicher wären, anstatt nach zentralen europäischen Lösungen zu suchen. Gerade in Grenzgebieten wie hier im Bodenseeraum, zu dem Liechtenstein, die Ostschweiz, Westösterreich sowie Südwestdeutschland zählen, sind regionale Lösungen sinnvoller und effektiver, als europäische Lösungen. Die Europäische Union ist bedeutsam für die Wahrung des Binnenmarkts. Es bedarf auch einer europäischen Zusammenarbeit im globalen Wettbewerb und in der Verteidigung. Allerdings muss das nicht notwendigerweise durch Brüssel wahrgenommen werden, sondern könnte zum Beispiel über Vereinbarungen zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen europäischen Staaten geregelt werden. Das Gesundheitswesen wiederum ist eine Dienstleistung und muss sich den lokalen Bedürfnissen anpassen, weil die gesellschaftlichen und demografischen Strukturen sowie beispielsweise auch das Klima, der Verkehr und die Wirtschaft in einer jeweiligen Region unterschiedlich sind.
Wir haben hier in Liechtenstein ein sehr ausgewogenes Regierungssystem, das zu Zusammenhalt und Wohlstand führt. Es ist ein Beweis dafür, dass die Kombination aus Monarchie, direkter Demokratie und der hohen Autonomie der Gemeinden gut funktioniert, um persönliche Unabhängigkeit und das Privateigentum zu achten und schützen. Zunehmend werden in westlichen Demokratien Eigentumsrechte und die Wahlfreiheit eingeschränkt. Verstärkt die Corona-Krise diese Entwicklung?
In Europa zeigt sich zunehmend eine eigentumsfeindliche Einstellung. Sie äussert sich beispielsweise in den Diskussionen um eine «angemessene» Besteuerung von Vermögen und Einkommen oder in Gleichheitsdebatten. Dabei wird vergessen, dass Eigentum eine wesentliche Grundlage für die persönliche Freiheit der Bürger ist. Ideologien und Parteien, die auf eine starke Kontrolle des Staats über die Bürger setzen, sind für gewöhnlich auch eigentumsfeindlich eingestellt. Eine extreme Ausrichtung davon ist der Marxismus. Trotz des fatalen Versagens dieser Fortsetzung von Seite 29 Ideologie, erlebt der Marxismus heute eine gewisse Renaissance. Parteien und Ideologien, die eine starke Einschränkung von persönlichem Eigentum befürworten und sich einen starken Staat wünschen, benutzen die Corona-Krise dazu, um ihre Ideen und Ideologien durchzusetzen. Und es ist auch nicht auszuschliessen, dass das grosse Schuldenmachen im Rahmen dieser Krise zu konfiskatorischen Vermögensabgaben führen wird. Hohe Vermögensabgaben an den Staat werden sich aber sehr negativ auf die Wirtschaft und den allgemeinen Wohlstand auswirken. Wir hier in Liechtenstein können uns wirklich glücklich schätzen, in einem Land zu leben, das sich dadurch auszeichnet, dass die persönliche Freiheit hochgehalten wird, sowohl von der Bevölkerung, als auch von den Institutionen. Und dass die staatlichen Institutionen ihre Machtkompetenz verantwortungsvoll ausüben.
Zukunftsweisend müssen wir uns und unsere Kinder vermehrt darauf vorbereiten, dass vieles ausserhalb unserer Kontrolle liegt? Wenn ja, wie können wir das?
Es ist richtig, dass vieles sich nicht kontrollieren lässt. Die beste Vorbereitung auf Unvorhergesehenes liegt in der Einstellung eines jeden Einzelnen, schliesslich und endlich für sich selbst verantwortlich zu sein und das auch sein zu können. Was aber nicht heisst, dass man für die Schwächeren in der Gesellschaft keine Mitverantwortung trägt. Allerdings darf dadurch kein unverdientes Anspruchsdenken in der Gesellschaft erzeugt werden. Ein Verzicht auf Anspruchsdenken ist notwendig. Essenziell ist, nicht zu erwarten, sondern selbst anzupacken.
Wir bedanken uns bei S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein ganz herzlich für das Interview.
Seit einigen Jahren ist die Finanzindustrie, und insbesondere die Treuhandbranche, stark mit regulatorischen Veränderungen und Transparenzvorgaben konfrontiert. Problematisch an dieser Entwicklung ist, dass die Komplexität der Regulierungsvorgaben das Blickfeld für das Wesentliche einengt: die Kunden und die eigentliche Treuhandtätigkeit. Deshalb ist es an der Zeit, sich ein paar wesentliche Fakten wieder verstärkt ins Bewusstsein zu rufen. Lesen Sie mehr dazu im Beitrag, der bei Trusts & Trustees erschienen ist.
Rund 6 Bio. US-Dollars in den USA, knapp 1 Bio. US-Dollars in Japan und circa 500 Mrd. Euro allein von der Europäischen Kommission, wozu noch die Unterstützungssummen der einzelnen Mitgliedsstaaten kommen – dies sind nur ein paar der Summen, die weltweit in Konjunkturprogramme fliessen, um die durch Covid-19 ausgelöste Wirtschaftskrise zu mildern. Denn Schätzungen der OECD besagen, dass die Corona-Krise die Wertschöpfung in den Industrieländern um etwa 25% verringern wird.
Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge belief sich 2019 die weltweite, öffentliche Verschuldung auf 83% der Wirtschaftsleistung. Schätzungen zufolge wird sich diese Quote 2020 gegen 100% bewegen. Die Konjunkturprogramme der G20-Länder belaufen sich bereits auf fast 10% im Verhältnis zum BIP 2019. Gleichzeitig bewirken die Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 einen Angebots- und Nachfrageschock. Für 2020 rechnet der IWF beispielsweise mit einem Einbruch der Weltwirtschaft um 3%. Effektiv gültige Zahlen zu nennen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.
Das Dilemma liegt nun darin, dass sich einerseits grosse Schuldenberge auftürmen und andererseits Einnahmenquellen stocken. Der IWF weist bereits darauf hin, dass Regierungen zwar durchaus grosszügig sein sollen in dieser Zeit, aber auch eine saubere Buchhaltung führen sollen – denn irgendwann kommt der Tag der Abrechnung. Und das Virus ist noch nicht überwunden. Die Situation wird verschärft von einer Geldpolitik, die heute funktionieren mag, weil derzeit keine unmittelbare Inflationsgefahr besteht. Auf mittelfristige Sicht aber erhöht sie die Gefahr der Marktverzerrung und Blasenbildung in Sachwerten. Und die Leitzinsen von FED und EZB bewegen sich bereits um den Nullbereich. Damit wird Sparern und Vorsorgesystemen die Grundlage entzogen, Kapital aufzubauen. Zudem werden die Kriterien der Ankaufprogramme für Risikopapiere gelockert. Mit der Finanzkrise sind die Bilanzen der Notenbanken kontinuierlich aufgebläht worden, nun setzt sich dieser Gang fort.
Verknüpft man die geldpolitische Lage mit der schrumpfenden Wertschöpfung, den schnell anwachsenden Staatsschulden und berücksichtigt man dabei noch die Verschuldungsquote der Unternehmen und Privathaushalte, so zeigt sich ein sehr zerbrechliches Zukunftsbild. Denn mit den aktuellen Manövern engen sich FED und EZB ihren Gestaltungsspielraum immer mehr ein, so dass sie, wenn sich die Verschuldungsspirale nicht mehr drehen kann, handlungsunfähig sein werden.
In diesem Umfeld ist es wichtig, mit Bedacht zu agieren. Irgendwann werden Staaten das Geld, das sie jetzt ausgeben, wieder einnehmen müssen. Sie werden nicht umhinkommen, die Einnahmenquellen auszubauen. Bereits werden neue Steuerarten und Abgaben diskutiert. Auch der regulatorische Druck wird zunehmen und der Druck auf «offshore», mittlerweile ein Synonym für private Vermögen, wird sich weiter verschärfen. Die Realisierung eines weltumspannenden Vermögensregisters ist zwar noch in weiter Ferne, aber es zeigt doch eine Richtung an, in die die Welt sich entwickelt. Es gilt deshalb, vorzusorgen und das eigene Vermögen vorausschauend zu planen und zu strukturieren, damit es gegen die zukünftigen Herausforderungen aller Art abgesichert ist.
Damit eine Vermögensstruktur langfristig und über Ländergrenzen hinweg hält, muss sie den langfristigen Zielen, Anforderungen und Lebensumständen einer Familie entsprechen und gleichzeitig auch die relevanten gesetzlichen, regulatorischen, steuerlichen, wirtschaftlichen und unternehmerischen Erfordernisse berücksichtigen. Jede Vermögenssituation ist anders. Deshalb ist es wichtig, dass eine Vermögensstruktur passgenau auf den Kunden zugeschnitten und dennoch derart flexibel ausgestaltet ist, dass sie auch in der Zukunft an sich verändernde Rahmenbedingungen angepasst werden kann.
Anton von Seilern-Aspang
Mitglied der Geschäftsleitung
Unauffällig entwickelt sich ein Megaprojekt, das weitreichende Konsequenzen haben und einen signifikanten Eingriff in die finanzielle Privatsphäre eines jeden Einzelnen darstellen wird. Die Rede ist vom Global Asset Registry, das unter der Leitung der Ökonomen Joseph Stiglitz, Thomas Piketty und Gabriel Zucman vorangetrieben wird. Deren Vision ist es, den verborgenen Reichtum der Nationen aufzuspüren. Mit welchen Konsequenzen?
Stellen Sie sich vor, alles, was Sie besitzen und erwerben, fliesst unter Angabe Ihres Namens, Ihres Wohnorts und Ihrer Steuernummer in ein Vermögensregister ein. Weltweit kann jeder Einsicht nehmen und die Informationen zu Ihren Besitztümern abrufen. Was halten Sie davon?
Unter der Leitung der Independent Commission for the Reform of International Corporate Taxation (ICRICT), der Piketty sowie Stiglitz und Zucman angehören, wird an einem weltumspannenden, zentral geführten Vermögensregister gearbeitet. In einem ersten Global Asset Registry Workshop, der im Juli 2019 in Paris stattfand, wurden zahlreiche Ideen dafür gesponnen. Grundstücke, Häuser, Wohnungen, anderer Immobilienbesitz, Autos, Bankkonten, Lebensversicherungen, Safeinhalte – ausnahmslos alle Arten von Vermögen könnten langfristig in dieses Register einfliessen, das möglichst uneingeschränkt beziehungsweise öffentlich zugänglich sein soll.
In der Roadmap for a Global Asset Registry (GAR) argumentiert die ICRICT das Projekt damit, dass die herrschende Vermögensungleichheit eine ernsthafte Gefahr für Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie darstelle. Worin diese Gefahr genau besteht, führt sie nicht aus. Aber die Lösung sieht sie in der lückenlosen Offenlegung von Vermögensbesitz. Die ICRICT gesteht zwar ein, dass das effektive Ausmass der Vermögensungleichheit unbekannt ist. Sie erhofft sich aber, mit dem GAR einen verborgenen Reichtum an die Oberfläche bringen und dann das Ausmass der Vermögensungleichheit aufzeigen zu können. Dazu will sie die über das GAR zu erhebenden Vermögensdaten mit jenen verknüpfen, die bereits über existierende Instrumente gesammelt werden – beispielsweise dem Common Reporting Standard, dem Begünstigungsregister oder dem Country-by-Country-Reporting – oder die in anderen nationalen Registern enthalten sind. Allfällige weitere Daten könnten dann in einem späteren Schritt zusätzlich erhoben werden. In diesem Projekt wird es als zielführend erachtet, Vermögensbesitz möglichst bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen zu können.
Das Streben nach umfassender Vermögenstransparenz begründet die ICRICT damit, dass sie einen «gebrochenen Gesellschaftsvertrag» wiederbeleben wolle, nach dem Privateigentum nur Schutz vor dem Gesetz erhält, wenn als Gegenleistung Eigentumsverhältnisse offengelegt und geltende Steuern gezahlt werden. Die Begründung deutet darauf hin, dass sie einem «Contrat Social» nacheifert, bei dem der Gemeinwille und das Gemeinwohl über allem stehen und individuelle Rechte und Güter diesem Gemeinwillen und Gemeinwohl unterzuordnen sind. Ungleichheit von Besitz wird zur Ungleichheit unter den Menschen, scheint die Überzeugung zu sein. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass für individuelle Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten und auch für Eigentumsrechte kein Raum mehr bestünde.
Politische Entscheidungsträger sind eine wichtige Zielgruppe. Ihnen möchte die ICRICT eine Grundlage liefern, um – wie in der GAR-Roadmap ausgeführt wird – eine Diskussion über den gewünschten Grad der Ungleichheit zu erleichtern und eine angemessene Besteuerung zu unterstützen. Im Weiteren sieht die ICRICT das GAR als Instrument, um Kriminalität und Machtmissbrauch zu unterbinden; Steuerbehörden oder Bürger korrupter Staaten sollen gegen ihre Regierungen vorgehen können. Der Vorteil für Normalbürger oder Wirtschaftstreibende wird mit der vollumfänglichen Transparenz und der daraus resultierenden Annehmlichkeit argumentiert, in Zukunft beispielsweise bei Steuererklärungen nur noch die Unterschrift leisten zu müssen. Die Angaben zu Hab und Gut wären bereits zentral gespeichert.
Die Argumentation des Projekts stützt sich über weite Strecken auf Schätzungen und Vermutungen. Es folgt der weit verbreiteten Annahme, dass die «Reichen» immer reicher und die «Armen» immer ärmer würden, weil ein gewisser Prozentsatz des weltweiten Vermögens auf einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung entfällt und dieser Prozentsatz ausschlaggebend für alle gesellschaftlichen Probleme und Ungerechtigkeiten sei. Darauf baut die Vorstellung, dass Gerechtigkeit sich dann einstellt, wenn alle gleich viel haben. Doch geht es nicht viel eher darum, dass Menschen aus der Armut herausgelangen können und überhaupt die Chance auf eine positive Entwicklung ihres Lebensstandards haben, anstatt dass alle gleich viel oder im Umkehrschluss gleich wenig haben? In Diskussionen über Reich und Arm wird oft nicht berücksichtigt, dass sich die Armut in den vergangenen Jahrzehnten weltweit wesentlich verringert hat, wie Erhebungen der Weltbank und anderer Organisationen bestätigen, und dass der Lebensstandard heute allgemein deutlich höher liegt.
Die wegen Covid-19 initiierten Massnahmen allerdings könnten die positive Entwicklung im Bereich der Armut unterbrechen, sie werden nachhaltig Spuren in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen. Über den Globus verteilt wird sich die soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Wohlstandsentwicklung abschwächen und Armut wieder ansteigen lassen. Das Virus wird da und dort auch dazu verleiten, die Einschränkung von Grundrechten beizubehalten und die Kontrolle über Bürger zu verstärken. Stellt man diese Entwicklungen den mit dem GAR angestrebten Zielen gegenüber, zeigt sich ein komplexes Zukunftsbild: Die Möglichkeiten, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, werden schwinden. Das Recht, rechtmässig erworbenes Eigentum zu besitzen, zu nutzen, darüber zu verfügen und es weiterzuvererben, wird schrittweise beschränkt werden. Behörden und zentral geprägte Organisationen hingegen werden einen grösseren Handlungsspielraum erhalten.
Die Welt bewegt sich in einem herausfordernden Zeitalter. Der Anspruch auf Gleichheit und Gerechtigkeit blendet aus, dass in einer Welt, in der alle gleich sind, kein Fortschritt mehr entstehen kann. Um es mit den Worten von Friedrich A. von Hayek zu verdeutlichen: «Eine soziale Marktwirtschaft ist keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit.» Warum? Weil mit dem Wort «sozial» persönliche Freiheitsrechte schrittweise aberkannt werden.
Ob und wie sich das GAR-Projekt wirklich etablieren wird können, hängt letztlich davon ab, wie sehr sich die Politik, insbesondere der westlichen Demokratien, an rechtsstaatliche Prinzipien halten wird – denn ein solches Projekt greift das Prinzip des Rechtsstaats und Personenrechts an. Und auch, wie bewusst sich jeder Einzelne der Gefahren wird, die von einer solch umfassenden Transparenz ausgehen. Ein weltumspannendes Vermögensregister würde weder Kriminalität zum Erliegen bringen, noch die Kluft zwischen Arm und Reich schliessen oder Ungleichheit beseitigen. Vielmehr würde es grundlegende Menschenrechte ad absurdum führen und jeden Bürger zur Schau stellen. Sozialer Fortschritt und gesellschaftlicher Wohlstand würden zerstört, weil privates Vermögen zerstört würde.
In der GAR-Roadmap wird auch argumentiert, dass Offshore-Strukturen über Stiftungen oder Trusts die Existenz von Vermögenseigentum verborgen hielten und der Steuerhinterziehung, Steuerumgehung oder Finanzdelikten einen fruchtbaren Nährboden bieten würden. Hier scheinen die Urheber die Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der Steuerkonformität und der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung willentlich zugunsten ihres Projekts zu negieren.
Der Sinn und Zweck von Stiftungen, Trusts oder anderen Rechtsformen liegt darin, Vermögenswerte derart zu organisieren, dass sich damit unternehmerische, familiäre oder gemeinnützige Ziele und Vorhaben umsetzen lassen. Dies setzt aber voraus, dass Vermögen erhalten bleibt und geschützt wird, beispielsweise vor den Gefahren, die sich aus gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auftun. Stiftungen und Trusts sind Instrumente, mit denen Vermögenswerte langfristig erhalten und einem Zweck entsprechend ausgerichtet werden können – damit auch kommende Generationen eine Perspektive haben.
Das neue Jahrzehnt hat mit Covid-19 deutlich gemacht, dass alles möglich und nichts unveränderlich ist. Von einem Tag auf den anderen wurden offene Grenzen geschlossen und das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wurde zum Stillstand gebracht – weltweit. Ein paar Monate später sehen wir uns einer neuen Realität gegenüberstehen, die Folgen der Krise werden deutlich sichtbar.
Covid-19 hat zu einer grossen Verunsicherung in der Gesellschaft geführt. Die Gefahr von Seuchen ist plötzlich wieder real. Um eine mögliche Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden, ist man zu Konzessionen bereit. Über den Globus verteilt wird die Privatsphäre gelockert, um im Gegenzug über Apps eine etwas grössere Sicherheit zu erhalten. Milliardenhilfen werden stillschweigend hingenommen, auch wenn ungewiss ist, wie man sie in der Zukunft finanzieren und zurückzahlen soll. Die Frage nach den mittel- und langfristigen Konsequenzen wird im Moment nicht akzeptiert. Sie wird als Zeichen eines mangelnden Gemeinschaftssinns gewertet. Dennoch muss es gestattet sein, sie zu stellen.
In Zeiten von Covid-19 gilt Solidarität als oberstes Gebot der Stunde. Dies soll den Zusammenhalt und das Vertrauen in der Gesellschaft stärken und helfen, diese Zeiten besser zu überwinden. Problematisch wird es aber dann, wenn Solidarität dazu genutzt wird, um bürgerliche Grundrechte zu unterlaufen, Bürokratie auszubauen, Unternehmertum zu behindern oder die Demokratie zu schwächen, beziehungsweise mithilfe des Virus und dem Ruf nach Solidarität die Kontrolle über den Einzelnen zu erhöhen. Denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass temporäre Massnahmen zum Dauerzustand mutieren können. Paradoxerweise wird Solidarität aber dann ausser Acht gelassen, wenn es um die Zukunft der jüngeren Generationen geht, die die finanziellen und anderen Konsequenzen tragen werden müssen. Könnte die Bedrohung durch das Virus unter Umständen mittel- und langfristig von den Konsequenzen der Massnahmen, die wegen des Virus ergriffen werden, in den Schatten gestellt werden?
Wir alle – ob Jung oder Alt, Privatperson, Familie, Unternehmer, Wirtschaftsführer oder Politiker – sollten uns mit den Folgen der mit dem Virus initiierten Krise auseinandersetzen und dann entscheiden, welches langfristig der richtige Weg ist: Einschränkungen, Kontrolle und Fremdbestimmung oder Unternehmertum, Vertrauen und Selbstbestimmung? Es ist an der Zeit, sich stärker denn je mit diesen Werten zu befassen und unsere Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme derart auszurichten, dass auch kommende Generationen Perspektiven haben und die Zukunft unter dem Einfluss des Virus nicht unnötig verspielt wird.
Gisela von und zu Liechtenstein
Mitglied der Geschäftsleitung
Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat die Verhältnismässigkeit des bisherigen Anleihenkaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) angezweifelt. Die EZB kontert, indem sie argumentiert, dass sie sich mit Blick auf die Coronakrise auch weiterhin zu einer akkomodierten Geldpolitik gezwungen sehe, und dabei festhält, dass alle nationalen Zentralbanken sich an ihrer Geldpolitik auszurichten hätten. Damit nimmt sie die deutsche Bundesbank in die Pflicht, der mit dem Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts aber mitunter untersagt werden kann, weiter am Anleihenkaufprogramm der EZB teilzunehmen. Was das Ganze für die Europäische Union bedeutet, analysiert S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein in einem Beitrag, der in der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft www.fuw.ch erschienen ist.
Nicht das weitere Anhäufen von Schuldenbergen ist die Antwort auf die Krise der Europäischen Union. Vielmehr muss sie sich an die ursprünglichen Ideen halten, namentlich an die des Binnenmarktes. MICHAEL VON LIECHTENSTEIN
Wie der Rest der Welt, befindet sich die Europäische Union im Krisenmodus. Die Folgen von Covid-19 sind eine Herausforderung für alle. Die Zeit wäre aber richtig, um die seit langem aufgeschobenen strukturellen Veränderungen in Politik und Wirtschaft vorzunehmen. Doch es ist leichter, die Geldschleusen zu öffnen und die Union mit Geld zu fluten. Es fragt sich nur, wohin es effektiv fliessen wird. Doch beginnen wir von vorn.
Nachdem der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sich vor rund drei Wochen auf einen Wiederaufbaufonds von rund 500 Mrd. € einigten, ist die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, auf den Plan getreten. Im Geist der Solidarität und der Verantwortung hat sie in verschiedenen Interviews die Position vertreten, dass sich die EZB aufgrund der derzeitigen Coronakrise zu einer akkommodierenden Geldpolitik gezwungen sehe und alle nationalen Zentralbanken sich an dieser Geldpolitik auszurichten hätten. Das war ein Seitenhieb gegen das frisch gefällte Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts, in dem die Verhältnismässigkeit des bisherigen Anleihenkaufprogramms der EZB angezweifelt wird und mit dem der Bundesbank und der Bundesregierung untersagt werden kann, weiter daran teilzunehmen.
Die Bedingung ist, dass die EZB die Verhältnismässigkeit ihrer Massnahmen darstellen kann. Das Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts zeigt unter anderem auf, dass die EZB längst nicht mehr unabhängig agiert, sondern vielmehr im Modus der EU Politik. Interessant werden die Reaktion der Bundesregierung sowie die folgende Debatte sein.
Die gegenwärtige Krise trifft auf bereits durch Überschuldung und Überregulierung geschwächte Volkswirtschaften und verschärft die seit fast einem Jahrzehnt fehlgeleitete, opportunistische Geldpolitik. Dennoch flutet die EZB die Eurozone mit weiteren Milliarden und riskiert damit einen vehementen Wertzerfall des Euros in der Zukunft. Denn je grösser die Schuldenlast der Eurozone wird, desto geringer wird die Attraktivität ihrer Währung sein. Glaubt die EZB wirklich, mit den geldpolitischen Manövern langfristig die Schuldenproblematik der Union und die wirtschaftlichen Schwächen lösen und die Preisstabilität des Euros sichern zu können? Und wozu dient das ganze Geld?
Die kleinen und mittelständischen Unternehmen benötigen diese Unsummen nur teilweise, und vieles von dem Geld wird gar nicht dort ankommen. Der grösste Teil des Geldes fliesst an diejenigen Staaten, die in den vergangenen Jahren übertrieben Schulden gemacht haben, angeleitet von den niedrigen Zinsen im Eurobereich. In den Interviews hat Christine Lagarde auch betont, dass der Euro unwiderruflich sei, und sich damit des Mantras von Kanzlerin Merkel bedient: «Wenn der Euro scheitert, scheitert Europa.» In weiterer Folge hat sie sich dafür ausgesprochen, dass die Krise dazu genutzt werden solle, den Stabilitäts- und Wachstumspakt zu «modernisieren» und seine Bedingungen zu vereinfachen. Hier gibt es eine frappante Ähnlichkeit zu einem Moment zu Beginn des neuen Jahrtausends, in dem Alt-Bundeskanzler Schröder und der damalige französische Staatspräsident Chirac die Bedingungen des Stabilitätspakts in Frage gestellt und sich schliesslich darüber hinweggesetzt hatten.
Das bedeutet, dass der Stabilitäts- und Wachstumspakt nicht nur in der Vergangenheit keine verbindliche Wirkung hatte, sondern sie auch in Zukunft kaum haben wird. In einem funktionierenden Rechtsstaat jedoch sollte die Verbindlichkeit respektiert werden. Solange dem nicht so ist, ist und bleibt der Euro ein politisches Projekt. Wenn nun grundsätzlich, in der Realität leider aber nur theoretisch unabhängige Institutionen wie die EZB sowohl das Wirtschaftssystem als auch das Währungssystem immer wieder zugunsten von Regierungen manipulieren, dann steht der Euro als stabile Währung zur Disposition.
Die EU gibt sich als eine Gemeinschaft, die auf Werten und Rechtsstaatlichkeit baut. Gleichzeitig aber führt sie dies ad absurdum. Wären beispielsweise die Konvergenzkriterien von Anbeginn an von allen Mitgliedstaaten verbindlich respektiert worden, wäre der Euro heute eine stärkere Währung, und der Zusammenhalt unter den Mitgliedländern wäre grösser. Auch der Umgang mit dem Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts verdeutlicht, dass die Rechtsstaatlichkeit je nach Situation leider ein interpretierbarer Begriff ist. Mit ihrer Geldpolitik nimmt die EZB die deutsche Bundesbank in die Pflicht. Die steckt nun im Dilemma, wem sie Folge leisten soll.
Die EU-Politik wiederum wirft dem Bundesverfassungsgericht erzürnt Kompetenzüberschreitung vor und fordert Massnahmen gegen Deutschland. Auf EU-Ebene wird ein politisches Spiel auf Kosten der Bürger gespielt. Die Einzigen, die von der Geldschwemme wirklich profitieren werden, sind die Regierungen. Ihnen wird der Druck zu einer stärkeren Budgetdisziplin genommen. Anstelle von Budgetdisziplin wird schon seit Jahren eine Kultur des Schuldenmachens gefördert, auf allen Ebenen, mit fatalen Auswirkungen für mehrere Generationen.
Gerade in der jetzige Situation könnte und sollte sich die Politik auf die ursprüngliche Idee der EU besinnen: gemeinsamer Binnenmarkt, Subsidiarität, regionaler Wettbewerb und das Aufrechterhalten der vier Grundfreiheiten. Nach den Einschränkungen der vergangenen Monate sind Unternehmertum, Wettbewerb und der freie Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital innerhalb der EU-Aussengrenzen die zentralen Schlüssel, um den Wirtschaftsmotor wieder zum Laufen zu bringen und die Gesellschaft zu unterstützen. Auch ist jetzt der Moment, um bürokratische Hürden abzubauen und eine für den Bürger komplexe Gesetzgebung zu vereinfachen. Erstmals hat in Deutschland der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) energisch dazu aufgefordert, das Regulierungsdickicht zu reduzieren und zu straffen.
Die Schuld an der Überregulierung wird gerne der Union zugeschoben. Doch man darf nicht vergessen, dass die Mitgliedstaaten selbst überreguliert sind und die Union im Grundsatz nur mit dem Konsens aller nationalen Regierungen handeln kann. Es wäre also unfair, Brüssel zum Sündenbock zu machen. Leider tendieren nationale Regierungen dazu, die «heisse Kartoffel» auf EU-Ebene zu schieben und sich selbst aus der Verantwortung zu nehmen. Auch die Aussage, dass die EU im Zuge der Coronakrise versagt habe, ist nicht ganz richtig – das Gesundheitswesen liegt in der Kompetenz der Mitgliedstaaten.
Wo die EU allerdings versagt hat, ist dort, wo Binnenmarktregeln gebrochen worden sind. Beispielsweise hat Deutschland die Lieferung medizinischer Güter und solcher zur Vorbeugung nach Österreich und Italien blockiert. Hier hätte die EU einschreiten müssen. Welche Reaktion hätte es wohl gegeben, wenn etwa Ungarn solche Lieferungen blockiert hätte? Es sind solche Vorkommnisse, die der Europäischen Union schaden. Nicht das Anhäufen eines untragbaren Schuldenbergs ist die Antwort auf die Krise, sondern die Rückbesinnung auf die weiter oben skizzierten Urgedanken der EU. Darin liegt der Schlüssel für ihre solide Zukunft.
Gelddrucken ist nur eine kurzfristige Option und löst die Probleme nicht. Vielmehr dreht sich die Schuldenspirale weiter, und der Preis, der dafür in absehbarer Zukunft bezahlt werden muss, wird bitter sein.
Das Global Forum über Transparenz und Informationsaustausch zu Steuerzwecken untersucht regelmässig mittels Länderprüfungen und sogenannten Peer Reviews, wie die von der OECD entwickelten Amtshilfestandards eingehalten werden. Auch Liechtenstein muss in regelmässigen Abständen diese Länderbewertungen und andere Assessments durchlaufen. Was dies bedingt, lesen Sie im Beitrag von Prinz Michael von und zu Liechtenstein, der in der liechtensteinischen Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erschienen ist.
In regelmässigen Abständen muss Liechtenstein die vom Global Forum über Transparenz und Informationsaustausch zu Steuerzwecken vorgegebenen Länderbewertungen und Peer-Reviews durchlaufen. Dabei wird geprüft, wie die Amtshilfestandards am Finanzplatz Liechtenstein eingehalten werden. Die Konformität mit den OECD-Standards wird als wesentliche Voraussetzung für den Marktzugang und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes verstanden. Im Weiteren wird Liechtenstein von Moneyval, dem Expertenausschuss des Europarats zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung, in regelmässigen Abständen auf die Einhaltung der internationalen Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierunggeprüft. Solche Assessments und Peer-Reviews sind selbstredend nicht kostenlos. Neben den monetären Kosten binden sie ein Vielfaches an zeitlichen und personellen Ressourcen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, die Hintergründe der OECD zu sehen. Die OECD ist die Nachfolgeorganisation der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten OEEC (Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit), über die die Marshallplanhilfe zum Wiederaufbau Europas abgewickelt worden ist. Die Idee für die OECD war, den führenden Regierungen der Welt weiterhin eine Plattform zum informellen Austausch zu bieten, um so deren Zusammenarbeit aufrechterhalten zu können. Die Kernaufgabe der OECD damals lag darin, Analysen zu verschiedenen, wirtschaftlich relevanten Themenbereichen zu erstellen und die Mitgliedsstaaten mit Statistiken zu beliefern.
Weder die OECD noch Moneyval haben eine demokratische Legitimation. Sie sind von keinem Volkssouverän gewählt und entbehren einer verfassungsmässigen Grundlage. Dementsprechend haben sie auch keine Rechenschaftspflicht. Sie sind nach wie vor ein informelles Gremium. Ihr Einfluss aber ist weitreichend. Kaum wahrnehmbar findet eine Verlagerung nationaler Entscheidungsgewalt auf diese supranationalen Organisationen statt. Und die Aussage, dass die OECD selbst indirekt Politik betreibt, ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Mit den schwarzen und grauen Listen der Steueroasen hat die OECD ein valables Machtinstrument geschaffen, mit dem sie Länder und Wirtschaftssysteme boykottieren kann. Die Staats- und Regierungschefs der GILC-Staaten goutieren dies und sind sich, obschon ihre Interessen höchst heterogen sind, in zwei Punkten erstaunlich einig: Bürger sollen stärker überwacht und der Steuerwettbewerb zwischen Staaten soll auf ein von ihnen definiertes, höheres Niveau begrenzt werden.
Und so setzt sich ein Trend fort, der langfristig in eine Sackgasse führen wird: mehr supranationale Vorgaben, Zentralisierung und Bürokratisierung sowie Eingriffe in die Privatsphäre des Einzelnen. Die Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus befeuern diesen Trend zusätzlich. Die Welt bewegt sich immer rascher auf einen Punkt zu, an dem liberal ausgerichtete Wirtschaftsstrukturen vehement gefährdet sind. Sofern kein Umdenken stattfindet, werden sie in Zukunft wohl nur mehr noch in Geschichtsbüchern nachzulesen sein.
Kleinstaaten wie Liechtenstein können sich diesem Trend nur schwer entziehen, und dennoch besteht Handlungsspielraum: Erstens ist eine Mitgliedschaft und Mitarbeit in Gremien wie dem Global Forum oder Moneyval unvermeidlich. Eine systematische, internationale Vernetzung ist insbesondere für einen Kleinstaat wesentlich. Zweitens gilt es, das Wesen der Selbstbestimmung und Eigenverantwortung hochzuhalten, wobei pragmatische, kostenverträgliche Lösungen einer prinzipiengetreuen Umsetzung von Vorgaben vorzuziehen sind. Drittens ist eine enge Zusammenarbeit der heimischen Akteure im regulatorischen Bereich wichtig und zielführend.
Der liechtensteinische Finanzplatz ist ein stützen-der Pfeiler der heimischen Volkswirtschaft. Deshalb muss bei der Umsetzung von Regulierungsvorgaben stets die Grössenverträglichkeit berücksichtigt werden, denn diese Möglichkeit besteht auch.
"Eine Krise darf nicht dazu missbraucht werden, um den staatlichen Einfluss zu erhöhen." hält S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein im Interview mit Claudio Grass fest. Im Interview spricht S.D. Prinz Michael über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Folgen der Massnahmen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus ergriffen worden sind. Er erklärt auch, warum es nun dringend an der Zeit sei, den Weg zurückzufinden zu mehr Unternehmertum, individueller Freiheit, Eigenverantwortung, weniger öffentlichen Ausgaben, mehr privaten Ersparnissen und einer soliden Eigenkapitalbildung. Das Interview ist erschienen auf www.proaurum.ch
Am zentral gelegenen Union Square in San Francisco blickt seit Kurzem Greta Thunberg auf die Passanten nieder. Das junge Mädchen steht mittlerweile als Sinnbild für die Forderung, angesichts von Klimaveränderungen umzudenken und neue Wege zu beschreiten. In einem kürzlich erschienen Beitrag in der Schweizer Wochenzeitung Finanz und Wirtschaft (www.fuw.ch) ist S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein der Frage nachgegangen, wie es einem Mädchen - das sich dazu entschlossen hat, freitags nicht mehr zur Schule zu gehen, um für den Klimaschutz und gegen den Klimawandel zu demonstrieren - gelingen konnte, eine solch weitreichende Aufmerksamkeit zu erlangen. Ein lesenswerter Kommentar, der einen Blick hinter die Kulissen wirft.
Im Rahmen der dritten Währungskonferenz in Düsseldorf gab S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein Einblick, wie eine Entnationalisierung der Währungsordnung geschehen könnte. Das Interview, geführt von Ferdinand Knauss, ist erschienen im Magazin TICHYS EINBLICK 12/2019.
In Liechtenstein wird bald ein in FinTech-Kreisen bereits als Blockchain-Gesetz bekanntes Gesetz über Token und VT-Dienstleister zur Anwendung gelangen. In diesem Newsletter erfahren Sie mehr zu diesem Gesetz und auch, welche Chancen sich aus einem digitalisierten Wirtschaftssystem ergeben.
S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein spricht im Interview mit Claudio Grass über den Wert von Privateigentum in der heutigen Zeit, worin die Aufgaben eines Staates liegen, welche Chancen und Risiken absehbar sind und wodurch sich das Fürstentum Liechtenstein auszeichnet. Das Interview ist in zwei Teilen erschienen auf www.proaurum.de
Die Token-Ökonomie steht als Überbegriff für den in der digitalen Welt stattfindenden Handel und die Bewirtschaftung von Informationen in Form von Token. Die Blockchain bildet derzeit das dafür notwendige digitale Handelssystem. Die Vorteile eines solchen Systems liegen auf der Hand: direktes Involvement, höhere Effizienz, geringerer Verwaltungsaufwand und tiefe Transaktionskosten. Gerade für die Treuhandbranche stellt die Möglichkeit der Tokenisierung neue Chancen bereit. Welche? Lesen Sie mehr dazu im Beitrag, der bei Trust & Trustees erschienen ist.
Als Folge einer Überregulierung ist der Kostendruck auf europäische Finanzplätze in den vergangenen Jahren überproportional stark angestiegen. Die Gefahr ist gross, dass mit der Überregulierung und der daraus resultierenden Komplexität und auch teilweisen Widersprüchlichkeit die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie Kundenorientierung immer stärker eingeschränkt werden. Was das für den Finanzplatz Liechtenstein bedeutet, lesen Sie in diesem Beitrag, der in der liechtensteinischen Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erschienen ist.
Das billige Geld der vergangenen Jahre gepaart mit fehlender Haushaltsdisziplin und einem Unwillen an politischen Reformen haben das Ungleichgewicht von Wirtschaftsleistung und Staatsdefizit immens verschärft. An Europa lässt sich die Dramatik der heutigen Situation beschreiben. Erfahren Sie mehr dazu im nachfolgend aufrufbaren Beitrag: In der Schuldenfalle, der in der Schweizer Wochenzeitung www.fuw.ch erschienen ist.
Die Welt kann auf ein goldenes Zeitalter zurückblicken. Massgebend dafür waren das Konzept der freien Marktwirtschaft und das Bewusstsein für ein Miteinander. Doch wie wird die Zukunft aussehen? Die Stimmen der Gleichmacherei werden immer lauter und ein Anspruchsdenken immer stärker. Erfahren Sie mehr dazu in diesem Newsletter und auch, wie es Liechtenstein gelungen ist, sich zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort entwickeln zu können.
In etlichen Ländern existieren Gesetze, die das Recht auf Privateigentum und Privatsphäre eingrenzen und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Vermögen vermehrt einschränken. Warum nun aber die Gestaltungsfreiheit wertgeschätzt werden muss, erläutert dieser Beitrag, der in der Wochenzeitung www.wirtschaftregional.li erschienen ist.
Digitaler Fortschritt, Eigentumsrechte, Treuhandtätigkeit - wo steckt da der Zusammenhang? Mit dieser Frage befasst sich der aktuelle Artikel, der im führenden Branchenmagazin Trusts & Trustees erschienen ist. Eine Treuhandtätigkeit geht weit über die reine Vermögensverwaltung hinaus. Deshalb wird es unablässlich sein, sich mit dem digitalen Fortschritt zu befassen. Denn im Zeitalter der Digitalisierung bedeutet Vermögensschutz auch, die Chancen und Risiken zu identifizieren, die mit der Digitalisierung einhergehen.
US-Präsident Donald Trump heizte das globale Entsetzen an, als er bekannt gab, Strafzölle auf Importe von Aluminium und Stahl zu erheben. Damit hatte er es geschafft, das wichtige Thema Freihandelwieder in den internationalen Fokus zu rücken. Aus wirtschaftsliberaler Sicht ist Freihandel sehr wünschenswert, jedoch fragt sich, welchen Sinn Freihandelsverträge im globalen Handel wirklich machen. Sind sie nicht eher ein weiteres protektionistisches Instrument? Ein Beitrag zur aktuellen Debatte, erschienen in der Schweizer Wirtschaftszeitung www.fuw.ch
Jeweils zu Wahlkampfzeiten wird der Begriff liberale Demokratie bemüht. So auch in diesem Frühjahr in Frankreich, als der Sieg von Präsident Emmanuel Macron als Erfolg der liberalen Demokratien gefeiert worden ist. Doch was verbirgt sich hinter diesem offensichtlich attraktiven Begriff? Und warum wird er gerade im Wahlkampf oft und gerne verwendet? Wie stellt sich der Begriff liberale Demokratie dar, bringt man ihn in Zusammenhang mit dem Nudging-Konzept, für welches der US-Ökonom Richard Thaler im 2017 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet worden ist? Ein Beitrag zum Missverständnis liberale Demokratie, erschienen in der Schweizer Wirtschaftszeitung www.fuw.ch
In Zeiten von Informationsüberflutung und Fake News gewinnt die Qualität von Informationen an erheblicher Bedeutung. Ein Beitrag von S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein, verfasst für www.diplomatic-world.com
Interview über Geopolitik, Finanzpolitik, Regulierungsexzesse und die Lage am Finanzplatz Liechtenstein. www.wirtschaftregional.li im Gespräch mit S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein
Liechtenstein im Schatten Europas: Die Welt befindet sich in einem grossen Umbruch, mit dem die geopolitischen Machtverhältnisse neu ausgerichtet werden. S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein erörtert in diesem Beitrag die aktuelle Weltlage und stellt den Bezug zu Liechtenstein her. Dieser Beitrag ist erschienen im Staatsfeiertagsmagazin von www.exclusiv.li
Das sogenannte Begünstigtenregister (Beneficial Ownership Register) öffnet ein neues Kapital im europäischen Kontroll- und Überwachungsmassnahmenkatalog. Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe zum Trend nach mehr finanzieller Transparenz.
Im zweiten Halbjahr 2017 wird die liechtensteinische Steuerverwaltung erstmals Daten mit 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union austauschen. In diesem Newsletter erfahren Sie, was die Informationen im Rahmen des automatischen Informationsaustauschs (AIA) beinhalten und was er für liechtensteinische Vermögensstrukturen bedeutet.
Prinz Michael von und zu Liechtenstein im Interview mit Barbara Dietrich (www.diplomatic-world.com): Wie können sich Kleinstaaten im globalen Wettbewerb behaupten?
Akteure der Europäischen Union streben nach einer immer engeren Union, in der der Spielraum für Unternehmertum und Innovation, für Eigenverantwortung und Selbstbestimmung immer mehr schwindet und das Anderssein und Andersdenken verunmöglicht wird. Die europäische Erfolgsgeschichte kann aber nur fortgeschrieben werden, wenn die Union unvollständig bleiben darf. Ein Beitrag zu einem Europa der Vielfalt, erschienen in der Schweizer Wirtschaftszeitung www.fuw.ch
Die liechtensteinische Stiftung lässt mittlerweile auf neunzig Jahre Erfahrung und Praxis blicken. Sie zeichnet sich aus als Instrument für eine verantwortungsvolle Vermögensführung, die von Weitsicht geprägt ist. Dennoch muss die liechtensteinische Stiftung immer wieder gegen Klischees antreten. Warum ist dem so?
In Europa hat sich ein Sicherheitsdenken etabliert, das in einer kleinen Fehlertoleranz mündet und die Innovationsfähigkeit hemmt. Auch Pensionskassen sind davon betroffen. Es bräuchte wenig, um hier Positives bewegen zu können. Ein Beitrag zum Thema Innovation und Pensionskassen, erschienen in der Schweizer Wirtschaftszeitung www.fuw.ch
Der Automatische Informationsaustausch (AIA) im Gespräch: die zentralen Inhalte zum automatischen Informationsaustausch hinsichtlich Steuerinformationen, für einmal auf eine andere Art und Weise vermittelt.
Ein exklusives Interview mit S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein über Geopolitik, Vermögenserhalt und Vermögenssicherung und die Frage, welchen Einfluss ein liberales Rechtsverständnis auf die Vermögensbetreuung und Vermögensverwaltung hat. Das Interview ist erschienen im Staatsfeiertagsmagazin von www.exclusiv.li
Wie entwickelt sich gesamtgesellschaftlicher Wohlstand? Welche Rolle spielt Privatvermögen? Warum wird grosses Vermögen von der breiten Bevölkerung als etwas Suspektes angesehen? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Beitrag mit dem Titel: Die Mär vom bösen Wolf.
Nicht nur der US-Wahlkampf zeigt, wie fehlgeleitet Parteipolitik heute ist. Die Beliebigkeit der etablierten Parteien hat das Vertrauen der Wähler zerstört. Dieser Beitrag veranschaulicht, weshalb Personen wie Donald Trump einen derart hohen Zuspruch erfahren.